Wutausbruch in Katar
FIA-Untersuchung gegen Stroll

GP Katar 2023

Lance Stroll hat in Katar ein rabenschwarzes Wochenende erlebt. Nach dem Qualifying ließ der Kanadier seinem Frust freien Lauf. Das respektlose Verhalten gegenüber dem eigenen Team und der Presse wird nun von der FIA untersucht.

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Katar - Losail - 6. Oktober 2023
Foto: xpb

Lance Stroll hat gerade keinen guten Lauf. Seit fünf Rennen konnte der Aston-Martin-Pilot nicht mehr punkten. Zum Vergleich: Teamkollege Fernando Alonso schaufelte im gleichen Zeitraum 34 Zähler auf sein Konto. In der Gesamtwertung hat der Spanier fast viermal so viele Punkte gesammelt, wie sein Garagennachbar.

Dabei lief es zu Beginn der Saison noch ganz ordentlich für Stroll. Er konnte zwar nicht wie Alonso regelmäßig Pokale abstauben, fuhr aber wenigstens regelmäßig in die Top Ten. Doch seit der Sommerpause ist irgendwie der Wurm drin. Negativer Höhepunkt war der heftige Quali-Crash in Singapur, nach dem der Pilot sogar das Rennen aussetzen musste.

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In Japan und Katar fand Stroll in den Qualifyings gar nicht mehr in die Spur. Rechnet man das Sprint-Shootout von Losail dazu, standen am Ende drei Q1-Eliminierungen in Folge zu Buche. Alleine am Auto konnte es nicht gelegen haben. Alonso schaffte es dieses Jahr beim Einzelzeitfahren immer in die finale Top-Ten-Runde.

Nach dem Katar-Qualifying wurde der Frust bei Stroll dann auch erstmals nach außen sichtbar. Der sonst eher etwas stoische Pilot aus Montreal feuerte beim Aussteigen in der Garage das Lenkrad aus dem Cockpit. Sein Trainer Henry Howe, der ihn eigentlich nur beruhigen wollte, wurde einfach zur Seite geschubst. Im anschließenden TV-Interview verweigerte der Fahrer dann vernünftige Antworten zu seinem Abschneiden.

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Katar - Losail - 6. Oktober 2023
xpb

Stroll ließ seine Wut sogar am eigenen Trainer aus.

Krack wirbt um Verständnis

Das respektlose Verhalten wurde in der Presse und den sozialen Medien natürlich kritisch diskutiert. Teamchef Mike Krack warb um Verständnis: "Er liefert Leistungen ab, die unter seinen eigenen Erwartungen liegen. Da muss natürlich irgendwann der Frust raus. Wenn ein Fußballspieler ausgewechselt wird, gibt er dem Trainer ja auch kein High-Five, sondern wirft auch mal das Trikot oder die Wasserflasche herum."

Die harsche Kritik an seinem Piloten konnte Krack nicht nachvollziehen: "Nach der Session bekommen die Fahrer direkt ein Mikrofon vor die Nase gehalten. Wir wollen Emotionen von den Sportlern. Aber wenn sie dann mal welche zeigen, sind wir schnell mit Urteilen zur Stelle. Es geht zu weit, wenn zehn Leute, die auf dem Sofa oder einem klimatisierten Raum sitzen, sagen, dass man sich so nicht verhalten darf."

Der Teamchef versuchte seinen Fahrer in Schutz zu nehmen: "Es ist leicht, von außen Kritik zu üben und schnell zu urteilen. Da müssen wir mehr Respekt zeigen. Natürlich muss man darüber mit dem Fahrer sprechen. Aber man muss es auch ins Verhältnis setzen. So etwas passiert in der Hitze des Gefechts. Wenn man eine Nacht darüber geschlafen hat, schaut man sich das nochmal an, diskutiert darüber und dann sieht die Welt schon wieder anders aus."

Lance Stroll - GP Katar 2023
Aston Martin

Seit einigen Rennen ist bei Stroll der Wurm drin.

FIA-Strafe für Stroll?

Die FIA will Frust und Adrenalin als Ausrede nicht so einfach gelten lassen. Der Weltverband teilte offiziell mit, dass man sich das Verhalten von Stroll in Katar noch einmal anschauen will: "Der FIA Compliance-Beauftragte befindet sich wegen verschiedener Zwischenfälle in Gesprächen mit Lance Stroll, die möglicherweise gegen die Regeln, die Politik und die Abläufe der FIA verstoßen haben."

Einen ähnlichen Fall hatte es vor fünf Jahren schon einmal gegeben. Nach dem Brasilien-Grand-Prix 2018 ließ Max Verstappen seinen Frust an Esteban Ocon aus. Ein kleiner Schubser gegen den Franzosen in der FIA-Garage wurde mit zwei Tagen Nachsitzen bei den Schiedsrichtern des Weltverbands bestraft.

Doch warum befindet sich Stroll gerade jetzt in einer solchen Abwärtsspirale? Mike Krack hat auch noch keine Antwort parat: "Er war zu Beginn der Saison deutlich näher dran an Fernando. Das müssen wir verstehen. Es könnte damit zu tun haben, wie wir das Auto während der Saison umgebaut haben. Da gibt es schon Verdachtspunkte. Wir müssen versuchen herauszufinden, ob es auch wirklich daran lag."

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