BMW 745e (2019)
Was bringen sechs Zylinder im Hybrid?

Zum Facelift bekommt der BMW 7er als Plug-in-Hybrid statt des Vierzylinders den Sechszylinder und eine weiterentwickelte Hochvoltbatterie für mehr Reichweite.

BMW 745e 7er Plugin-Hybrid
Foto: BMW

Von außen ist der neue BMW 7er Plug-in-Hybrid natürlich an seinem Elektro-Ladestutzen vorne links zu erkennen. Das war es dann aber auch. BMW hat sich bewusst dazu entschieden, auf weitere Erkennungsmerkmale – von der Typbezeichnung 745e am Heck einmal abgesehen – zu verzichten. Dafür werden optional mit dem Marktstart Frühjahr 2019 unter anderem das Exterieurdesign Pure Excellence und erstmals das M Sportpaket angeboten. Hinzu kommen sämtliche Fahrerassistenzsysteme, die vollständige Auswahl an Sonderausstattungen und, mit Ausnahme der Option Executive Drive Pro, alle Fahrwerkssysteme der neue BMW 7er Reihe.

Unsere Highlights

Nach wie vor in drei Varianten kommt der kräftig überarbeitete Hybridantrieb als 745e für 101.000 Euro, 745Le für 106.400 Euro und als 109.800 Euro teure Allradvariante 745Le xDrive. Anstelle des 2,0-Liter-Vierzylinders mit 258 PS kommt jetzt als Verbrenner ein 3,0-Liter Reihensechszylinder mit 286 PS zum Einsatz. Der im 8-Gang-Steptronic Getriebe integrierte Elektromotor leistet 113 PS und 265 Nm.

BMW 745e 7er Plugin-Hybrid
BMW
Bei den Hybridmodellen fällt die Preissteigerung wegen der Umstellung von Vier- auf Sechszylinder-Motoren mit 3.100 Euro am höchsten aus.

Die Systemleistung steigt von 326 auf 394 PS (im Sport-Modus), das maximale Drehmoment beträgt jetzt 600 Nm (vorher 500 Nm). Die neue Hochvoltbatterie unter der Rückbank bietet eine Kapazität von 12 Kilowattstunden (10,4 kWh Netto-Kapazität). Die im 740e kam auf 9,7 kWh brutto. Die rein elektrische Reichweite soll beim neuen Modell zwischen 50 und 58 Kilometern (ermittelt nach WLTP, zurückgerechnet auf NEFZ) liegen. Beim 740e lag die elektrische Reichweite (nach NEFZ) bei 45 Kilometern.

Zur Rekuperation arbeitet der E-Motor als Generator und speist in Brems- und Schubphasen Energie in den Hochvoltspeicher ein. Neben der Versorgung des Bordnetzes wird die Energie aus der Lithium-Ionen-Batterie zur serienmäßigen Standklimatisierung genutzt. Sollte innerhalb von sechs Jahren oder den ersten 100.000 Kilometern ein Sachmangel bei der Batterie auftreten, bietet BMW eine kostenfreie Mangelbeseitigung an.

Kleiner Tank, kleiner Kofferraum, große Fahrfreude

Der Kraftstofftank des Plug-in-Hybriden bleibt 46 Liter klein, während die Verbrennerversionen 78 Liter Sprit mitnehmen können. Der Norm-Verbrauch bleibt im Schnitt 2,1 bis 2,6 Liter pro 100 Kilometer zwar nahezu unverändert, hat aber bei PHEVs Zyklusbedingt wenig mit dem Praxisverbrauch auf längeren Strecken zu tun – was auch am kombinierten Stromverbrauch von 15,1 bis 16,3 kWh je 100 Kilometer abzulesen ist. In der Realität könnte die Reichweite auf Autobahn-Etappen eher im Bereich von 400 Kilometern liegen, zumal der cW-Wert sich in Relation zum Vorgänger von 0,25 auf 0,27 verschlechtert hat. Der Hybrid dürfte also vor allem auf Reisen eher öfter zum Tanken müssen als die Verbrenner-Modelle

Noch mehr Liter als der Treibstofftank hat das Kofferraumvolumen gegenüber den Verbrennern eingebüßt. Hier stehen 515 Liter bei den konventionell angetriebenen Modellen 420 Litern beim Hybrid gegenüber, weil die Batterie hinten untergebracht ist. Die Fondsitze lassen sich immerhin serienmäßig im Verhältnis 40:20:40 teil- und umklappen, aber bei der Zuladung sind ebenfalls Einbußen fällig: Statt 695 Kilogramm beim 730Ld xDrive können die e-Modelle nur 660 bis 620 Kilogramm mitnehmen.

Während der Fahrt die Batterie laden

Die Spurtzeiten gibt BMW je nach Version mit 5,1 (745Le xDrive), 5,2 (745e) und 5,3 (745Le) Sekunden an – das sind nur 0,2 Sekunden weniger als beim vierzylindrigen Vorgänger. Vermutlich weil das neue Modell 95 Kilogramm schwerer ist – so gesehen hatte der kleinere Verbrennungsmotor durchaus Vorteile, zumal auch er die Höchstgeschwindigkeit 250 km/h erreichte. Rein elektrisch angetrieben, sprich im Electric-Modus sind bis zu 140 km/h drin. Im Hybrid-Modus schafft der 745e 110 km/h schnell wenn ihn nur der E-Motor antreibt (20 km/h mehr als beim Vorgänger). Insgesamt stehen dem BMW 7er-Fahrer per e-Drive-Taste die Modi Sport, Hybrid, Electric, Adaptive Mode und Battery Control zur Verfügung. Durch zweifachen Druck auf die Hybrid-Taste wird dieser Betriebsmodus in einer effizienzoptimierten Variante (Hybrid Eco Pro) aufgerufen. Zur verbrauchsreduzierteren Fahrweise trägt unter anderem die Segelfunktion in Schubphasen bei. Das elektrische Boosten erfolgt nur bei einem Kick-down-Manöver. Der Battery Control-Modus dient dazu, den Ladezustand des Hochvoltspeichers auf einem vom Fahrer festgelegten Niveau zu halten. Im rein elektrischen Modus wird zum Fußgängerschutz über ein Lautsprechersystem ein speziell für elektrifizierte BMW Modelle kreierter Sound generiert.

Ebenfalls neu im BMW 7er Plug-in-Hybrid ist das Design der Instrumentenkombination, auf der unter anderem durch eine entsprechende Farbgebung der ausgewählte Betriebsmodus identifizierbar ist. Die Farbe Blau kennzeichnet auch weiterhin das rein elektrische Fahren. Während des Ladens der Hochvoltbatterie zeigt die Instrumentenkombination Informationen wie Ladedauer, Ladelevel, Ladestrom und die aktuell verfügbare elektrische Reichweite. Ebenfalls kann sich der Fahrer die nächste gewählte Abfahrtzeit einschließlich des festgelegten Klimatisierungslevels anzeigen lassen. Ab Sommer 2019 stehen zudem neue digitale Services zur Verfügung. So bekommt der Fahrer beim Auswählen einer öffentlichen Ladestation vom Navigationssystem Empfehlungen zu nahegelegenen Cafés, Hotels und Restaurants. ChargeNow Kunden sind in der Lage, aus dem Fahrzeug heraus eine befähigte Ladestation für einen begrenzten Zeitraum zu reservieren.

Fazit

Der neue BMW 7er Plug-in-Hybrid hat nun einen standesgemäßen Reihensechszylinder. Unter technischen Gesichtspunkten bringt das allerdings wenig: Der neue 745e ist kaum spurtkräftiger als der 740e, dafür schwerer, weniger windschlüpfig und dürfte daher auf längere Strecken mehr Benzin brauchen. Der größere Akku sollte jetzt zwar die meisten täglichen Pendelstrecken rein elektrisch schaffen, aber die Gesamtreichweite dürfte in der Praxis vor allem auf Reisen knapper sein als beim Vorgänger.