Aston Martin wieder reif für das Podest
So plante Alonso den Angriff zum Sieg

GP Niederlande 2023

Max Verstappen egalisierte mit einer weiteren makellosen Fahrt den Rekord von neun Siegen in Folge. Fernando Alonso wollte ihm diesen Sieg streitig machen. Er hat jetzt wieder das Auto dafür, und er hatte einen Plan.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
Foto: Wilhelm

Zurück zur Normalität. Zum ersten Mal seit dem GP Kanada feierten Aston Martin und Fernando Alonso wieder ein Podium. Dazu noch den Extra-Punkt für die schnellste Runde. Nur Max Verstappen war unerreichbar für den ältesten Fahrer im Feld. Und doch gab es diesmal einen Funken Hoffnung. Als das Rennen nach einem Wolkenbruch für 43 Minuten unterbrochen werden musste, da hatte Alonso den Red Bull mit der Startnummer 1 direkt vor seiner Nase.

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Er wusste aus der Qualifikation, dass der Red Bull Probleme haben würde, die Intermediates schnell in den Arbeitsbereich zu bringen. Und der 42-jährige Spanier hatte einen Plan, vielleicht doch noch zu seinem 33. GP-Sieg zu fahren. "Ich habe in der Pause lange darüber nachgedacht, was ich beim Re-Start mache und wie viel Risiko ich nehme. Das Team hat mir Rückendeckung gegeben. Sie haben mir vertraut, dass ich damit nicht den zweiten Platz aufs Spiel setze."

Zielkurve voll mit Intermediates

Direkt beim Re-Start ließ Alonso seinem Gegner ein bisschen Platz, weil er nicht am Anfang, sondern am Ausgang der Zielkurve auf Verstappen aufschließen wollte. "Ich hatte mir vorgenommen, die überhöhte Kurve voll zu fahren. Das war auf den Intermediates, die noch nicht ganz warm waren, extrem kritisch. Dann wollte ich Max in Kurve 1 oder 3 überraschen. Leider war ich in Kurve 1 ein bisschen zu weit weg. Danach bin ich den Rest der Runde andere Linien als Max gefahren. Ich war schneller, kam aber nicht vorbei."

Nach einer Runde waren die Intermediates am Red Bull auf Temperatur. "Ab da konnte ich Fernando kontrollieren", erzählte Verstappen. Der Holländer verließ sich darauf, dass der Veteran in seinem Rücken keine Dummheiten macht. Alonso grinste: "Ich wusste, dass ich ein Problem mit den Fans bekomme, wenn ich Max abräume."

Norris - Alonso - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
Motorsport Images

In der Startrunde kassierte Alonso in einem Aufwasch Russell und Albon.

Das Überholmanöver des Monats

Fernando Alonso ging als Fünfter ins Rennen und kam als Dritter aus der ersten Runde zurück. Auch für die ersten Kilometer hatte der alte Fuchs einen Plan. "Ich hatte im dritten Training im Regen gemerkt, wie viel Grip die innere Linie in der Kurve 3 hat. Ganz oben in der Steilkurve ist die Fahrbahn lackiert. Da wird es im Nassen rutschig."

Als die Autos in ihre Startpositionen rollten, war es noch trocken. Doch Alonso entdeckte schon Regentropfen auf seinem Visier. "Damit war mein Experiment, in der Kurve unten zu fahren, wieder aktuell. Für Russell und Albon war es schwer, den Grip auf der oberen Linie abzuschätzen. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass die untere funktioniert." Als er dann in einem Aufwasch am Williams und Mercedes vorbei war, konnte sich Alonso eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen: "Ich glaube, das war das Überholmanöver des Monats."

So taktierte Aston Martin am Start

Doch das Rennen war lange nicht vorbei. "Es war ein Rennen, bei dem man jede Menge Fehler machen konnte", konzedierte Red-Bull-Technikguru Adrian Newey. Gleich nach der ersten Runde kamen sieben Fahrer für Intermediates an die Box. Die richtige Entscheidung, auch wenn in einigen Fällen die Reifen nicht bereitlagen.

Verstappen und Alonso waren nicht dabei. Sie kamen erst in der zweiten Runde an die Box und fielen auf die Plätze 5 und 7 zurück. Auch beim Wechsel zurück auf Slicks zögerten ihre Kommandostände mindestens eine Runde zu lang. Doch dafür gab es aus Sicht der Aston-Martin-Strategen Gründe. "In so einem Fall tust du das, was deine direkten Gegner machen, weil du deine Position gegen sie nicht herschenken willst", erklärte Sportdirektor Andy Stevenson.

Beim Zögern vor dem ersten Regenschauer spielte die Angst vor einem Rennabbruch eine Rolle. Als der nicht kam, holte man Alonso an die Box, ließ Lance Stroll jedoch auf der Strecke, um die zweite Karte zu spielen. "Zwei extra Stopps kosten dich fast 50 Sekunden Zeit. Da überlegst du dir zwei Mal, ob es das wert ist", erklärte Chefingenieur Tom McCullough.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Niederlande 2023 - Zandvoort - Rennen
xpb

Ein gebrochener Schlagschrauber verzögerte einen von Alonsos Reifenwechseln.

Alonso hat volles Vertrauen ins Auto

Ein bisschen schwerer wog Alonsos dritter Boxenstopp mit einer Standzeit von 8,3 Sekunden. "Links vorne war der Schlagschrauber gebrochen. Unser Mann musste ein zweites Mal ansetzen", entschuldigte sich Stevenson. Alonso verlor dadurch zwei Positionen an Carlos Sainz und Yuki Tsunoda, die er aber innerhalb von drei Runden wettmachte.

Der Aston Martin AMR23 war am Renntag das zweitschnellste Auto im Feld. "Ich bin geflogen, auf Slicks wie auf Intermediates", schwärmte der WM-Dritte. "Es war so ein Tag, wo du eins bist mit deinem Auto. Ich hatte zu jeder Zeit volles Vertrauen in das, was das Auto tut. An solchen Tagen bist du in der Lage 100 Prozent abzuliefern."

Noch will Alonso die Formsteigerung des grünen Autos nicht allein dem Upgrade mit dem neuen Unterboden zuschreiben. "In Zandvoort hat es funktioniert. Das Auto war klar besser als in den Rennen zuvor. Aber schon nächste Woche kommen wir mit Monza auf eine Strecke mit einem völlig anderen Layout. Wir müssen abwarten, um uns ein endgültiges Urteil zu erlauben."

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