Qiddiya City Speed Park Track
Saudi-Arabien plant neue F1-Strecke

GP Saudi-Arabien 2024

Der Qiddiya City Speed Park Track wurde von Stararchitekt Hermann Tilke und einem Ex-Formel-1-Fahrer geplant. Die Frage ist: Ersetzt oder ergänzt sie den aktuellen Jeddah Corniche Circuit?

Qiddiya City Speed Park Track Formel 1 Rennstrecke Saudi Arabien
Foto: Qiddiya City

Am kommenden Wochenende findet die vierte Auflage des Formel-1-Grand-Prix von Saudi-Arabien auf dem Jeddah Corniche Circuit statt. Im Kalender der Königsklasse ist der 6,174 Kilometer lange High-Speed-Kurs eine der jüngsten Strecken; sie wurde erst 2021 fertiggestellt. Doch das hält die Entscheider im Wüstenstaat nicht davon ab, bereits Pläne für die nächste F1-taugliche Strecke zu schmieden. Ihr Name: Qiddiya City Speed Park Track.

Die Strecke entsteht im Herzen der Retortenstadt Qiddiya City, die gerade etwa 50 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt Riad und in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Tuwaiq Mountains gebaut wird. Ihr Layout beinhaltet 21 Kurven sowie drei potenzielle DRS-Zonen, wobei für Formel-1-Autos eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h angepeilt wird. Der Kurs besteht aus einem Teil, der durch die Stadt führt, und einem weiteren durch die vorgelagerte Landschaft. Seine genaue Länge ist noch nicht bekannt; Gerüchten zufolge könnte er jedoch den aktuellen Rekordhalter Spa-Francorchamps (7,004 Kilometer) übertreffen. Je nach Anwendungszweck sollen mehrere Konfigurationen möglich sein. Die Boxenanlage umfasst 80 Garagen.

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Strecke "von Fahrern für Fahrer"

Die Designer um den bekannten Rennstreckenarchitekten Hermann Tilke, der auch den Jeddah Corniche Circuit gestaltet hatte, und den österreichischen Ex-F1-Rennfahrer Alexander Wurz versprechen eine schnelle und flüssige Strecke "von Fahrern für Fahrer". Der Kurs bezieht den natürlichen Geländeverlauf mit ein, sodass der Höhenunterschied vom tiefsten zum höchsten Punkt 108 Meter beträgt. Erste Computer-Visualisierungen versprechen zudem bunte und lichtstarke Veranstaltungen, wenn Rennserien wie die Formel 1 auf dem Qiddiya City Speed Park Track gastieren.

Besonders spektakuläre Bilder sollen entstehen, wenn die Rennwagen durch die direkt an die Start- und Zielgerade anschließende "Blade"-Kurve fahren. Sie führt als eine Art Rampe 70 Meter in die Höhe, wobei die Piloten über eine Konzerthalle hinweg- und an einer Achterbahn des benachbarten Vergnügungsparks vorbeifahren. Einige Abschnitte werden zudem entlang eines Wasser-Themenparks verlaufen. Überhaupt sollen die verschiedenen Kulturzentren, Unterhaltungs- und Sportangebote sowie sonstige Attraktionen der 600.000-Einwohner-Stadt Qiddiya City einbezogen werden.

Terrassen statt Tribünen

Die Fans sollen das motorsportliche Geschehen in mehreren Bereichen inner- und außerhalb der Strecke erleben können. Statt herkömmlicher Tribünen sollen terrassenartige Zuschauerplätze beste Sicht auf weite Teile der Strecke bieten. Eines der bislang veröffentlichten Bilder zeigt zudem einen auf einem Hausdach gelegenen Infinity-Pool mit Glasboden, der ebenfalls einen Blick auf die Strecke gewährleistet.

"Frühestens 2027" sollen Motorsportveranstaltungen auf dem Qiddiya City Speed Park Track stattfinden. Abdullah Aldawood, der geschäftsführende Direktor der Qiddiya Investment Company, ist überzeugt, dass damit eine "weltweit führende Motorsportstätte" erschaffen wird, die "eines der einzigartigsten und beeindruckendsten Rennerlebnisse der Welt" bieten werde.

Ersetzt oder ergänzt Qiddiya den Jeddah-Kurs?

Es ist übrigens keineswegs sicher, dass der neue Qiddiya City Speed Park Track den aktuell genutzten Jeddah Corniche Circuit ablöst, sobald er fertiggestellt ist. Das hatten zwar die ursprünglichen Pläne vorgesehen, als die Formel 1 mit Saudi-Arabien 2021 einen 15-Jahres-Vertrag schloss, der vorsieht, alljährlich ein F1-Rennen im Golfstaat auszurichten. Doch im vergangenen Jahr meldeten die Verantwortlichen des saudischen Automobil- und Motorradverbandes Interesse an, sogar zwei Rennen pro Saison austragen zu wollen, sobald die neue Strecke genutzt werden kann.

Sollte es in wenigen Jahren tatsächlich zwei Rennen in Saudi-Arabien geben, würde die Königsklasse noch engere Bande mit dem wegen seines autoritären Regimes und der sehr zweifelhaften Menschenrechtslage umstrittenen Landes in der Golfregion knüpfen. Seit 2020 unterhält die Formel 1 bereits einen Sponsoren-Deal mit dem staatlichen Mineralölkonzern Aramco, der pro Jahr ungefähr 45 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet etwa 41,4 Millionen Euro) in die Kassen des F1-Managements spülen soll.

Saudi-Arabien baut Einfluss aus

Für die umstrittenen Herrscher um Staatsoberhaupt König Salman ibn Abd al-Aziz und Regierungschef Kronprinz Mohammed bin Salman wäre ein zweites Rennen ein weiteres Instrument, um sogenanntes "Sportswashing" zu betreiben. Schließlich sind um die Welt gehende Bilder von sportlichem Wettkampf auf höchstem Niveau, fröhlichen Fans und der spektakulären Umgebung bestens geeignet, um von den teils prekären Verhältnissen im Hinblick auf die politische Situation und die Menschenrechtslage abzulenken.

Das Vorhaben beschränkt sich nicht auf die Formel 1: Inzwischen hat das Land eine offizielle Bewerbung um die Ausrichtung der Fußball-WM 2034 abgegeben. Es gilt als sicher, dass Saudi-Arabien den Zuschlag erhält. Im internationalen Klubfußball und in anderen Sportarten wie Golf oder Leichtathletik sowie im E-Sport baut Saudi-Arabien seinen Einfluss ebenfalls kontinuierlich aus.

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