GP Kanada 2023 (Rennen): Verstappen Start-Ziel-Sieg

Max Verstappen ist gerade dabei, die Rekordbücher umzuschreiben. Seit der 48. Runde des Miami-Grand-Prix hat der Weltmeister jede einzelne Führungsrunde gesammelt. Und auch in Montreal hielt der Red Bull mit der Startnummer 1 die Nase in allen 70 Umläufen vorne.

Den Grundstein für den 41. Sieg seiner Karriere, der Verstappen auf ein Level mit Ayrton Senna bringt, legte der Dominator schon am Start. Von der Pole Position kam der Niederländer gut von der Linie weg. Danach ging es nur noch darum, den Abstand zum Rest des Feldes zu kontrollieren und auf die Reifenwechsel der Verfolger zu reagieren.

Viel Betrieb in der Boxengasse gab es erstmals in Runde 12. Die Rennleitung musste das Safety-Car auf die Bahn schicken, weil George Russell in Kurve 9 die Mauer touchierte und dabei ein kleines Trümmerfeld hinterließ. Bei dem Einschlag wurde der Frontflügel und das Rad hinten rechts beschädigt.

Russell schleppte sich an die Box zurück und konnte die Fahrt zur allgemeinen Überraschung sogar fortsetzen. Erst in Runde 55 kam die Aufforderung zur Aufgabe. Die Bremsen an der Vorderachse hatten überhitzt. Offenbar eine Folge des Einschlags. Russell konnte sich nur noch am Funk für seinen Fehler entschuldigen.

Alonso und Hamilton jagen Verstappen

Auch das Führungstrio nutzte die Neutralisation für einen zeitsparenden Boxenstopp. Hinter Verstappen hatte sich Lewis Hamilton am Start den zweiten Platz geschnappt. Der Mercedes kam einfach besser von der Linie als Fernando Alonso. Doch in Runde 22 schaffte der Aston-Martin-Pilot auf der langen Geraden den Konter und stellte damit die alte Reihenfolge wieder her.

Nach der zweiten Boxenstopp-Runde des Führungstrios in den Umläufen 41 bis 43 hatte Hamilton auf den Medium-Reifen plötzlich die bessere Pace als Alonso auf den harten Gummis. Dazu musste der Spanier auch noch Sprit sparen und die überhitzenden hinteren Bremsen schonen. Doch am Ende konnte er 4,5 Sekunden Vorsprung über die Linie retten.

"Ich hatte gehofft, dass wir Max heute etwas mehr fordern können", zeigte sich Alonso etwas getrübt. "Leider habe ich am Start schon den Platz an Lewis verloren. Danach hat sich ein toller Kampf mit ihm entwickelt. Zunächst hatte ich eine etwas bessere Pace, er am Ende. Ich musste über 70 Runden alles geben. Wir hatten ein paar Probleme. Das macht mir Hoffnung, dass noch mehr drin ist und wir nächstes Mal Druck auf Red Bull machen können."

Red Bull bald verwundbar?

Hamilton konnte mit dem dritten Platz leben: "Wir machen weiter kleine Fortschritte. Aber Aston ist offenbar mit dem Upgrade ein größerer Schritt gelungen. Wir haben aber schon neue Teile in der Pipeline. Und wir wussten schon vor dem Wochenende, dass diese Strecke uns nicht so gut passt. Wir müssen uns bei der Traktion verbessern und im Heck den Abtrieb erhöhen."

Am Ende blieb festzuhalten, dass Verstappen seinen Verfolgern in Montreal nicht ganz so einfach davonfahren konnte, wie noch in den letzten Rennen. Der Abstand zu Alonso hielt sich mit 9,5 Sekunden am Ende in Grenzen. Das gibt den neutralen Fans zumindest etwas Hoffnung, dass Red Bull vielleicht irgendwann doch noch irgendwann verwundbar wird.

"Wir hatten hier Probleme, die Reifen im Arbeitsfenster zu halten. Ich habe zwischendurch mit schlechtem Grip zu kämpfen gehabt und bin viel gerutscht", erklärte Verstappen die kleine Pace-Delle. "Am Ende war es aber ein toller Sieg – Nummer 100 für das Team. Das sind wirklich unglaubliche Zahlen."

Ferrari betreibt Schadensbegrenzung

Ferrari konnte nach der Pleite im Qualifying nicht um die Podiumsplätze kämpfen. Um sich kampflos nach vorne zu arbeiten, verzichteten Charles Leclerc und Carlos Sainz in der Safety-Car-Phase auf den zeitsparenden Boxenstopp. Damit wurde das Ferrari-Duo auf die Plätze vier und fünf nach vorne gespült. In den Runden 39 bzw. 40 hatten beide genug Vorsprung vor dem restlichen Mittelfeld herausgefahren, um den Reifenwechsel ohne Platzverlust zu absolvieren.

Die gleiche Taktik wählte auch Sergio Perez, der hinter den Ferrari auf Rang zwölf startete und am Ende hinter den roten Autos auf Platz sechs ins Ziel fuhr. Weil nach hinten genug Luft vorhanden war, holte Red Bull den Mexikaner kurz vor Schluss zu einem Wechsel auf weiche Reifen an die Box. Damit sicherte sich Perez noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde.

Dahinter sammelte Alex Albon im runderneuerten Williams sechs wichtige WM-Punkte. Der Thailänder verteidigte sich dank seines guten Top-Speeds am Ende erfolgreich gegen Alpine-Pilot Esteban Ocon. Um Platz neun wurde ebenfalls hart gefightet. Lokalmatador Lance Stroll schnappte sich den Alfa von Valtteri Bottas in der letzten Runde im Foto-Finish.

Strafe wirft Norris aus den Punkten

Eigentlich war Lando Norris auf Rang neun über die Linie gefahren. Doch der McLaren-Pilot kassierte eine nachträgliche Fünf-Sekunden-Strafe, weil er während der frühen Safety-Car-Phase das Tempo zu stark gedrosselt hatte. Norris wollte eine künstliche Lücke zu Teamkollege Oscar Piastri vor ihm schaffen, damit er beim Doppel-Boxenstopp nicht hinter dem Schwesterauto warten muss. Die Schiedsrichter stuften dieses Verhalten das als unfair ein. Die Strafe warf den Briten auf Rang 13 zurück.

Für Nico Hülkenberg wurde es auch nichts mit WM-Punkten. Wie schon zuletzt in Barcelona musste der Rheinländer nach einem starken Qualifying im Rennen mit erhöhtem Reifenverschleiß kämpfen. Dann hatte Hülkenberg auch noch Pech mit dem Timing. Den ersten Boxenstopp erledigte Haas eine Runde vor der Safety-Car-Phase im Renntempo. Dadurch rutschte er früh ins Hinterfeld. Am Ende blieb nur der 15. Platz.