Vorschau GP Ungarn 2023
Sorgt neues Quali-Format für Spannung?

GP Ungarn 2022

Beim Ungarn-Grand-Prix testet die Formel 1 ein neues Quali-Format. Hilft die Änderung dabei, Red Bull aus der Erfolgsspur zu bringen? In der Vorschau haben wir die letzten Infos zur Hitzeschlacht am Hungaroring.

Max Verstappen - Red Bull - GP Ungarn 2022 - Budapest
Foto: Wilhelm

In Barcelona war Mercedes zweite Kraft, in Montreal Aston Martin, in Spielberg Ferrari und zuletzt in Silverstone plötzlich McLaren. Doch eines änderte sich nie: Der Siegerpokal wanderte am Ende immer in die Red-Bull-Sammlung. Max Verstappen baute die Siegesserie des Weltmeisterteams auf elf Rennen in Folge aus. Damit wurde der McLaren-Rekord aus der Saison 1988 eingestellt. In Budapest will man nun direkt eine neue Bestmarke setzen.

Unsere Highlights

Es spricht nicht viel dafür, dass es beim Klassiker am Hungaroring anders laufen wird als in den bisherigen Rennen des Jahres. Der Kurs ist mit seinen vielen engen Kurven wie maßgeschneidert für den RB19, der vor allem in den langsamen Passagen glänzt. Allerdings hat Budapest in seinen 37-Grand-Prix-Ausgaben auch schon jede Menge Überraschungen hervorgebracht. Wir erinnern nur an den Husarenstreich von Esteban Ocon in der Saison 2021.

Neben Ocon finden sich in der Siegerliste von Budapest noch viele weitere prominente Piloten, die hier ihren ersten Erfolg feierten: Thierry Boutsen (1990), Damon Hill (1993), Fernando Alonso (2003), Jenson Button (2006) und Heikki Kovalainen (2008) saßen dabei nicht immer in den schnellsten Autos des Feldes. Der Grund für das hohe Überraschungspotenzial liegt im überholfeindlichen Charakter der Strecke. Das Qualifying spielt deshalb immer eine besonders wichtige Rolle.

Apropos Qualifying: Dieses Jahr probiert die Formel 1 beim Ungarn-GP ein neues Format aus, das eigentlich schon beim abgesagten Imola-Wochenende seine Premiere feiern sollte. Das Experiment läuft unter dem offiziellen Namen "Alternative Tyre Allocation" und schreibt den Teams die Reifensorten für die drei Quali-Runden vor: hard im Q1, medium im Q2 und soft im Q3.

Die Maßnahme, die in Monza noch ein zweites Mal zur Anwendung kommt, soll nicht nur mehr Spannung erzeugen, sondern auch der Nachhaltigkeit dienen. Mit weniger Verschwendung weicher Gummis in der Quali lässt sich die Gesamtzahl der Reifensätze reduzieren. So stellt Pirelli jedem Fahrer in Budapest nur 11 statt 13 Sets Slicks zur Verfügung. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Reifenwahl in den Trainings und die Strategie im Rennen.

Vielleicht kommt es aber am Ende ganz anders. Für den Freitag und den Samstag sind Regenschauer in Budapest vorhergesagt. Da müssen die Teams wohl eher die profilierten Gummis aus den Heizdecken holen. Wenn die Vorbereitung durch eine nasse Piste gestört wird, würde das natürlich mehr Spektakel im Rennen versprechen. Am Sonntag erwartet die Piloten eine Hitzeschlacht bei Sonne und 30°C.

Die Strecke – Hungaroring

Der Hungaroring, knapp 20 Kilometer außerhalb von Budapest gelegen, bietet der Formel 1 bereits seit 1986 regelmäßig eine Bühne. Die Strecke, mit ihren 14 vorwiegend langsamen und mittelschnellen Richtungswechseln, wird im Uhrzeigersinn absolviert und gehört zu den langsameren Kursen im Kalender. Acht Kurven werden mit weniger als 150 km/h durchfahren.

Überholen war auf dem technisch anspruchsvollen Kurs schon immer äußerst problematisch. Die langgestreckte letzte Kurve vor der nicht besonders langen Zielgeraden erschwert es dem Vordermann, direkt im Windschatten zu folgen. Die beiden DRS-Zonen vor Kurve 1 und vor Kurve 2 halfen in der Vergangenheit nur bedingt.

Das Qualifying und ein guter Start sind deshalb immer besonders wichtig. Schon in den Trainings legen Fahrer und Ingenieure ihr Augenmerk verstärkt auf die Performance auf eine schnelle Runde. Die Zeitenjagd ist auf dem Hungaroring eine große Herausforderung. Die Kunst liegt darin, die Reifen in den ersten beiden Sektoren nicht zu überlasten, um im letzten Abschnitt noch ausreichend Haftung zu finden. Wer die Reifen früh überhitzt, verliert überproportional viel Rundenzeit.

Der Weg von der Pole Position zur ersten Kurve ist einer der längsten im ganzen Jahr. Die linke Seite der Startaufstellung liegt auf der Ideallinie und bietet deshalb deutlich mehr Grip. Wenn sich das Feld vor dem ersten Bremspunkt zusammenschiebt, wird es immer wieder ganz eng. Unfälle sind hier eher die Regel als die Ausnahme.

Pirelli-Infografik - GP Ungarn 2023
Pirelli
Pirelli liefert in Ungarn nur 11 statt 13 Sätze Trockenreifen. Bei heißen Temperaturen wird der Soft im Rennen wohl nicht zum Einsatz kommen.

Fast Facts

  • Streckenlänge: 4,381 km
  • Rundenzahl: 70
  • Gesamtdistanz: 306,734 km
  • Rundenrekord (Rennen): 1:16.627 min (Hamilton, 2020)
  • Top-Speed: 311 km/h
  • DRS-Zonen: 2 (T1-T2 / T14-T1)
  • Abtriebslevel: hoch
  • Reifen: C3, C4 und C5
  • Boxenstopp-Zeit: 16 Sekunden
  • Distanz Pole Position -> Kurve 1: 444 Meter
Max Verstappen - Formel 1 - GP Ungarn 2022
xpb
Die Randsteine von Budapest verlangen nach einem etwas höheren Fahrwerk.

Setup

Früher wurde der Hungaroring oft mit Monte Carlo verglichen – eine langsame Strecke, nur ohne Leitplanken. Doch in den letzten Jahren hat sich der Charakter verändert, weil die Autos immer weiter an Abtrieb zugelegt haben. Die Kurvengeschwindigkeiten stiegen. Aus langsamen Kurven wurden mittelschnelle. Mittelschnelle Ecken entwickelten sich zu schnelleren Passagen.

Vor allem im Mittelteil der Strecke werden viele der Kurven im vierten oder fünften Gang durchfahren – kein Vergleich zu den Stadtkursen in Monaco und Baku mit überwiegend eckigen Passagen, die im zweiten oder dritten Gang genommen werden. Nichtsdestotrotz: Es reiht sich Kurve an Kurve. Die Geraden sind kurz. Das wirkt sich auf das Setup aus. Voller Abtrieb heißt die Parole für die Ingenieure.

Da der Hungaroring vom Charakter sehr rund und flüssig ist, gibt es an die Bremsen und die Reifen keine übermäßigen Anforderungen. Trotzdem müssen die Fahrer auf die Gummis achtgeben. Im Rennen bei erwartet sehr heißen Temperaturen werden vor allem die beiden härteren Mischungen zum Einsatz kommen.

Mangels langer Geraden ist es nicht so einfach, eine dauerhafte Frischluftversorgung für die Antriebseinheiten zu gewährleisten. Vor allem im unteren Drehzahlbereich ist viel Leistung gefragt, um gut aus den langsamen Ecken herauszukommen. Auch das Fahrwerk muss etwas weicher abgestimmt werden, um die Traktion zu verbessern, den Untersteuer-Charakter der Strecke zu lindern und die Kerbs glattzubügeln.

Red Bull - F1-Technik - Seitenkasten - GP Kanada 2023
xpb
Red Bull wird in Budapest mit einem Seitenkasten-Upgrade aufschlagen.

Technik-Updates

Mit dem Budapest-Wochenende beginnt der letzten Doppelschlag vor der vierwöchigen Sommerpause. Von den meisten Teams erwarten wir hier vor allem Kleinkram, mit dem die größeren Pakete aus den vergangenen Wochen komplettiert werden. In Budapest kommt es auch nicht so sehr auf aerodynamische Effizienz an, sondern um maximalen Abtrieb. Der Luftwiderstand spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Eine umfangreichere Ausbaustufe, die sichtbare Änderungen bringen wird, erwarten wir vor allem von Red Bull. Nach Informationen von auto motor und sport hat das Weltmeisterteam ein Paket mit neuen Seitenkästen geschnürt. Wie man hört, ziehen sich tiefere Rinnen durch Oberseite der RB19-Verkleidungsteile, wie man es schon von Aston Martin oder McLaren kennt.

Alpha Tauri hat die Vervollständigung des großen Silverstone-Updates mit weiteren Aero-Teilen angekündigt. Dazu hat das kleine Red-Bull-Schwesterteam auch noch personell aufgerüstet. Rookie Nyck de Vries musste gehen, dafür kommt nun Daniel Ricciardo zum großen Comeback. Man darf gespannt sein, wie gut der Australier in dem schwächelnden Team glänzen kann. Das erste Ziel muss natürlich heißen, Teamkollege Yuki Tsunoda zu schlagen. Keine leichte Aufgabe, wenn man mitten in der Saison in ein neues Auto einsteigen muss.

McLaren - Technik - Formel 1 - GP England 2023
Motorsport Images
McLaren erwarten wir in Ungarn nicht ganz so stark wie in Silverstone. Langsame Kurven sind nicht die Stärke des MCL60.

Favoriten

Wie schon erwähnt, muss man in Budapest immer mit Überraschungen rechnen. Doch Red Bull hat in den ersten zehn Rennen einen so stabilen Eindruck hinterlassen, dass es schwer fällt, an einen Außenseitersieg zu glauben. Die flüssige Strecke mit den vielen langsamen und mittelschnellen Kurven passt genau ins Beuteschema. Dazu bringt das Team von Adrian Newey auch noch Upgrades. Wenn die Konkurrenz eine Chance haben will, muss sich Red Bull schon selbst schlagen.

Das Verfolgerfeld präsentierte sich in den letzten Rennen bunt gemischt. In Silverstone vor zwei Wochen trumpfte McLaren plötzlich groß auf. Die GPS-Analyse zeigte aber schon in England, dass dem MCL60 die langsamen Kurven nicht besonders gut schmecken. Wir rechnen deshalb damit, dass die Papaya-Renner in Bupapest wieder etwas zurückfallen. Bei Aston Martin ist das Gegenteil der Fall. Die grünen Raketen sind immer dann stark, wenn der Luftwiderstand keine große Rolle spielt.

Ein Fragezeichen schwebt noch über Mercedes. Der W14 war selbst für die eigenen Ingenieure zuletzt nur schwer zu lesen. Wenn der Reifenverschleiß im Rennen ein Thema wird, muss man die schwarzen Silberpfeile aber auf jeden Fall auf der Rechnung haben. Ferrari hofft dagegen, dass die Reifen halten. Bei übermäßiger Belastung der Gummis ging es für die Scuderia-Piloten in diesem Jahr schon häufig im Rennen rückwärts.

Mit Red Bull, Mercedes, McLaren, Aston Martin und Ferrari haben sich fünf Teams herauskristallisiert, die an der Spitze die Punkte unter sich ausmachen, wenn keiner ausfällt oder Fehler macht. Der erste Verfolger Alpine leistete sich zuletzt zu viele Schwächen, auch bei der Zuverlässigkeit. Williams sehen wir in Budapest etwas schwächer als sonst. Das Auto verlangt nach schnellen Strecken mit langen Geraden. Dafür dürfte Haas wieder etwas stärker auftrumpfen – wenn der Reifenverschleiß nicht zum Problem wird.

Max Verstappen - GP Ungarn 2022
Red Bull
Mit einer guten Strategie kämpfte sich Verstappen 2022 in Budapest von Startplatz 10 zum Sieg. Auch ein Dreher konnte den Weltmeister nicht aufhalten.

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Ungarn 2022

Beim Budapest-Wochenende des Jahres 2022 erlebten die Fans die größte Überraschung schon im Qualifying. George Russell raste mit dem schwächelnden Mercedes zum ersten und einzigen Mal auf die Pole Position. Max Verstappen dagegen musste nach einem MGU-K-Defekt die Zeitenjagd abbrechen und am Sonntag von Rang zehn losfahren. Doch am Ende durfte der Seriensieger trotzdem jubeln.

Bei ungewöhnlich kühlen Temperaturen half Verstappen eine perfekte Strategie zum Sieg. Ein früher erster Boxenstopp in Runde 16 brachte ihn bereits an Lewis Hamilton vorbei auf Rang vier. An der Spitze duellierten sich derweil die beiden Ferrari mit Pole-Setter Russell. Dank des Pace-Vorteil übernahm Charles Leclerc in Runde 31 die Führung von Russell, der zuvor viel Gegenwehr geleistet hatte.

Doch für den letzten Stint setzte Ferrari seine Speerspitze auf den harten Reifen, die der Monegasse nicht ins Arbeitsfenster bekam. Das nutzte Verstappen zum Überholmanöver in der 41. Runde. Ein Dreher des Weltmeisters kehrte die Reifenfolge an der Spitze für einen Moment wieder um. Doch Leclerc musste sich auch dem zweiten Angriff des Holländers kampflos geschlagen geben.

Die beiden Ferrari fielen am Ende bis auf die Positionen vier und sechs zurück. Hinter Verstappen landeten am Ende Hamilton und Russell in den beiden Mercedes auf dem Podium. Wie Verstappen zeigte auch Sebastian Vettel eine tolle Aufholjagd. Der Heppenheimer kämpfte sich von Startplatz 18 bis auf Rang 10 nach vorne und wurde mit einem WM-Punkt belohnt. In der Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights eines unterhaltsamen Rennens.

Zeitplan

Zeitplan GP Ungarn 2023

Datum 

Session

Uhrzeit

Freitag, 21.07.2023

1. Training

13.30-14.30 Uhr

2. Training

17.00-18.00 Uhr

Samstag, 22.07.2023

3. Training

12.30-13.30 Uhr

Qualifikation

ab 16 Uhr

Sonntag, 23.07.2023

Rennen

ab 15 Uhr

Live
GP Imola