Die Farce mit den Streckenlimits
Spielberg-Resultat erst Stunden später

GP Österreich 2023

Trauen Sie nicht dem provisorischen Ergebnis des GP Österreich. Nach einem Protest von Aston Martin musste die Rennleitung noch einmal alle Verstöße gegen die Streckenlimits prüfen und das Ergebnis ändern. Es gab zwölf neue Strafen.

Track Limits - GP Österreich 2023 - Spielberg
Foto: Motorsport Images

Um 17.58 Uhr stand Aston-Martin-Sportdirektor Andy Stevenson bei den Sportkommissaren auf der Matte. Der britische Rennstall reichte einen Protest gegen das provisorische Klassement des GP Österreich ein. Nach eigener Auswertung gab es in den Kurven 9 und 10 deutlich mehr Verstöße gegen die Streckenbegrenzungen als im Rennen entdeckt. Und damit auch mehr Strafen, was auch auf das Resultat Auswirkungen hatte.

Die Sportkommissare mussten nach Rücksprache mit der Rennleitung dem Kläger recht geben. Es lagen deutlich mehr potenziell strafwürdige Verletzungen vor als die Rennleitung während des Rennens festgestellt hatte. Insgesamt wurden nach vier Stunden Beweismitteleinsicht 83 Fälle entdeckt, bei denen Fahrer in den letzten beiden Kurven mit allen vier Rädern jenseits der weißen Linie fuhren. Es soll über 1.200 Fälle gegeben haben, die zumindest eine genaue Überprüfung gerechtfertigt hätten, hieß es aus FIA-Kreisen.

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Sieben Fahrer bestraft

Spätestens jetzt wurde der GP Österreich zur Farce. Die schiere Menge der Übertretungen machte es unmöglich, alle Fälle einer genauen Analyse zu unterziehen. Dazu müssen bei knappen Übertretungen der weißen Linie mehrere Blickwinkel von verschiedenen Kameras herangezogen werden. Wenn man nur eine Minute pro Untersuchung anrechnet, hätte der Prozess 20 Stunden gedauert.

Schon während des Rennens wurden insgesamt sieben Fahrer in acht Fällen bestraft. Ab dem vierten Verstoß gab es fünf Sekunden Strafe. Mehrfachtäter wie Yuki Tsunoda bekamen zehn Sekunden aufgebrummt. Auch Lewis Hamilton, Carlos Sainz, Pierre Gasly, Alexander Albon, Kevin Magnussen und Logan Sargeant zählten zu den Sündern.

Um 21.26 Uhr veröffentlichte die FIA die endgültige Liste mit 83 Regelverstößen, die dann zu zwölf weiteren Strafen führten. Die Sportkommissare änderten wegen der Menge der Übertretungen das Strafmaß. Für vier Verstöße gab es fünf Sekunden, für fünf zehn. Dann wurde das Konto auf null gesetzt und wieder vier Streckenlimit-Überschreitungen vor der nächsten Strafe toleriert. Spitzenreiter war am Ende Esteban Ocon mit zehn Übertretungen und 30 Sekunden Strafe. Sainz und Hamilton bekamen zusätzlich jeweils zehn Sekunden addiert. Auch für Gasly, Albon, Sargeant, de Vries und Tsunoda gab es als Nachschlag noch ein böses Erwachen.

Das führte zu Verschiebungen im Endresultat. Sainz rutschte vom vierten auf den sechsten Platz. Hamilton verlor eine Position an Teamkollege George Russell, der neben Gunyu Zhou der einzige mit einer komplett weißen Weste war. Pierre Gasly musste den neunten Platz an Lance Stroll abtreten. Der große Gewinner war Kläger Aston Martin. Alonso und Stroll gewannen je einen Platz, das Team drei Punkte extra.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Österreich 2023 - Spielberg
Wilhelm
Lewis Hamilton gehörte zu den Fahrern, die bestraft wurden.

Norris hat kein Mitleid mit Hamilton

Die Streckenlimits waren schon in der Qualifikation ein Ärgernis. Da wurden 47 Fälle notiert. Auch im letzten Jahr hagelte es Strafen. Im Blickpunkt standen besonders die beiden Highspeed-Kurven am Ende der Runde. Carlos Sainz erklärte, warum es im Rennen noch schwerer war, innerhalb der Linien zu bleiben: "Da fährst du im Verkehr und in den Turbulenzen der anderen. Der geringste Quersteher kann dich über die Linie hinauswerfen. Es ist unmöglich, das immer aus dem Auto heraus zu kontrollieren."

Lewis Hamilton entschuldigte sich mit einem unberechenbaren Mercedes: "In bestimmten Kurven, vor allem in Kurve 10, hatte ich Probleme und rutschte nur herum. Deshalb hatte ich mit den Streckenlimits zu kämpfen. Wir haben bei beiden Stopps etwas am Frontflügel verstellt, und das Auto wurde dadurch langsam besser, aber es war immer noch eine Herausforderung."

Lando Norris zeigte kein Mitleid: "Das kennen wir aus dem letzten Jahr. Sicher waren Fahrer in schlecht liegenden Autos mehr davon betroffen. Aber wenn man das weiß, muss man halt langsamer fahren. Ich habe mir immer genug Spielraum gegeben. Natürlich ist im Zweikampf die Versuchung groß, ans Limit zu gehen, aber dann musst du auch die Konsequenzen tragen."

Um eine Wiederholung im nächsten Jahr zu vermeiden, plädiert die FIA für Kiesbetten als Begrenzung. Das wird die MotoGP nicht freuen. Norris weist auf ein weiteres Problem hin. "In Kurve 6 gibt es außen hinter dem Randstein ein Kiesbett. Aber zwei Zentimeter davor ist eine weiße Linie. Und die war diesmal die Referenz. Deshalb müsste man in Zukunft das Kiesbett zur Grenze erklären."

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