Ricciardo dämpft Erwartungen
„Haben keinen pinken Mercedes“

GP Bahrain 2024

Toro Rosso überraschte bei den Testfahrten in Bahrain und will beim Saisonstart punkten. Die Konkurrenz wirft dem Team vor, einen Vorjahres-Red-Bull gebaut zu haben. Daniel Ricciardo dämpft die Erwartungen vor dem Auftakt.

Daniel Ricciardo - Toro Rosso  - F1-Test - Bahrain - 21. Februar 2024
Foto: xpb

Elf Jahre ist es her, dass Daniel Ricciardo in Diensten von Toro Rosso den Saisonstart für Red Bulls B-Team bestritt. Damals war der Australier noch ein junges, aufstrebendes Talent aus dem Nachwuchsprogramm von Red Bull. Nach Ricciardos Rückkehr während der vergangenen Saison als Ersatz für den enttäuschenden Nyck de Vries, fährt der achtmalige Grand-Prix-Sieger nun wieder für das Team aus Faenza – und peilt für den Saisonstart WM-Punkte an.

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Der neue Einsatzwagen VCARB01 machte bei den dreitägigen Testfahrten in Bahrain einen guten Eindruck. Keine technischen Probleme, viele Runden und schnelle Zeiten gelangen sowohl Yuki Tsunoda als auch Ricciardo. Das ist allen anderen Teams aufgefallen und vielen ein Dorn im Auge. Denn der Vorwurf der (zu) engen technischen Kooperation zwischen Red Bull und Toro Rosso steht mal wieder im Raum.

Daniel Ricciardo - Toro Rosso - F1-Test - Bahrain - Formel 1 - 2024
Red Bull

Daniel Ricciardo steht vor seinem ersten Saisonstart mit Toro Rosso in der Formel 1 seit 2013.

Ricciardo gibt sich gelassen

Am Mittwoch (28.2.) stand der ehemalige McLaren-Fahrer in Bahrain den Journalisten Rede und Antwort. Die Frage, ob er nun einen RB19 fährt – den Red Bull des Vorjahres –, parierte er ganz entspannt: "Nein, nein. Wir bekommen die Antworten in 48 Stunden. Aber ich glaube, es gibt einige Leute, die denken, wir wären Aston Martin aus dem letzten Jahr oder der pinke Mercedes vor einigen Jahren. Schauen wir mal. Ich würde mich natürlich gerne selbst überraschen und ums Podium kämpfen."

Ricciardo spielte bei seinen Vergleichen auf Racing Point und auf das Nachfolgeteam Aston Martin an. Die in Silverstone beheimatete Mannschaft hatte für 2020 eine Mercedes-Kopie des Weltmeister-Autos von 2019 gebaut und war damit aus den Startblöcken richtig konkurrenzfähig. Zum Saisonstart 2023 machte das Team mit dem AMR23 erneut einen Riesensprung aus dem Mittelfeld an die Spitze des Feldes.

Die Wogen sollen sich laut Ricciardo schon bald glätten. "Ich würde sagen, nachdem wir die Ergebnisse des Wochenendes haben, werden sich einige Leute beruhigen. Wir benutzen einige Teile, die wir verwenden dürfen. Das ist aber nicht auf dem Level, was einige Leute glauben."

Daniel Ricciardo - Toro Rosso - F1-Test - Bahrain - Formel 1 - 2024
Red Bull

Der Toro Rosso VCARB01 erregte die Gemüter bei der Konkurrenz. Er soll zu stark dem Red Bull RB19 ähneln.

Neustart für Toro Rosso

Toro Rosso krempelte im Winter einiges um: Neuer Teamname, neues Personal, neuer Anstrich. Ricciardo begrüßt den Umschwung: "Manchmal brauchst du einfach einen Neustart. Wir haben neue Leute, neue Partner. Wir haben Laurent (Mekies), der schon Erfahrung mit dem Team hat. Oder Alan (Permane), der bei Alpine war. Leute, die von anderen Teams kommen, können neue Denkansätze geben. Das hilft immer. Das braucht natürlich seine Zeit, bis sich alles einspielt. Aber auf lange Sicht bauen wir etwas auf."

Helfen soll dabei auch eine für das Team befruchtende Zusammenarbeit der beiden Piloten. Bei den Testfahrten klappte das laut Ricciardo vorbildlich. "Was wirklich positiv ist, dass wir jeden Abend im Debriefing bei den Testfahrten in den gleichen Bereichen unsere Kommentare zum Auto abgegeben haben. Wir haben das Team wissen lassen, woran wir arbeiten müssen. Das ist sehr wichtig."

Die drei Tage in Bahrain gaben Ricciardo und seinem Team einen Eindruck über das Kräfteverhältnis in der Formel 1. "Nach den Tests haben wir eine Idee davon, wie der Abstand zu den Führenden ist. Es ist immer noch eine recht große Lücke. Wenn wir hier ins Q3 kommen und mit Punkten abreisen, können wir zufrieden sein."

Ganz vorne dürfte nach den Erkenntnissen wieder Red Bull fahren. Ricciardo zieht seinen Hut vor der rasanten Weiterentwicklung seines Ex-Teams: "Wow! Hierherzukommen und das am meisten weiterentwickelte Auto der Winterpause zu bringen ist einfach nur 'Wow'! Aber das ist keine Überraschung, ich weiß, wie die Leute bei Red Bull ticken. Und ja, das Auto sieht schnell aus!"

Yuki Tsunoda - Daniel Ricciardo - Toro Rosso - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Red Bull

Yuki Tsunoda (links) und Daniel Ricciardo verfügen über einen ähnlichen Fahrstil. Das hilft bei der Entwicklung des VCARB01.

Perez-Platz im Auge Ricciardos

Der Australier hat es natürlich auf das zweite Cockpit neben Max Verstappen abgesehen. Sollte Sergio Perez auch 2024 nicht in die Gänge kommen, rechnet sich der 34-Jährige Chancen auf den Platz aus. Vor dem ersten Rennen spielt er das Thema jedoch herunter. Ricciardo gibt sich nach seinem McLaren-Rauswurf 2022 geläutert und reflektiert. "Wie meine Gedanken zu einer möglichen Rückkehr zu Red Bull aussehen, versuche ich zu ignorieren. Ich will nicht zu weit in die Zukunft schauen."

Sein Teamkollege Yuki Tsunoda hat schon den Anker für das Perez-Cockpit bei Red Bull ausgeworfen, wie der Japaner vollmundig verkündete. Damit will sich Ricciardo vor dem Saisonstart aber nicht beschäftigten. Den Fokus legt der Toro-Rosso-Pilot nun erstmal auf das erste Rennwochenende des Jahres. "An alles andere zu denken, wäre verrückt."

Ricciardo weiß dennoch, wie entscheidend die Saison 2024 für ihn wird. "Jedes Jahr ist wichtig. Ich komme mit dem Wissen hierher, dass man schnell zurückkommen, aber auch schnell wieder weg sein kann. Wie bei meiner Verletzung letztes Jahr zum Beispiel." Ricciardo brach sich beim freien Training in Zandvoort die Hand und musste einige Rennen aussetzen. Mit frischem Selbstvertrauen will der Australier 2024 wieder angreifen: "Ich fühle mich gut. Das habe ich mich schon letztes Jahr bei meiner Rückkehr gefühlt."

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