Ferrari-Problem mit langen Kurven
Vasseur fordert weniger Fehler

GP Ungarn 2023

Ferrari reiste mit großen Hoffnungen nach Budapest und kehrte nur mit zehn Punkten nach Hause. Der Kurs offenbarte die Probleme des Autos. Und Teamchef Frédéric Vasseur forderte weniger Fehler.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1 - Rennen
Foto: Wilhelm

In das Verfolgerfeld hinter Red Bull ist seit dem GP England Bewegung geraten. McLaren und Mercedes haben sich von Ferrari und Aston Martin etwas abgesetzt. Das kann am Layout der letzten beiden Rennstrecken liegen oder der Anfang eines Trends sein. Spa wird die Antwort liefern. Da ist beides dabei. Ein bisschen Hungaroring, ein bisschen Silverstone.

Ferrari reiste nach Budapest in dem Glauben, dass die Strecke dem SF-23 besser liegt als Barcelona oder Silverstone. Weil die ganz schnellen Kurven fehlen. Und doch war das Ergebnis eine Enttäuschung. Charles Leclerc und Carlos Sainz sammelten nur zehn Punkte ein. Wenn die letzten beiden Rennen der Maßstab für die Zukunft waren, dann muss Ferrari im Rennen um die WM-Plätze hinter Red Bull jetzt auch noch McLaren fürchten. Um alle Pannen bereinigt verlor Leclerc über 70 Runden 58 Sekunden auf Verstappen, aber auch 25 Sekunden auf Norris. Das sollte zu denken geben.

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Balance-Verschiebung in langen Kurven

Teamchef Frédéric Vasseur resümierte, dass Ferrari unter Wert geschlagen wurde. "Die Startplätze 6 und 11 haben uns ein schwieriges Rennen aufgezwungen. Mit Carlos mussten wir einen Start auf Soft-Reifen riskieren, was wegen des kürzeren ersten Stints bedeutet hat, dass wir danach zwei Mal harte Reifen nehmen mussten. Charles hat durch die Pannen in der Box sieben und fünf Sekunden verloren. Damit war das Rennen für ihn gelaufen. Sein Speed war gut. Er hätte Fünfter werden können."

Der Hungaroring zeigte erneut die Schwachstellen des Ferrari auf. Es sind nicht die schnellen Kurven per se. Dann hätte der Ferrari in Spielberg nicht so stark sein dürfen. Es sind Kurven mit einem langen Radius. Egal ob langsam, schnell oder mittelschnell. Sobald die Vorderräder über einen langen Zeitraum eingeschlagen sind, verschiebt sich die Balance. Und das kostet Rundenzeit. Das Auto rutscht und strapaziert dabei die Reifen.

Die Analyse der Qualifikationsrunden zeigt, dass Ferrari auf der Zielgerade und im ersten Sektor noch mithalten kann, im zweiten mit seinen lang gezogenen Kurven schwächelt und am Ende der Runde Zeit verliert, weil die Reifen zu heiß sind. Diese Eigenschaft schleppt der SF-23 seit Saisonbeginn mit sich herum. Hitze und starker Wind verschärfen das Problem.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1
Wilhelm
Nach dem Freien Training war noch viel Optimismus bei Ferrari zu spüren.

Der Trugschluss am Freitag

Da der Hungaroring mit seinen vielen Kurven den Reifen kaum Verschnaufpausen gönnt, gab Ferrari von Anfang an einem Setup den Vorzug, das die Hinterreifen so gut wie möglich schützt. Das resultierte in den Startplätzen 6 und 11. Außerdem war die Reifenfolge mit zwei harten Garnituren am Ende gesetzt. Red Bull, McLaren und Mercedes vertrauten auf die Reifenfolge medium-hart-medium.

Die Rennsimulationen am Freitag ließen Ferrari hoffen. Sie waren im Schnitt nur zwei Zehntel pro Runde langsamer als die von Red Bull. Doch Freitag ist nicht Sonntag. Am Sonntag fahren alle außer Max Verstappen im Verkehr und damit in schlechter Luft. Und dann bauen die Reifen auch stärker ab als am Freitag, wo die Fahrer die meiste Zeit alleine unterwegs sind.

Im ersten Stint konnte Leclerc noch einigermaßen mit Hamilton mithalten. Nach 15 Runden fehlten nur 2,6 Sekunden. Das lag auch daran, dass zu Beginn des Rennens alle mit Reifenmanagement beschäftigt waren, weil keiner wusste, wo bei dieser Hitze die Reise hingehen würde. Mit der Erfahrung des ersten Stints begannen alle mutiger zu werden.

Leclerc - Hamilton - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1 - Rennen
Wilhelm
Am Ende blieben nur die Positionen 7 und 8 für die beiden Ferrari-Piloten.

Leclerc verliert zwölf Sekunden in der Box

Leclerc blieb nur noch volle Attacke. Ein 9,3 Sekunden-Stopp warf den Ferrari mit der Startnummer 16 aussichtlos zurück. Links hinten streikte ein Schlagschrauber. Es kam noch schlimmer. Vor dem zweiten Reifenwechsel drückte Leclerc in der Boxeneinfahrt den Speedlimiter einen Bruchteil zu spät und wurde mit 80,7 km/h geblitzt. Machte in der Endabrechnung noch einmal fünf Sekunden plus. "Wir müssen aufhören Fehler zu machen", forderte Vasseur.

Wenigstens funktioniert der Plan mit Sainz. Der Spanier wurde mit Soft-Reifen ins Rennen geschickt, um vom elften Startplatz schnell nach vorne zu kommen. Tatsächlich tauchte Sainz nach der ersten Runde auf dem sechsten Rang auf. Und er hielt mit den weichen Reifen 15 Runden lang durch. Dann holte ihn das alte Thema wieder ein: "Auf den längeren Stints mit den harten Reifen brachen die Hinterreifen ein."

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