GP Kanada 2023 (Qualifikation): Verstappen vor Hülk

Diesen Max Verstappen scheint momentan nichts aufhalten zu können. Im Qualifying zum Kanada-Grand-Prix wurden alle Piloten mit wechselnden Wetter- und Gripverhältnissen konfrontiert. Entsprechend groß war die Fehlerquote. Zu Beginn der Session zeigte sich die Strecke noch leicht feucht. Für die erste K.O.-Runde mussten deshalb alle Piloten Intermediates aufschnallen lassen.

Ohne weiteren Regen trocknete die Ideallinie aber schnell ab, so dass im Q2 die Slicks aus den Heizdecken geholt wurden. Als einziger Pilot ließ Alex Albon seinen Williams schon direkt zum Anpfiff der Mittelsession mit Trockenreifen bestücken. So konnte der Thailänder unter den besten Bedingungen des Tages viele Übungsrunden drehen. Für den erfolgreichen Poker wurde er schließlich mit der Q2-Bestzeit belohnt.

Rote Flagge nach Piastri-Crash

Schon am Ende der zweiten K.O.-Runde nahm der Regen dann wieder zu. Im Top-Ten-Finale ging es also wieder mit Intermediates auf die Reise. Weil der Schauer immer stärker wurde, ging es für die zehn verbleibenden Piloten darum, gleich zu Beginn der Q3-Session eine starke Zeit zu setzen. Ein Dreher von Oscar Piastri beendete die Hatz allerdings schon nach knapp fünf Minuten. Um den rückwärts eingeschlagenen McLaren zu bergen, ließ die Rennleitung rote Flaggen schwenken.

Als es nach der Unterbrechung weiterging, schüttete es plötzlich aus Kübeln. Die Bedingungen ließen keine Verbesserungen mehr zu. Die Reihenfolge der ersten Runden blieb somit bestehen. Zu diesem Zeitpunkt lag Max Verstappen an der Spitze des Klassements. Red Bull hatte seinen Star schon zwei Minuten vor dem Anpfiff rausgeschickt, um sich als Erster an der Ampel anzustellen. Die leere Strecke nutzte der WM-Spitzenreiter, um zwei saubere Runden hinzuknallen.

In 1:25,828 Minuten sicherte sich Verstappen schließlich die 25. Pole-Position in seiner Karriere. "Gestern war unsere Vorstellung nicht besonders toll. Heute im Regen sah es ganz anders aus. Ich mag es einfach, auf feuchter Strecke zu fahren", freute sich der Dominator. "Wir haben zum Glück immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Für morgen bin ich auch optimistisch. Wir haben ein gutes Rennauto."

Hülkenberg kämpft sich durch

Zur Überraschung aller Experten fand sich Nico Hülkenberg am Ende auf Rang zwei der Zeitentabelle wieder. Doch der Samstag hätte auch ganz anders für den Deutschen enden können. Im Q1 wurde der Routinier kurz von Yuki Tsunoda aufgehalten, wofür der Japaner eine Startplatzstrafe (+3) kassierte. Mit nur 16 Tausendstel Vorsprung auf die Abstiegsplätze rettete sich Hülkenberg gerade so über die Q2-Hürde.

Auch im zweiten Abschnitt wurde es eng. Hülkenberg wechselte relativ spät auf Slicks. Doch kurz vor dem Regen setzte er noch schnell eine fehlerfreie Runde, die ihn ins Q3 brachte. Im Finale waren die Renngötter ebenfalls auf Hülkenbergs Seite. Nach dem Piastri-Crash wartete die Rennleitung mit den roten Flaggen so lang, bis der Haas über den Zielstrich fuhr. Damit zählte die Zeit.

"Ich hatte heute viel Spaß im Cockpit. Das war wild, das war schwierig. Der zweite Platz kommt natürlich unerwartet. Unser Team hat heute einen super Job erledigt. Bei diesem Wetter muss man viel kommunizieren. Da haben wir keinen Fehler gemacht", lobte der Pilot sein Team. Die Frage lautet, wie lange er sich am Sonntag auf trockener Piste vorne halten kann. "Ich werde so hart kämpfen, wie ich kann. Ich hoffe, dass es am Ende irgendwas zwischen Platz eins und zehn wird."

Alonso mit Kampfansage

Die ersten drei Positionen verlor Hülkenberg sogar schon vor dem Start. Als die roten Flaggen geschwenkt wurden, hielt der Haas-Pilot die Delta-Zeit nicht ein, die auf seinem Lenkrad angezeigt wurde. Eigentlich geht es bei solch einem Vergehen zehn Plätze zurück, doch die Schiedsrichter reduzierten die Strafe wegen der schwierigen Umstände.

Von der Rückversetzung Hülkenbergs auf Rang fünf profitierte als Erster Fernando Alonso. Wie im Vorjahr beginnt der Spanier das Montreal-Rennen von Startplatz zwei. In der entscheidenden Q3-Runde hatten dem Routinier noch anderthalb Zehntel auf die Hülkenberg-Zeit gefehlt.

Am Sonntag, bei dann wohl trockenen Bedingungen, hat der zweifache Weltmeister einen anderen Gegner. Alonso kündigte an, dass er Verstappen ärgern will. "Bisher haben wir es ihnen zu einfach gemacht. Ich hoffe, wir können morgen den Druck erhöhen. Wir wollen nicht wieder 20 Sekunden hinter ihnen herfahren, sondern zwei Sekunden."

Nimmt man die Longruns vom trockenen Freitag als Maßstab, muss man auch Mercedes auf dem Zettel haben. Lewis Hamilton und George Russell gehen aus der zweiten Startreihe auf die 70 Rennrunden. In einer relativ bunt gemischten Startaufstellung folgen hinter dem rückversetzten Hülkenberg dann Esteban Ocon und Lando Norris auf den Positionen sechs und sieben.

Ferrari mal wieder unglücklich

Der beste Ferrari schaffte im Qualifying nur die achtschnellste Zeit. Genau wie bei Hülkenberg gab es aber auch für Carlos Sainz noch eine nachträgliche Strafe. Der Spanier stand im Q1 Pierre Gasly im Weg. Für den Alpine-Piloten war danach Feierabend. Für Sainz geht es von Startplatz acht auf elf zurück.

Auch bei Charles Leclerc war der Frust groß. Der Monegasse fiel schon im Q2 durch den Rost, weil er zu spät auf Slicks wechselte. Der Pilot äußerte früh den Wunsch, sich Trockenreifen zu holen, wurde aber nicht erhört. Am Ende blieb nur der elfte Platz hinter Oscar Piastri und Alex Albon. Dank der Sainz-Strafe rücken aber alle drei Piloten eine Position nach vorne.

Ein weiterer großer Verlierer des Quali-Samstags in Montreal war Sergio Perez. Der Mexikaner konnte das Tempo von Teamkollege Verstappen nie mitgehen. In den entscheidenden Q2-Runden baute die Nummer zwei auch noch einige Fehler ein. Damit musste er am Ende auf Rang zwölf schon vorzeitig die Segel streichen.