Mercedes überrascht sich selbst
Drittbestes Team trotz Topspeed-Manko

GP Italien 2023

Mercedes hat sich in Monza selbst überrascht. Hochgeschwindigkeitsstrecken sind nicht das Revier der Silberpfeile. Auf den Geraden war kein Auto langsamer als der Mercedes. Die Kurven glichen das Manko wieder aus.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Italien - Formel 1 - 2. September 2023
Foto: Wilhelm

Mercedes war vorgewarnt. Baku und Spa zählten in diesem Jahr nicht zu den bevorzugten Strecken des WM-Zweiten. Und vor einem Jahr trennten Mercedes in Monza 1,2 Sekunden von der Pole Position. Diesmal betrug der Abstand nur 0,377 Sekunden. George Russell stellte sein Auto als Vierter in die zweite Startreihe.

Lewis Hamilton war nur zwei Zehntel langsamer, rangiert aber vier Plätze weiter hinten. Der fünffache Monza-Sieger spürte auf allen Reifensorten zu wenig Grip auf der Hinterachse. "Im letzten Sektor haben die Hinterreifen abgebaut", erklärte Chefingenieur Andrew Shovlin.

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Maximale Schadensbegrenzung

Teamchef Toto Wolff betrachtete das Ergebnis als maximale Schadensbegrenzung. "Wir können halbwegs zufrieden sein. Monza ist nicht unsere stärkste Strecke, und wir haben es geschafft, den Rückstand im Rahmen zu halten." Wieder einmal zeigte sich, dass Mercedes zu viel Zeit braucht, um seine Autos in das optimale Fenster zu bringen. Und manchmal gelingt nicht einmal das, wie das Beispiel Hamilton zeigt.

Wolff bestätigt: "Unser Auto ist so sensibel beim Setup, dass wir eigentlich mehr Fahrtzeit für das Feintuning bräuchten." Am Freitag waren die beiden Mercedes-Piloten wieder mal mit unterschiedlichen Abstimmungen unterwegs. Hamilton mit mehr, Russell mit weniger Abtrieb. Weil Hamilton zu viel Zeit auf den Geraden verlor, schlug das Team am Samstag den Russell-Weg ein.

Mercedes - Formel 1 - GP Italien - Monza - 31. August 2023
ams

Im Vergleich zur Konkurrenz verliert Mercedes zu viel auf der Geraden.

Es fehlen 12 km/h auf der Zielgerade

Trotzdem war der Mercedes an drei der vier Messpunkte das langsamste Auto im Feld. Am Ende der Zielgerade fehlten Russell 12,2 km/h auf Ferrari und 7,3 km/h auf Red Bull. "Unser Auto hat in der Konfiguration für Highspeed-Strecken zu viel Luftwiderstand", bedauert Wolff, korrigiert aber: "Wir kommen aber wenigstens auf Rundenzeit. Schlimmer wäre, wenn wir zu viel Luftwiderstand hätten und auch noch auf die Runde langsam wären."

Der zweite Sektor in Monza ist ein Fingerzeig, wie das Auto in den Kurven liegt. Russell trennten dort nur 171 Tausendstel von Carlos Sainz und 110 Tausendstel von Max Verstappen. Hamilton verlor den Großteil seiner Zeit im letzten Sektor. In der Parabolica fehlte das Vertrauen ins Heck. "Es wurde im Verlauf des Trainings immer besser, aber im letzten Versuch hatte ich immer noch nicht das Gefühl, das ich mit dem Auto haben wollte."

Lewis Hamilton - GP italien 2023
Wilhelm

Lewis Hamilton fühlte sich nicht 100 Prozent wohl im Auto.

Russell mit Podest-Hoffung

Russell dagegen strahlte. Der vierte Startplatz ist ein weiterer Beweis dafür, dass seine Qualifikations-Krise überwunden ist. Und er gibt Hoffnung auf einen Podest: "Die Ingenieure haben über Nacht großartige Arbeit geleistet. Ich habe mich im Auto wohler gefühlt. Mit den weicheren Reifenmischungen als im Vorjahr gab es die Option, das Auto für die Qualifikation aggressiver abzustimmen oder mehr Richtung Rennen zu arbeiten. Wir haben uns für das Rennen entschieden, was uns hoffentlich am Sonntag hilft."

Auch bei einer anderen Frage entschied sich Mercedes für den konservativen Weg. Man verzichtete auf Windschattenfahren, weil es schwer zu orchestrieren ist und gewisse Risiken birgt, die Runde zu verschenken. "Mir war lieber, mich auf meine Runden zu konzentrieren. Das hat sich ausgezahlt", sagte Russell.

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