Wie ging es Ihnen mit dem GP Katar? Ich fand das Hauptrennen ziemlich langweilig und unübersichtlich. Nach der Serie der ersten Boxenstopps war ziemlich klar, wie der Rest des Rennens laufen würde. Die einzige Spannung bezog sich darauf, wie weit es George Russell nach vorne schaffen würde und ob einer aus der Frühstopper-Gruppe Bottas, Stroll, Magnussen und Lawson in den Punkterängen ankommt.
Die 54 Boxenstopps haben das Rennen für den Normalzuschauer unübersichtlich gemacht. Die wenigsten hocken mit dem Zeitcomputer an der Seite neben dem Fernseher. Und keiner hat eines der schlauen Strategieprogramme zur Hand, die antizipieren, wer wann nach welchem Boxenstopp wo hin fällt und das schön übersichtlich in einer Grafik zeigen. Erst nach dem letzten Boxenstopp zeichnete sich ab, wer gegen wen fährt und dass es im Feld eigentlich nur drei Piloten gab, die im direkten Kampf gegeneinander antraten. Das waren Sergio Perez, Lance Stroll und Pierre Gasly. Den Ausgang des Dreikampfes bestimmten am Ende die Strafen.
Kein taktisches Fahren nötig
Wenn die Stints so kurz sind, dass Reifenmanagement kein Thema ist, fahren die Fahrer so schnell, wie es ihnen ihr Auto zulässt. Eben genauso schnell wie in der Qualifikation. Red Bull vor McLaren, Mercedes, Ferrari und Aston Martin. Was soll sich auch ändern, wenn die Disziplin die gleiche bleibt? Wer mir jetzt erzählt, dass er am Fernseher erkennen kann, dass die Fahrer am Sonntag in Katar mehr am Limit waren wie am Sonntag in Suzuka, der lügt sich selbst an.
Überraschungen sind eben nur dann möglich, wenn die Aufgabe am Sonntag eine andere ist als die am Samstag oder im Fall von Katar am Freitag. Schauen Sie sich den Sprint an. Der war um Welten besser als das Hauptrennen. Ohne Boxenstopps. Weil acht Fahrer mit Soft-Reifen gepokert haben. Sie waren in den ersten acht Runden die Könige. Dann konterte die Medium-Fraktion. Im Sprint wurde in 19 Runden 30 Mal überholt. Davon liefen sieben Runden hinter dem Safety Car ab. Macht einen Schnitt von 2,5 Überholmanöver pro Runde. Im Hauptrennen gab es 43 Überholmanöver und vier neutralisierte Runden. Also 0,8 Positionswechsel pro Runde. Bingo.
Weniger ist mehr
Ich höre immer wieder, dass die Boxenstopps selbst das Salz in der Suppe waren. Wie bitte? Fast alle Boxenstopps spielten sich zwischen zwei und vier Sekunden ab. Nur der Rekordstopp von Lando Norris und der leicht verpatzte letzte Reifenwechsel von Max Verstappen ragten aus der Masse heraus.
Also ich kann ganz gut mit weniger Boxenstopps leben. Am besten wäre es sowieso, wenn sich jeder Teilnehmer auf jeder Rennstrecke seine individuelle Auswahl an den sechs Pirelli-Optionen von C0 bis C5 treffen könnte. Gestartet wird auf dem Reifensatz, auf dem man seine schnellste Qualifikationsrunde gefahren ist. Der Rest ist frei. Wenn einer auf dem C0 durchfahren will, soll er das machen. Dann habe ich auch nichts dagegen, wenn es einer nur auf den weichen Mischungen versucht und vier Mal stoppt. Es gäbe viel mehr Strategievarianten und damit auch viel mehr Gelegenheiten Fehler zu machen.