GP Brasilien 2023 (Qualifikation): Verstappen-Pole

Mit nur einem einzigen Training vor der Qualifikation wussten die Teams nicht genau, wo sie stehen. Dafür lief die Vorbereitung auf die Zeitenjagd zu unterschiedlich aus. Das ist der Reiz eines Sprint-Wochenendes: In nur 60 Trainingsminuten bekommt nicht jeder ein genaues Bild und nicht alle bringen das Setup auf die Reihe. Das kann für Überraschungen sorgen, die diesmal jedoch ausblieben.

Red Bull hat aus der schlechten Erfahrung im Vorjahr offenbar die richtigen Konsequenzen gezogen. Nach dem schwachen Rennwochenende in São Paulo 2022 zeigt sich das Weltmeisterteam deutlich besser aussortiert. Auch wenn nicht alles rund läuft, sicherte sich Max Verstappen die Pole Position mit einer Rundenzeit von 1:10.727 Minuten. Dabei fühlte sich die letzte Runde überhaupt nicht gut an. "Der erste Sektor war noch in Ordnung. Danach lief es schockierend. Das Auto ist nur noch gerutscht."

Aston Martin meldet sich zurück

Seinen Verfolgern erging es nicht anders. Das Wetter spielte verrückt, was die Gripverhältnisse stark verringerte. Erst blies ein heftiger Wind, dann öffneten die Wolken ihre Schleusen. Schlussendlich veranlasste das Gewitter die Rennleitung vier Minuten vor Quali-Ende dazu, vorzeitig abzubrechen. Mitten am Tag war es in São Paulo Nacht geworden.

Davor hatten die restlichen zehn Piloten nur eine schnelle Runde, um sich in eine gute Ausgangsposition für das Hauptrennen zu bringen. Auf einem schmierigen Untergrund. Neben Verstappen meisterte Charles Leclerc diese Aufgabe am besten. Der Monegasse verlor in seiner finalen Runde fast drei Zehntelsekunden auf die Bestmarke. Somit schrammte er an der dritten Pole in Serie vorbei. "Solche Verhältnisse wie hier habe ich noch nie erlebt. Ab der vierten Kurve war das Auto so schwer zu fahren. Ich wollte schon in die Box kommen, habe aber durchgezogen. Der zweite Rang überrascht mich."

Die große Überraschung des Tages war Lance Stroll, der sich auf dem dritte Rang qualifizierte. "Ich bin sehr zufrieden. Das Auto fühlte sich durchweg gut an", berichtete der Kanadier. "Im letzten Versuch hatte ich dann aber wie alle anderen zu kämpfen." Aston Martin meldete sich nach verpatzten Rennwochenenden in Austin und Mexiko zurück. Mit Fernando Alonso startet der zweite Aston Martin aus Reihe zwei in den Grand Prix.

Russell mit Strafe zurück

Die Vorjahressieger mussten sich zunächst mit der dritten Startreihe abfinden. Lewis Hamilton büßte bereits 0,742 Sekunden auf die Bestzeit ein. Der dreimalige Brasilien-Sieger klassifizierte sich an der fünften Stelle. Dahinter folgte George Russell im zweiten W14. Der 25-jährige Engländer hatte im Vorjahr sowohl den Sprint als auch das Hauptrennen in Interlagos für sich entschieden. Nach der Qualifikation gab es schlechte Nachrichten für Russell. Weil er Pierre Gasly in der Boxenstraße aufgehalten hatte, brummten ihm die Sportkommissare zwei Straf-Plätze auf.

Red Bull, Ferrari, Aston Martin, Mercedes und McLaren brachten jeweils beide Autos in das verkürzte Quali-Finale. Dort schnitt Lando Norris als Siebter in der Abrechnung der schnellsten Runden besser ab als Teamkollege Oscar Piastri (10.), der in die eine fliegende Runde einen Fahrfehler einstreute. Ihn trieb es in Kurve zwölf neben die Strecke ins Gras. Darunter litt Sergio Perez, der dahinter anbrauste und die wichtige Ecke den Berg hinauf nicht voll durchfahren konnte. Der Mexikaner wurde Neunter. Davor landete Carlos Sainz im zweiten Ferrari. Er patzte in Kurve drei.

Hülkenberg Elfter

Haas schaffte es im Gegensatz zum Rennwochenende in Mexiko, mit beiden Autos in den zweiten Quali-Teil zu kommen. Dort war wie eine Woche zuvor für Nico Hülkenberg Endstation. Der Le-Mans-Sieger von 2015 schaffte es nicht mehr, sich im letzten Run seines Tages zu steigern. Das Limit schien er mit der Runde zuvor erreicht zu haben. Zum Aufstieg fehlten 0,172 Sekunden. Das Ergebnis war der elfte Rang.

Teamkollege Kevin Magnussen echauffierte sich über einen der Ferrari-Piloten. Er fühlte sich aufgehalten. Der Däne, der im Vorjahr in Interlagos sensationell die Pole eingestrichen hatte, musste sich mit dem 14. Rang abfinden. Auch für die Alpine war nach dem zweiten Abschnitt der Qualifikation vorzeitig Schluss. Esteban Ocon entschied als Zwölfter das teaminterne Duell gegen Esteban Ocon für sich. Auch das Alpine-Duo wurde nach der Quali für dasselbe Vergehen wie Russell mit einer Strafe belegt. Sie rutschen jeweils um zwei Ränge in der Startaufstellung zurück.

Alexander Albon hatte keine Chance auf einen Platz im Q3. Die Zeitenabstände fielen äußerst gering aus. Der Thailänder war um gerade einmal 0,819 Sekunden langsamer als der schnellste Fahrer des Q2, in dem Fall McLaren-Pilot Norris.

Alpha Tauri und Alfa-Sauber früh raus

Der erste Quali-Durchgang startete 15 Minuten später als geplant. Die Streckenposten mussten erstmal noch den Asphalt säubern. Ein Rahmenrennen hatte zu viel Dreck auf der Fahrbahn verteilt. Nach ein paar Reifenschäden im ersten Training ging die Rennleitung vor diesem Hintergrund auf Nummer sicher.

Es baute sich eine Drohkulisse auf. Die Wolken verdunkelten den Himmel, doch es blieb in den ersten 18 Minuten trocken. Alpha Tauri steckte eine bittere Pleite ein. Das Form-Hoch von Mexiko verschwand im rund 1.400 Meter tiefergelegenen São Paulo. Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo reihten sich nur auf den Positionen 16 und 17 ein. Der Japaner beschwerte sich dabei nach dem Ende des Q1 über Lewis Hamilton.

Auf dem 4,309 Kilometer langen Kurs liegen die Autos auf eine fliegende Runde traditionell eng zusammen. So war es auch im ersten Segment. Den Letzten trennte 0,935 Sekunden vom Schnellsten. Wie Alpha Tauri verlor Alfa-Sauber beide Autos im ersten Teil. Die Strecke passt nicht zu den Schweizer Rennwagen. Es fehle speziell in den schnellen Kurven, stellte der stellvertretende Teamchef Alessandro Alunni Bravi ernüchtert fest. Dazu scheiterte mit Williams-Fahrer Logan Sargeant noch der übliche Verdächtigte.