Perez verärgert Verstappen
Erst Zoff, dann Friede bei Red Bull

GP Österreich 2023

Max Verstappen verbuchte im Sprint zum GP Österreich den nächsten Erfolg. Einzig in der Startrunde geriet der Weltmeister ins Schwimmen, weil ausgerechnet der Teamkollege ihn attackierte. Am Funk echauffierten sich die Red-Bull-Piloten für die haarigen Momente. Nach dem Sprint herrschte Frieden. Auch mit Lewis Hamilton legte sich Verstappen an.

Verstappen - Perez - GP Österreich 2023 - Spielberg - Sprint
Foto: xpb

Der Weltmeister steuert in Spielberg einem perfekten Wochenende entgegen. Es fehlt nur noch der Sieg im Hauptrennen am Sonntag. Max Verstappen dominiert die Formel 1 auch bei Red Bulls Heimspiel in Österreich beinahe nach Belieben. Er sicherte sich am Freitag erst die Trainingsbestzeit und dann die Pole Position. Am Samstag setzte Verstappen seinen Siegeszug fort. Er schnappte sich in der zweiten Qualifikation den besten Startplatz und im Sprint den Sieg.

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Es war am Ende ein souveräner. Verstappen kreuzte den Zielstrich 21,048 Sekunden vor dem Teamkollegen. Und doch spürte der Sprint-Sieger an diesem Tag endlich mal wieder Gegenwehr, was ihm nicht wirklich bekam. Sergio Perez fuhr in der Startrunde die Ellbogen aus, und verabreichte Verstappen ein stückweit die eigene Medizin. Der 25-jährige Niederländer ist bekannt für seine harte Gangart im Zweikampf.

Verstappen - Perez - GP Österreich 2023 - Spielberg - Sprint
Wilhelm
Am Start drängte Verstappen den Teamkollegen an den Rand der Boxenmauer.

Verstappen wie Schumacher

In einer Saison, die gähnende Langeweile an der Spitze prägt, lechzten die Macher der Königsklasse nach solchen Szenen. Jeder, der Seriensieger Verstappen wenigstens versucht, ein Bein zu stellen und ihn herausfordert, ist willkommen. Beinahe hätten sich die beiden Red Bull am Start auf feuchter Fahrbahn gegenseitig aus dem Rennen genommen. Verstappen kam auf Pole vernünftig vom Fleck, doch danach fehlte es seinem Red Bull an Beschleunigung. "Ich hatte zu viel Schlupf", berichtete der Champion.

Die Hinterräder drehten durch, und es eröffneten sich für Perez die Chance, vorbeizuziehen. Auf der Innenspur quetschte sich der Mexikaner tatsächlich vorbei. Verstappens Versuch, ihm die Tür zuzuwerfen, missglückte. Perez rauschte entlang der Boxenmauer an die Spitze. Der Teamkollege hatte ihm den kleinstmöglichen Raum gelassen. Ein Manöver, wie zu besten Schumacher-Zeiten.

Falscher Winkel für Perez

Das Duell fand seine Fortsetzung. Auf der Innenspur lenkte Perez die erste Kurve in einem zu spitzen Winkel an. Das trieb ihn am Ausgang auf den glitschigen Randstein. "Ich bin nicht gut herausgekommen und musste mich verteidigen. Deshalb bin ich nach innen gezogen." Da tauchte bereits Verstappen wieder auf. Perez drückte ihn so weit raus, dass der Red Bull mit der Startnummer 1 mit den linken Rädern aufs Gras kam. Es folgte ein zensierter Funkspruch des Weltmeisters. "Er hat mich von der Strecke gedrückt." Perez fragte angesichts der Startphase nach: "Was ist nur los mit Max?"

Der teaminterne Zweikampf ging in den nächsten beiden Kurven weiter. In der dritten Ecke schlüpfte Verstappen innen durch und schickte Perez in die Auslaufzone. Der Konter vor Kurve vier blieb aus. Wieder ließ der Weltmeister seinen aufmüpfigen Teamkollegen auf der Außenspur verhungern. Verstappen schnitt ihm den Weg ab, sodass Nico Hülkenberg später innen am zweiten Red Bull vorbeigehen konnte.

Das war der Türöffner für danach ruhigere 23 Runden bis ins Ziel. Verstappen brauste auf und davon. Es ging für ihn nur noch darum, mit den Intermediate-Reifen auf einer abtrocknenden Strecke hauszuhalten. "Am Ende waren sie ziemlich abgefahren. Für uns hätte ein Wechsel auf Slicks keinen Sinn ergeben. Mein Vorsprung war groß genug. Der Stopp hätte nur ein unnötiges Risiko bedeutet." Weil gerade die Boxenstraße noch ziemlich nass war. Und ein ausgekühlter Reifen jeden Fahrer überraschen kann. Selbst den unbesiegbar wirkenden Verstappen.

Verstappen - Perez - GP Österreich 2023 - Spielberg - Sprint
xpb
Im Duell mit Perez fuhr Verstappen die Ellbogen maximal aus. Das galt auch für den Mexikaner.

Scharmützel mit Hamilton

Nach der Zielflagge beschwerte sich Verstappen ein weiteres Mal über den Teamkollegen. "Sein Manöver hätte uns in einen großen Unfall treiben können." Doch nur wenige Minuten später waren die Wogen wieder geglättet. Der Groll verflog und wich der Freude über den nächsten Triumph. Perez erklärte sich. "Ich habe Max nicht mit Absicht abgedrängt. Ich konnte ihn nicht sehen, weil die Sicht durch die Gischt schlecht war. Als ich gemerkt habe, dass er da ist, habe ich sofort die Tür aufgemacht."

Verstappen gab zu Protokoll. "Wir haben uns ausgesprochen. Es ist alles gut zwischen uns." Kein Zoff also bei Red Bull. Die teaminternen Verhältnisse sind ohnehin geklärt. Verstappen ist die klare Nummer 1. Er vergrößerte durch den Sprint-Sieg den Vorsprung in der WM von 69 auf 70 Punkte.

Das Scharmützel mit Perez war übrigens nicht das einzige, das Verstappen am Samstag von Spielberg austrug. Im ersten Teil der Sprint-Qualifikation geriet er mit seinem alten Rivalen – oder besser seinem Lieblingsfeind – aneinander. Verstappen fühlte sich im letzten Streckenabschnitt von Lewis Hamilton aufgehalten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gestand den Fehler ein und nahm seinen Superstar gleichzeitig in Schutz. "Wir haben Lewis nicht ausreichend informiert, damit er Max aus dem Weg geht."

Der Austausch von Freundlichkeiten ging in Kurve 1 weiter. Jetzt fühlte sich Hamilton aufgehalten. Wolff befand. "Das war ein absichtliches Revanche-Foul, während man Lewis keine Absicht unterstellen kann. Aber so ist es halt. Das wird sicher ein Thema beim nächsten Fahrer-Briefing. Die Fahrer werden darüber sprechen."

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