FIA reagiert auf Reifen-Problem
Drei Stopps sind im Rennen Pflicht

GP Katar 2023

Sechs Stunden vor dem Rennen präsentierte Pirelli den Teams das Ergebnis ihrer Untersuchung der Sprint-Reifen. Es gab wieder Anzeichen von beginnender Laufflächenablösung. Die FIA bestimmte darauf eine Maximallaufzeit für alle Reifen.

George Russell - GP Katar 2023
Foto: Wilhelm

Der GP Katar wird als Veranstaltung in die Geschichte eingehen, bei dem am Tag des Rennens noch eine entscheidende Korrektur des Ablaufs festgelegt wurde. Die FIA verfügte aus Sicherheitsgründen, dass kein Reifensatz länger als 18 Runden gefahren werden durfte. Bei einer Gesamtdistanz von 57 Runden sind somit mindestens drei Boxenstopps zur Pflicht. Wer zu lange auf einem Reifensatz fährt, bekommt die schwarze Flagge gezeigt und wird ausgeschlossen.

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Lange gab es noch Diskussionen, wie mit Reifen umgegangen wird, die bereits zuvor im Training oder im Qualifying zum Einsatz kamen. Zunächst lautet der Vorschlag, dass diese Sätze insgesamt 20 Runden absolvieren dürfen, um zwei langsameren In- und Out-Laps einzurechnen. Doch was, wenn Reifen mehrere langsamere Runden gefahren wurden?

Pirelli will nun für jeden gebrauchten Satz eine individuelle Zahl an maximalen Runden ermitteln. Alle Teams haben Zugang zu den Reifendaten der Konkurrenz. Es lässt sich somit im Rennen genau sagen, wann ein gegnerisches Fahrzeug mit einem bestimmten Reifensatz die Boxen ansteuern muss. Daran lässt sich dann die eigene Strategie anpassen.

Sergio Perez - GP Katar 2023
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Trotz der nach innen gezogenen Streckenbegrenzungen wurden Vorschäden an den Reifen erkannt.

Track-Limits-Änderung ohne Effekt?

Die Maßnahme hat einen ernsten Hintergrund. Nachdem Pirelli nach dem ersten Trainingstag am Freitag bei Reifensätzen, die 20 Runden benutzt worden waren, Anzeichen von Ablösung der Lauffläche von der Karkasse an den Reifenschultern entdeckt hatte, wurden die Streckenlimits in den Kurven 13 und 14 um 80 Zentimeter nach innen verlegt.

Damit wollte man verhindern, dass die Fahrer die 50 Millimeter hohen Randsteine als Ideallinie nutzen. Sie sollten durch die Maßnahme dazu gezwungen werden, nur auf den flacheren Teil des Kerbs zu fahren. Nach Meinung von Pirelli führte der lange Aufenthalt auf den Randsteinen mit Geschwindigkeiten bis zu 300 km/h und starken Schwingungen dazu, dass die Anbindung der Gummischicht an den Unterbau bröckelte.

Um den Erfolg der Maßnahme zu testen, wurde der Sprint am Samstag zur Generalprobe bestimmt. Die vorgesehene Distanz von 19 Runden erschien als idealer Test. Doch wegen drei Safety-Car-Phasen wurden nur zwölf Runden davon im Renntempo zurückgelegt. So blieben lediglich die Reifensätze von Lewis Hamilton und von Charles Leclerc als repräsentatives Muster übrig. Beide Fahrer waren mit gebrauchten Gummis in den Sprint gegangen, was in Summe ungefähr 20 Runden unter hoher Belastung ergab.

Erneut Anzeichen von Laufflächenablösung

Fernando Alonso - GP Katar 2023
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Die Fahrer ließen sich durch die neuen Limits nicht komplett vom Räubern über die Randsteine abhalten.

Als Pirelli Samstagnacht die 20 Reifensätze des Sprints aufschnitt, zeigte sich unter dem Mikroskop erneut Indikationen von Laufflächenablösung. Da es Reifensätze auf der linken und rechten Seite betraf, war klar, dass nicht nur die drei superschnellen Rechtskurven 12, 13 und 14 das Problem waren, sondern die ganze Rennstrecke.

Man hätte ohne Probelauf vor dem GP-Start die Streckenlimits in allen Kurven ändern müssen und wäre dann noch nicht einmal sicher gewesen, ob es funktioniert hätte. Die Fahrer räuberten trotz Aberkennung von Rundenzeiten und Strafen für zu häufige Übertretungen im Sprint Shootout 31 Mal und im Sprintrennen selbst 23 Mal über die Streckenlimits hinaus und gerieten damit auf die für den Reifen gefährlichen Bereich der Randsteine.

Damit blieb der FIA aus Sicherheitsgründen nichts anderes übrig, als das Problem mit einer Mindestlaufzeit zu lösen. Das kann aber nur eine Maßnahme für dieses Jahr sein. Für 2024 muss der Rennstreckenbetreiber von Losail die Randsteine in allen Kurven modifizieren. Was keine leichte Aufgabe ist, weil man auch Rücksicht auf die MotoGP nehmen muss. Möglicherweise wird man dazu gezwungen sein, einige Auslaufzonen aus Asphalt auf Kiesbetten umzustellen.

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