Trendwende bei Aston Martin eingeleitet
Comeback nach der Sommerpause

GP Belgien 2023

Aston Martin fährt zwar weiter am Ende des Verfolgerfeldes, doch der britische Rennstall hat in Spa die Trendwende geschafft. Der Abstand zur Spitze der Gruppe schrumpfte um 18 Sekunden.

Fernando Alonso - GP Belgien 2023
Foto: Aston Martin

Der Star der ersten acht Rennen ist längst entzaubert. Seit dem GP Österreich läuft es bei Aston Martin nicht mehr so rund wie am Anfang der Saison. Seitdem kamen nur noch 42 Punkte auf das Konto. McLaren sammelte im gleichen Zeitraum 86 Zähler ein, Mercedes 80 und Ferrari 69. Der AMR23 war am Ende nur noch das fünftschnellste Auto im Feld.

Das änderte sich auch in Spa nicht, auch wenn Fernando Alonso vor Lando Norris die Zielflagge sah. McLaren stellte sich mit einem zu großen Heckflügel selbst ein Bein. Der war im Sprint für Oscar Piastri eine Trumpfkarte, aber im Rennen für Lando Norris ein Bremsklotz. Trotzdem zog Teamchef Mike Krack ein positives Wochenend-Fazit: "Es ist eher der Beginn eines Comebacks als die Bestätigung der drei Rennen davor."

Unsere Highlights
Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 28. Juli 2023
Aston Martin
Aston Martin kämpft noch mit den Nebenwirkungen des Kanada-Upgrades.

Aston Martin verkürzt Abstand

Das geben auch die Zahlen her. In Budapest verlor Alonso 42 Sekunden auf den Besten im Verfolgerpulk hinter Red Bull. Das war McLaren. In Spa betrug der Abstand von Alonso zum Drittplatzierten nur noch 24 Sekunden. Das war Ferrari.

Der Rückstand hätte geringer ausfallen können, hätte sich das Team etwas mehr zugetraut und hätte der Spanier in der Anfangsphase nicht sechs Sekunden hinter Carlos Sainz verloren. Danach war der Kontakt zu Leclerc und Hamilton so weit abgerissen, dass jede Verfolgungsjagd sinnlos gewesen wäre.

Alonso sicherte nur noch den fünften Platz gegen George Russell ab, der mit einem Boxenstopp weniger über die Distanz kam als der Rekordteilnehmer. Die Option hatte Aston Martin nicht. Die Strategen musste Alonso mit einem frühen ersten Reifenwechsel gegen die Undercut-Versuche der direkten Verfolger absichern.

Positiv war, dass auch Lance Stroll ein zählbares Ergebnis ablieferte. Der Kanadier zeigte mit einer Einstopp-Taktik, dass Aston Martin die Reifenabnutzung wieder deutlich besser im Griff hatte als bei den letzten Rennen.

Mike Krack - GP Belgien 2023
Aston Martin
Teamchef Mike Krack gibt zu, dass man mit der Reifenwahl und der Abstimmung in Spa etwas zu konservativ war.

Suche nach dem Fehler

Aston Martin hatte die letzten Wochen damit verbracht herauszufinden, warum das große Upgrade von Montreal nicht so eingeschlagen ist wie erwartet. Man hat sich zwar in den Bereichen verbessert, in denen man sich verbessern wollte, doch dafür haben sich Stärken in Schwächen gekehrt. "Jetzt geht es darum, diese negativen Seiteneffekte abzuarbeiten und abzustellen", erklärt Krack.

Der Prozess nahm Zeit in Ansprach, weil die vier Rennstrecken nach dem GP Kanada alle unterschiedlichen Charakter hatten, was sich auch auf die Defizite unterschiedlich ausgewirkt hat. "Die Autos sind zu komplex, um sofort sagen zu können, was an einem Upgrade funktioniert und was nicht. Wir glauben, dass wir die Probleme verstanden haben und versuchen jetzt sie zu korrigieren."

Deshalb wird bei Aston Martin das Wettrüsten weitergehen. Krack kündigte an: "Wir werden in Zandvoort etwas in der FIA-Upgrade-Liste stehen haben und auch bei den meisten Rennen danach."

Um sich nicht selbst noch mehr zu verwirren, brachte Aston Martin nur moderate Modifikationen nach Spa. Heckflügel und Beam Wing, speziell für die Strecke, dazu ein paar Änderungen an den Kanten des Unterbodens.

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 29. Juli 2023
Motorsport Images
Der Unfall von Lance Stroll im Sprint-Shootout schadete auch Fernando Alonso. So sammelte Aston Martin von den fünf Top-Teams wieder die wenigsten Punkte.

Kein Mut zu Soft-Reifen am Start

Wegen des wechselhaften Wetters blieben die Aston-Martin-Ingenieure beim Setup in allen Bereichen auf der konservativen Seite. Auch beim Abtrieb. Es war ein Kompromiss. Rückblickend wäre weniger Anpressdruck vielleicht mehr gewesen, wenn man auf Ferrari und Hamilton schaut. Beim Topspeed verlor man im Schnitt 8 km/h auf die Konkurrenz.

Auch in der Reifenwahl war Aston Martin vorsichtig. Den weichen Reifen zum Start trauten wir uns nicht zu. Wir waren überrascht, wie viele es trotzdem probiert haben", gab Krack zu. Aston Martin disponierte während des Rennens um. Pierre Gasly gab mit 23 Runden auf dem Soft die Richtung vor. Das waren auch für Alonso schlagende Argumente. Er hätte gefühlsmäßig den harten Reifen bevorzugt. Krack: "Als er gehört hat, was Gasly mit dem weichen und Norris mit dem harten Reifen passiert ist, war er überzeugt."

Einziger Wermutstropfen war die Nullrunde beim Sprint. Sie nahm schon im Shootout ihren Lauf, als es das Team mit Stroll auf zu nasser Strecke Slicks riskierte. Der Crash des Kanadiers passierte, bevor Alonso überhaupt eine Zeit auf Intermediates setzen konnte. Damit kam kein Auto in die ersten Zehn. Beim Mini-Grand-Prix über 11 Runden war nicht mehr viel zu holen. Alonso musste ins Risiko gehen und landete nach zwei Highspeed-Drehern im Kiesbett. Das kommt beim Meister höchst selten vor.

Live
GP Imola