Privat-Rennstrecke Magarigawa Club
Japanische Mini-Nordschleife für Traumwagen

Nur eine Autostunde südlich von Tokio haben japanische Sportwagen-Enthusiasten die ultimative Privat-Rennstrecke gebaut. Mit der Hilfe des Architektenbüros Tilke legte der Magarigawa Club eine anspruchsvolle Asphalt-Achterbahn in eine hüglige Waldlandschaft und ergänzte sie um reichlich Luxus. So wird man Mitglied im wahr gewordenen Auto-Himmel.

Auf den ersten Blick klingt es wie die Utopie eines neuen Videospiel-Blockbusters. Mitten in einem japanischen Hügel-Idyll haben Supercar-Liebhaber einen Traumkurs gebaut, der nicht nur futuristische Garagen, sondern auch luxuriöse Unterkünfte, ein Restaurant und sogar ein Thermalbad nach Onsen-Vorbild umfasst. Bereits der Zufahrtsweg durch die postkartenwürdige Szenerie der Präfektur Chiba wirkt wie die Fantasie eines jeden Auto- und Japan-Fans.

Unsere Highlights

Die Gründer des Magarigawa Club erklären bedeutungsschwanger: "Erinnern Sie sich noch, als Sie als Kind davon träumten, über eine eigene Rennstrecke zu heizen? Dieser Traum wird hier zur Realität." Der Ende Juli offiziell eröffnete Privat-Kurs, welcher der erste in ganz Asien sein soll, ähnelt so den Geschäftsmodellen von The Thermal Club (Südkalifornien) und des Ascari Race Resort (Südspanien).

The Magarigawa Club - Private Club-Strecke in Japan
The Magarigawa Club

Die private Rennstrecke ist 3,571 Kilometer lang und besteht aus 22 Kurven – zehn Rechts- und zwölf Linkssektionen.

Massive Höhenunterschiede

Die Rennstrecke an sich wäre schon Argument genug, um Mitglied zu werden. Ihre 3,571 Kilometer lange Bahn besteht aus 22 Kurven und hat einen gesamtheitlichen Höhenunterschied von 80 Metern. Was im Vergleich mit den 300 Metern der Nordschleife eher winzig klingen mag, steht dem womöglichen Vorbild aber in nichts nach. Ein maximales Gefälle von 14,7 Prozent und eine maximale Steigung von 19,4 Prozent überflügeln gar die Grüne Hölle. Hinauf zur Hohen Acht sind es bei ihr bis zu 18 Prozent, die Abfahrt der Fuchsröhre wird mit bis zu elf Prozent berechnet.

Während der Ring schmal durch die Eifel-Topografie fließt, lässt die nicht für den klassischen Rennbetrieb erbaute Club-Strecke durch große Auslaufzonen Raum für Fehler. Das Architektenbüro Tilke, dem nun Sohn Carsten vorsteht, setzte hierbei die Erfahrung von 19 Formel-1-Kursen um. Der deutsche Bauingenieur erklärt: "Die Fahrer werden sowohl an den mittelschnellen, technischen Sektionen als auch an den Hochgeschwindigkeitsgeraden ihren Spaß finden. Die Strecke ist für alle Erfahrungslevel ideal." (Motorsport-)Erfahrene Instrukteure helfen bei Bedarf bei der Suche nach der Ideallinie.

Auf den zwei langgezogenen Geraden werden Topspeeds von 280 km/h erwartet. Durch die aufragenden Felswände und das mit ihnen verbundene Engegefühl scheuen die Magarigawa-Macher auch den Vergleich mit dem legendären Stadtkurs von Macau nicht. Dieser verbindet ebenfalls lange Vollgas-Passagen mit anspruchsvollen Kurvenabfolgen.

The Magarigawa Club - Private Club-Strecke in Japan
The Magarigawa Club

Zusätzlich zum Gasgeben gibt es viele weitere Annehmlichkeiten – unter anderem ein Fitnessstudio.

Erholungskur für Racer

Falls doch mal jemand genug vom Lenkraddrehen hat oder eine Pause benötigt, bietet der Club andere Beschäftigungsmöglichkeiten. Neben dem erwähnten Thermalbad und dem Restaurant gibt es außerdem eine Bar, einen klassischen, 25 Meter langen Pool und ein Fitnessstudio samt Spa. Bei gutem Wetter kann man dabei die Bucht von Tokio und den Vulkan Fuji sehen. Der Club erlaubt, dass auch Gäste der Mitglieder die Vorteile genießen dürfen.

Einen ähnlich intensiven Service erhalten ebenfalls die Maschinen in den klimatisierten Garagen. Profis kümmern sich um die sichere Unterbringung und führen regelmäßige Checks durch. Der Anbieter verspricht: "Sie werden dafür sorgen, dass das Auto dann einsatzbereit ist, wann immer Sie es brauchen." Die Boxengasse mit angeschlossenen Tanksäulen kann 36 Fahrzeuge auf einmal beherbergen.

Damit auch die Familie den automobilen Naturausflug ohne Murren antritt, gibt es für die Kleinen und sogar für die tierischen Begleiter reichlich zu tun. Ein großer Spielplatz und ein speziell konzipierter Hundepark füllen das Tagesprogramm. Obendrauf gibt es lokale Wanderwege mit passenden Picknick-Plätzen – eine weitere Parallele zur Nordschleife.

The Magarigawa Club - Private Club-Strecke in Japan
The Magarigawa Club

Die Natur an der Bucht von Tokio lädt zu Wandertouren ein. Noch ein Grund, warum der Spitzname "Mini-Nordschleife" passen könnte.

Wie viel kostet der Spaß?

Eines vorneweg: Hideto Yasuoka vom Project Office teilte uns mit, dass "das (volle) Mitgliedschaftsangebot auf Eis liegt." Da man aber ja noch Wünsche und Träume haben darf – und es vielleicht wie bei uns noch am Geld scheitert –, sind hier schon mal die Infos für später. Der ursprünglich auf 500 Mitglieder ausgelegte Club rief eine Zulassungsgebühr von 40 Millionen Yen (rund 251.000 Euro) auf. Der Jahresbeitrag beläuft sich auf 220.000 Yen (1.380 Euro). Die "Driving Fee" für Mitglieder liegt bei 11.000 Yen (69 Euro). Gäste zahlen 55.000 Yen (345 Euro).

Die Mitgliedschaft hat kein Verfallsdatum und muss nicht erneuert werden. An etwa 315 Tagen im Jahr soll die Strecke nutzbar sein. Mitglieder dürfen bei ihren Trips zu ihr so viele Gastfahrer mitbringen, wie sie wollen, und nach fünf Jahren kann die Mitgliedschaft weitergereicht werden. Glücklicherweise öffnet der Supercar-Himmel wohl seine Pforten regelmäßig für Normalsterbliche. Zum Beispiel wurden für die Einweihungsfeier mit Partygästen der Kategorie LaFerrari und Bugatti Chiron Tickets verkauft.

Live
GP Imola