Das Grinsen von Nico Hülkenberg bei der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag (20.7.) war fast so breit wie das von Daniel Ricciardo, der eine halbe Stunde zuvor auf der FIA-Couch Platz nehmen durfte. Der Rheinländer überraschte die anwesenden Journalisten mit einem neuen Look. Die sonst eher dunkelblonden Haare des Haas-Piloten erstrahlten in einem ultrahellen Strohblond.
"Es ist faszinierend, was für eine Wirkung ein paar gebleichte Haare haben können", schüttelte Hülk ungläubig mit dem Kopf, als er direkt auf die neue Frisur angesprochen wurde. Den ersten Verdacht, dass der auffällige Look etwas mit einer verlorenen Wette zu tun haben könnte, dementierte der Pilot jedoch direkt. Einen speziellen Grund wollte er aber auch nicht vorbringen.
"Es ist ja gerade der neue Barbie-Film rausgekommen. Ich dachte, dass ein bisschen Extra-PR zu diesem Zeitpunkt der Saison ganz nützlich sein kann", grinste der Deutsche, dessen Ähnlichkeit mit der Filmfigur "Ken" nicht von der Hand zu weisen ist. "Nein, nur Spaß. Ich wusste gar nichts über den Film und habe als Kind auch nicht mit Barbie und Ken gespielt. Das war wohl einfach schlechtes Timing."
Quali-Experiment hilft Haas nicht
Vielleicht kommt mit der optischen Veränderung ja auch das sportliche Glück zurück. Die beiden letzten Rennsonntage in Spielberg und Silverstone sorgten eher für Frust. Aber auch für Budapest halten sich die Erwartungen in Grenzen: "Hier soll es sehr heiß werden. Dazu fordert die Strecke die Reifen stark. Ich erwarte ein hartes Rennwochenende für uns", so die düstere Prognose.
Der erhöhte Verschleiß im Rennen ist immer noch das große Problem seines Dienstwagens. Nur im Qualifying lief es bis jetzt meistens nach Plan. Mit frischen weichen Reifen werden die Schwächen des Autos überdeckt und Hülkenberg kann immer wieder seine Klasse zeigen. Da kommt es äußerst ungelegen, dass die Formel 1 ausgerechnet jetzt in Budapest zum ersten Mal ein neues Quali-Format testet.
Statt einer freien Reifenwahl, wie sonst üblich, sind die Mischungen für die drei Quali-Runden vorgeschrieben – harte Gummis im Q1, Medium-Slicks im Q2 und erst im Q3 wird wie sonst auch mit Softs gefahren. Mit dieser Vorgabe kann sich Pirelli insgesamt zwei Reifensätze pro Rennwochenende sparen. Das Ganze ist Teil der Nachhaltigkeitskampagne der Formel 1.
Haas mit Unterboden-Upgrade
Hülkenberg hätte darauf allerdings verzichten können: "Dass wir im ersten Quali-Abschnitt die harten Reifen fahren müssen, kommt uns leider nicht entgegen. Das wird eine extra-große Herausforderung. Wir werden sie aber annehmen." Vielleicht helfen ja auch ein paar Technik-Upgrades dabei, den Reifenärger zu lindern. "Wir haben vor allem am Unterboden etwas Neues. Ich hoffe, dass uns das ein wenig nach vorne bringt. Ich glaube, es wird wieder sehr eng zugehen. Da zählen jede Session und jede einzelne Runde."
Der Routinier muss wohl auf die Fehler der starken Teams hoffen, wenn mal wieder etwas Zählbares herausspringen soll. Dazu besteht auch noch die Gefahr, dass neue Konkurrenz von hinten droht. Alpha Tauri steht aktuell zwar noch ganz am Ende der Teamwertung. Doch mit der Rückkehr von Daniel Ricciardo hat das Schwesterteam von Red Bull frisches Blut geleckt.
Hülkenberg hat den Rennstall aus Faenza auf jeden Fall auf dem Zettel: "Der Alpha Tauri ist vor allem im Rennen ein starkes Auto. Es wird interessant zu sehen, was Danny damit anstellen kann. Er war jetzt acht, neun Monate raus aus der Formel 1 und hat einen Neustart durchgeführt. Es ist ganz gut, wenn man sich mal aus dem Fokus befreit. Da spreche ich aus Erfahrung. Er kommt jetzt frisch zurück. Mal gespannt, was er schaffen kann."
Vertragsverlängerung nur Formsache
Weil Rennstallbesitzer Gene Haas dieses Wochenende in Budapest vor Ort erwartet wird, wurde Hülkenberg natürlich auch zu seinen Zukunftsplänen befragt. Teamchef Guenther Steiner hatte schon vor ein paar Wochen angedeutet, dass er die Personalfrage diese Saison etwas schneller beantworten will als im vergangenen Jahr.
Hülkenberg kündigte an, sich auf jeden Fall mit Gene Haas zusammenzusetzen – ganz unabhängig von der Vertragsfrage. "Vielleicht müssen wir ja auch gar keinen neuen Deal aushandeln. Vielleicht ist ja schon alles geregelt", erklärte der Fahrer etwas kryptisch, was fast so klang, als seien die Optionen für beide Parteien bereits fix.
"Ich bin in der aktuellen Situation sehr happy und entspannt. Für beide Seiten läuft es ganz gut, denke ich. Ich habe viel Spaß. Beim Team passt die Stimmung auch. Es gibt eigentlich keinen Grund, warum diese Beziehung nicht weitergeführt werden sollte."
