Bentley Continental Flying Spur Decadence
Dieser Bentley schockt die Nachbarn

Ein britischer Tuner hat aus einem Bentley Continental einen Pick-up gebaut. Den können Sie jetzt kaufen, der ursprüngliche Kunde mag ihn nicht mehr.

Bentley Flying Spur Decadence Pick-up
Foto: Andre Govia

Aus einer sündteuren Luxus-Limousine einen Pick-up zu dengeln, ist nicht unbedingt Alltagsgeschäft. Auch nicht bei DC Customs in Großbritannien, wo üblicherweise das Standard-Tuning-Repertoire – lauter, tiefer, bunter – im Angebot ist. Mit dem Bentley Continental kam jedoch eine andere Hausnummer über die Schrauber von DC Customs. Die formten auf Kundenwunsch aus einem schon deutlich angegrabbelten Gebraucht-Continental ein Unikat, das in der Nachbarschaft für richtig Alarm sorgen dürfte. Und dieses ganz besondere Automobil gibt es nun zu kaufen, mehr dazu am Ende dieses Beitrags. Zunächst zu den Fakten.

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Was ist das eigentlich?

Pkw-Pick-ups waren mal in den USA beliebt, ihr berühmtester Vertreter ist vielleicht der zwischen 1959 und 1987 über fünf Generationen gebaute Chevrolet El Camino. Aber auch in Europa gab es solche Ladeflächen-Pkw: Der Skoda Felica Fun lief von 1995 bis 2000 vom Band und selbst den Wartburg 353 aus der ehemaligen DDR gab es als "Trans" genannte Pick-up-Version. Die größten Fans dieser Bauform sind aber die Australier, wo diese Karosserievariante Ute (utility vehicle) heißt. Dort lief von 2000 bis 2017 der Holden Ute vom Band – und den Falcon Ute produziert Ford immer noch. Die Briten legen allerdings Wert drauf, dass den Begriff Ute wirklich nur "our Australian friends" verwenden. Der englische Restaurations-Spezialist DC Classics aus dem 13 Kilometer westlich von Birmingham gelegenen Dudley hat jetzt aus einem Bentley Continental von 2005 einen Pick-up gemacht. DC Customs nennt die Modellvariante Decadence und auch der Eigentümer des Autos, Carl Chambers, betont, dass der Umbau wirklich kein Ute ist.

Bentley Flying Spur Decadence Pick-up
Andre Govia
Den Ladeflächenboden hat DC Classics mit einem hölzernen Yacht-Boden belegt. An den Seitenwänden ist die Ladefläche mit Holzschränken ausgerüstet.

Optisch gelungen umgesetzt

Der Continental bleibt auch nach dem Umbau ein überaus nobles Fahrzeug – die erste Reihe und das luxuriöse Cockpit sind unverändert. Die Ladefläche geht in einer optisch gekonnt nach vorn verlegten C-Säule ins Fahrerhaus über. Die Schulterlinie wirkt durch die Verkürzung der Kabine noch länger, was dem Aussehen von schräg vorn nicht schadet – insgesamt ist den Karosserie-Spezialisten von DC Customs ein überraschend stimmiger Umbau gelungen. Und genau das war Chambers ungemein wichtig: Der Decadence Pick-up sollte so aussehen, als wenn ihn Bentley selbst hergestellt hätte. 2005 hätte der Continental 130.000 Pfund (aktuell umgerechnet zirka 152.792 Euro) gekostet, jetzt hat er ihn für 25.000 Pfund (29.383 Euro) gekauft. Viele Nachrüstteile, wie beispielsweise die Räder, seien in den USA günstig zu bekommen. Beim Demontieren merke man die Qualität des Bentleys – und originale Ersatzteile seien sehr teuer.

Bentley Flying Spur Decadence Pick-up
Andre Govia
Die Designer von DC Classics haben die elegant gestreckte Linie des Bentley erhalten.

Ladefläche mit Yacht-Ausstattung

Die Ladefläche des Continental Decadence ist kein Ort, auf den man mal eben ein paar Ballen Heu wirft oder mit dem man eine Fuhre Bauschutt zur Deponie transportiert. Chambers hat sich eine Gestaltung des Heckabteils im Stil von Riva-Yachten gewünscht. So hat DC Customs also das Heckabteil des noblen Gefährts mit einem Teak-Holzboden, hölzernen Zugangstüren zu den beiden Batterien und seitlichen Holzschränken ausgerüstet.

Bentley Flying Spur Decadence Pick-up
Andre Govia
Die Kofferraumklappe haben die Spezialisten von DC Classics zu einer Ladeflächenklappe umgebaut.

Motor mit 100 PS Mehrleistung

Der W12-Motor des Continental GT von 2005 leistet im Serienzustand 560 PS. Chambers freut sich über die Robustheit des Aggregats und darüber, dass per einfachem Eingriff in die Motorsteuerung 100 PS Mehrleistung möglich sind. Der Bentley Decadence Pick-up ist also mit 660 PS unterwegs.

Bentley Flying Spur Decadence Pick-up
Andre Govia
Die Rückbank fehlt: Wer den Pick-up von vorn erkennen möchte, muss ganz genau in die Kabine schauen.

Mehr Arbeit als gedacht

Umbau und Basisfahrzeug haben Chambers 150.000 Pfund (rd. 175.000 Euro) gekostet. Die DC-Customs-Verantwortlichen betonen, dass man sie wegen dieses Projekts durchaus für verrückt halten kann. Es war viel mehr Arbeit als gedacht und selbst jetzt fragen sich die Experten noch, ob sie den Auftrag hätten annehmen sollen. Natürlich sind die Umbauer froh, dass sie den Bentley Decadence Pick-up erfolgreich fertiggestellt haben. Sie unterstreichen, dass Bentley über die gesamte Bauphase bei allen Problemen sehr hilfsbereit war.

Nach der Fertigstellung Mitte 2021 hat der Auftraggeber und Besitzer dieser außergewöhnlichen Pretiose nun offenbar andere Pläne, der Wagen ist frisch geputzt und poliert auf der britischen Verkaufsseite pistonheads.com inseriert. Offenbar zum Selbstkostenpreis, wenn die oben genannte Summe stimmt, denn der Pick-up steht, inseriert von einem Händler, für 149.950 britische Pfund zum Verkauf. Wenn Sie also gerade rund 175.000 Euro flüssig haben und schon immer einen schrill lackierten Zwölfzylinder-Pick-up gesucht haben: Jetzt wäre die Chance!

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Ein Pick-up auf Basis einer Nobel-Limousine - ist das eine gute Idee?
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Fazit

Ein Bentley als Pick-up – auf diese Idee muss man erstmal kommen. Klar gibt es den SUV Bentayga – aber SUV sind auch nach wie vor im Trend. Ein Pkw-Pick-up ist eine seltene Bauform mit Nutfahrzeug-Charakter, bei der wohl kaum jemand auf einen Bentley als Basisfahrzeug kommt. DC Customs hat es trotzdem gemacht und einen Continental zu einem Pick-up umgebaut. Der steht jetzt zum Verkauf.