Das Werksteam von General Motors
Erster Windkanaltest für Andretti

GP USA 2023

Ungeachtet der noch offenen Entscheidung der Formel 1 über die Zulassung von Andretti wurde bereits das erste 60-Prozent-Modell im Windkanal getestet. Das Projekt wird immer mehr zum Werkseinsatz von General Motors.

Michael Andretti - Formel 1
Foto: IndyCar

Manchmal ist es gut, Fakten zu schaffen. Michael Andretti machte in Austin Werbung für sein Formel-1-Projekt. Er hat zwar den Segen der FIA, wartet aber immer noch auf einen Termin bei Formel-1-Boss Stefano Domenicali. Der frühere Rennfahrer hofft, dass die FOM bei der wirtschaftlichen Prüfung seines Rennstalls nicht auf Zeit spielt.

Es geht darum, ob Andretti-Cadillac der Formel 1 einen Mehrwert bringt. Für Andretti stellt sich die Frage gar nicht: "Wir bringen Sponsoren und Gäste, kaufen Werbung und haben allein durch unsere Präsenz als möglicher Kandidat den Wert der anderen Teams verdoppelt. Und die Fans lieben uns. Es wird das erste echte amerikanische Team."

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Der IndyCar-Champion von 1991 will allen zeigen, dass er und sein Partner General Motors es ernst meinen. Deshalb lüftete er beim GP USA auch ein kleines Geheimnis. An dem Tag, an dem in Austin das erste Training stattfand, stand ein 60-Prozent-Modell eines Prototyps des Andretti-Formel-1 im Toyota-Windkanal. Die Truppe aus den USA hat sich vorerst für ein Jahr in Köln eingemietet. Langfristig gibt es Pläne für einen eigenen Windkanal in den USA. FIA-Vertreter behaupten: "Wir haben die Kandidaten auf Herz und Nieren überprüft. Andretti erfüllt alle unsere Bedingungen. Das ist ein seriöser Auftritt."

Andretti Cadillac - Sean Bull Design
Sean Bull Design

Andretti will gemeinsam mit dem Autoriesen General Motors und deren Tochtermarke Cadillac in die Formel 1.

Ein Team – zwei Standorte

Die Vorbereitungen für einen Start 2025 laufen auf vollen Touren. Andretti hofft deshalb auf eine schnelle Entscheidung im F1-Hauptquartier. "Wir haben viele Top-Ingenieure eingestellt, die wissen wollen, wie es weitergeht." Das Team arbeitet zweigeteilt. Geplant sind 700 Leute in den USA, 400 in England. Die Autos werden in Indianapolis gebaut, aber von England aus betreut. Auf beiden Seiten des Atlantiks gibt es ein Designbüro.

Andretti verrät: "Die Fabrik in Indianapolis wird Mitte 2025 voll funktionstüchtig sein und das Beste werden, was es auf diesem Sektor gibt. Wir werden dort auch unsere Autos für die Formel 2, 3 und E, sowie die WEC und IndyCar-Serie produzieren."

Die Kritik, dass man von den USA aus kein Formel-1-Team führen kann, lässt er nicht gelten. "Für die Europa-Rennen haben wir eine Basis in England. Wenn die Formel 1 auf Übersee-Tournee geht, kommen die Autos auch bei den anderen Teams nicht mehr in die Fabrik zurück. Sie sind mit dem ganzen Material auf Reisen. Da ist es dann egal, ob es am Ende der Reise nach Europa oder Amerika geht."

Michael Andretti - Formel 1
IndyCar

Michael Andretti sieht kein Problem darin, ein Formel-1-Team in den USA und in Europa zu führen.

Ein echtes amerikanisches Team

Andretti wählt den Standort USA mit Bedacht: "Wir wollen ein echtes amerikanisches Team sein und so eine Identität für unsere Fans schaffen." Der 61-jährige Amerikaner geht noch weiter. Mittlerweile ist das Projekt zu einem Werkseinsatz von General Motors mutiert. Das soll denen den Wind aus den Segeln nehmen, die den größten Automobilhersteller nur als Passagier betrachten, der sein Cadillac-Logo auf einen Motor klebt. Auch denen, die immer behauptet haben, einem Weltkonzern würde man jederzeit die Tür öffnen.

Andretti bestätigt, dass sich der Einsatz des Detroiter Autobauers nicht nur auf den Antrieb beschränken wird. "Sie sind auch an der Chassis-Entwicklung beteiligt." Das Fachpersonal wird hauptsächlich von General Motors rekrutiert. Vater Mario Andretti erzählt: "GM ist mit Feuereifer dabei. Die hängen sich auf allen Ebenen voll rein in das Projekt. Das ist in Werkseinsatz." Die Motorsport-Legende gibt zu: "Es ist der letzte große Traum meines Lebens, dieses Projekt am Start zu sehen."

Ein eigener Motor aus Detroit wird frühestens 2027 einsatzbereit sein. Doch GM gibt auch da Gas. Man verlässt sich nicht nur auf eigene Ingenieure. Auf der Einkaufsliste stehen namhafte Konstrukteure mit Knowhow zu der aktuellen Motorgeneration.

Bis ein echter GM-Motor im Andretti steckt, braucht das Team eine Zwischenlösung. Andretti hat von der FIA die Zusicherung, dass ihm das sportliche Reglement einen Motor garantiert. 2025 müsste Renault einspringen, 2026 Renault oder Honda. Bei der FOM steht man auf dem Standpunkt, dass diese Regelung nur für Teams gilt, die das Concorde-Abkommen unterschrieben haben. Davon ist Andretti aber noch ein gutes Stück entfernt.

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