Auferstehung von Ferrari
Scuderia auf dem richtigen Weg

GP Österreich 2023

Der größte Gegner von Red Bull ist Ferrari. Charles Leclerc fehlen in Österreich nur 48 Tausendstel auf die Pole Position von Max Verstappen. Und Carlos Sainz lauert auf dem dritten Platz. Bleibt eine Frage: Halten die Reifen im Rennen?

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Freitag - 30.6.2023
Foto: Motorsport Images

Ein Red Bull, zwei Ferrari. Die Farbe Rot war auf dem Podium für die Qualifikation zum GP Österreich in der Überzahl. Charles Leclerc verfehlte die Pole Position von Max Verstappen nur um 48 Tausendstel. Auch Carlos Sainz liegt mit 0,190 Sekunden Rückstand noch in Schlagweite. "Wir sind näher an Verstappen dran als erwartet." Es ist das zweite gute Ergebnis nach dem GP Kanada. War das schon die viel zitierte Trendwende und die Auferstehung von Ferrari?

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Teamchef Frédéric Vasseur bleibt vorsichtig. Jetzt muss es der Ferrari SF-23 auch noch im Rennen beweisen. Auf einer Strecke, auf der die Reifenabnutzung deutlich höher ist als in Montreal. "Wir rechnen eher mit drei als mit einem Boxenstopp", kündigt Vasseur an. Noch sind zwei Reifenwechsel für alle das angestrebte Ziel.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Freitag - 30.6.2023
xpb
Aufatmen oder Seufzer? Charles Leclerc hätte beinahe die Pole Position eingefahren.

Upgrade drei Wochen vorgezogen

Der erste Schritt ist mit den Startplätzen 2 und 3 für das Hauptrennen getan. Ferrari hat im ersten Training 50 der 60 Minuten in die Vorbereitung des Rennens gesteckt. Leclerc stellte dabei fest: "Red Bull ist im Renntrim vielleicht noch ein bisschen schneller als wir. Aber ich fühle mich im Auto so gut wie schon lange nicht mehr." Teamintern ließ er fallen: Fast so gut wie vor einem Jahr, als der Ferrari noch ein Siegerauto war.

Ferrari hat zum zweiten Mal nach Barcelona ein großes Aerodynamik-Paket mit neuem Frontflügel und neuem Unterboden nachgeschoben. Es war eine Meisterleitung, denn das Upgrade war eigentlich erst für den GP Ungarn in drei Wochen geplant. Vasseur richtete am Donnerstag extra eine Videobotschaft an alle Mitarbeiter in Maranello, um sich für ihren Einsatz zu bedanken.

Setup ein Kompromiss

Es ist eine undankbare Aufgabe an einem Sprintwochenende mit neuen Teilen aufzutauchen. Weil man in einer Stunde Training nur eingeschränkt lernen kann und weil die Abstimmung immer ein Kompromiss sein muss. Vasseur erklärt: "Normalerweise gehst du mit der Bodenfreiheit immer weiter runter, bis der Punkt kommt, an dem das Bouncing eintritt. Bei einem neuen Paket musst du auf der sicheren Seite bleiben. Wenn du später merkst, dass du zu weit gegangen bist, musst du das Setup umbauen, und dann startest du aus der Box." So ist es Alpine in Baku gegangen.

Das Ziel der Ferrari-Ingenieure war es, die Aerodynamik stabiler zu machen, um mehr Konstanz zu bekommen und den Fahrern Vertrauen zurückzugeben. Das scheint in einem ersten Schritt gelungen. Der Ferrari ist wieder berechenbar geworden und ändert seine Balance nicht mehr von Runde zu Runde oder gar von Kurve zu Kurve. Das wahre Potenzial der neuen Teile wird man erst beim zweiten Auftritt des Upgrades in Silverstone sehen.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Freitag - 30.6.2023
Motorsport Images
Carlos Sainz geriet mit den Streckenlimits in Konflikt.

Streckenlimits kosten Sainz Reifensatz

Die Ferrari-Piloten wollten angesichts der schwierigen Umstände nicht zu viel riskieren. Leclerc versteckte sich im Q1 und Q2, konzentrierte sich darauf, sicher weiterzukommen, um dann im entscheidenden Augenblick eine Pole-Runde auf die Bahn zu legen. "Ich habe den Speed langsam aufgebaut und erst im letzten Versuch alles zusammengepackt. Leider hat es für Max nicht ganz gereicht."

Der Vorjahressieger war einer der wenigen Fahrer, die im gesamten Training nicht mit den Streckenlimits in Konflikt kam. Leclerc ließ in den Kurven 9 und 10 immer einen Respektabstand zur weißen Linie auf der Außenseite. Erst bei seinem letzten Versuch blieb er gerade so innerhalb der Begrenzungen.

Carlos Sainz dagegen wurden fünf Runden gestrichen. Das Problem war die lange Wartezeit, bis sich die Rennleitung mit den Streichungen meldete. Im Q2 kostete das den Spanier einen extra Satz Soft-Reifen. Ferrari war sich nicht sicher, ob Sainz im grünen Bereich lag und ließ ihn zur Sicherheit eine weitere schnelle Runde drehen. Die Garnitur wird ihm im Sprint-Shootout abgehen.

Sainz war trotzdem zufrieden: "Wir haben Fortschritte gemacht und für das Rennen eine gute Ausgangsposition. Der Sprint am Samstag ist eine andere Geschichte. Das ist ein anderes Format bei vermutlich anderem Wetter." Für Samstag ist Regen angesagt. Red-Bull-Sportchef Helmut Marko sieht in Ferrari den größten Gegner, wenn die ihre Reifen in Schuss halten. "Das habe ich schon in Kanada gesagt, und keiner wollte mir glauben."

Für kurze Zeit durften die Tifosi sogar von einer nachträglichen Pole träumen. Rund eineinhalb Stunden nach Ende der Qualifikation leiteten die Sportkommissare eine Untersuchung gegen Verstappen ein. Er sollte Haas-Pilot Kevin Magnussen auf einer schnellen Runde aufgehalten haben. Die Untersuchung endete in einem Freispruch für den Red-Bull-Star.

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