Leclerc schon vor Brasilien-Start raus
Elektronik-Blackout am Ferrari

GP Brasilien 2023

Ferrari ließ in Brasilien eine gute Gelegenheit verstreichen, Boden auf Mercedes gutzumachen. Charles Leclerc kam nicht mal bis zum Start. Der Monegasse segelte in der Formationsrunde nach Technik-Defekt in den Reifenstapel.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Brasilien 2023 - Rennen
Foto: Wilhelm

Es hätte das Wochenende von Ferrari im Kampf gegen Mercedes werden können. Der Gegner um den zweiten WM-Platz stand in São Paulo komplett neben sich. Ferrari nutzte es weder im Sprint noch im Hauptrennen. Dabei hatte die Scuderia alle Jetons auf den Rennsonntag gesetzt. Um sich frische Reifensätze aufzusparen, hatte Charles Leclerc sowohl in der Sprint-Qualifikation als auch im Sprint selbst auf den Einsatz eines frischen C4-Satzes gesetzt.

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Beide Ferrari-Fahrer hatten auch mehr neue C3-Garnituren als die Mercedes reserviert. Und man hatte die jeweils besseren Startpositionen. Leclerc war auf dem zweiten Startplatz ein Kandidat für das Podest. Weil die roten Rennwagen den Reifenverschleiß besser als zumeist in dieser Saison im Griff hatten und sich auch vom böigen Wind nicht aus der Bahn werfen ließen.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Brasilien 2023 - Rennen
Wilhelm

Charles Leclerc segelte in der Aufwärmrunde in den Reifenstapel der sechsten Kurve.

Leclerc fallen die Systeme aus

Die Hoffnung war also groß, mehr als nur zwei WM-Punkte auf Mercedes gutzumachen. Doch Ferrari stolperte über die Technik. Wie schon in Katar tauchte ein rotes Auto überhaupt nicht am Rennstart auf. Damals hatte es Carlos Sainz erwischt. Offizielle Defekt-Ursache: Es gab damals ein Problem mit dem Benzinsystem. Diesmal erwischte es den Teamkollegen.

Leclerc rollte wenigstens aus der Garage und nahm wie die restlichen 19 Piloten die Einführungsrunde unter die Räder. Der Monegasse schaffte es bis zur sechsten Kurve. "Dann habe ich auf einmal die Servolenkung verloren. Das Lenkrad wurde steif und die Hinterräder blockierten." Der Ferrari mit der Startnummer 16 entgleiste und drehte sich rechts seitlich vorwärts in den Reifenstapel.

Der Unfallfahrer funkte: "Wie kann man so viel Pech haben? Ich habe die Hydraulik verloren." Das Problem war ein größeres, wie Teamchef Frederic Vasseur nach dem GP Brasilien erläuterte. "Irgendein Hund hat sich im System eingeschlichen. In der Elektronik. Wir hatten dieses Problem noch nie. Es hat dazu geführt, dass der Motor und die Hydraulik-Unterstützung abgestellt wurde. Damit hast du keine Servo und auch keine Anbindung zum Getriebe mehr."

Charles Leclerc - Ferrari - GP Brasilien 2023 - Rennen
Wilhelm

Aus vor dem Start: Leclerc schluckte in Brasilien eine bittere Pille.

Sainz wettert gegen Kupplung

Zunächst schien es so, dass der 26-Jährige wenigstens zurück zur Box kommen könnte. Er befreite sich aus dem Reifenstapel und für einen Moment meldete sich auch die Hydraulik zurück. Allerdings nur für wenige Meter. "Er hat die Systeme deaktiviert und wieder angeschaltet. Nach 30 Metern trat dasselbe Probleme wieder auf", berichtet Ferrari-Rennleiter Vasseur.

So hatte Ferrari nur noch ein Auto im Rennen. Und das rutschte beim ersten Start um eine Position zurück. Sainz beschwerte sich über die Kupplung, die Maranello am besten nach dieser Saison entsorgen solle. Beim zweiten Start lief es dann allerdings besser. "Es sind Kleinigkeiten, die da den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Start ausmachen", meint Vasseur.

Sainz steckte im ersten Stint auf den Softreifen lange auf dem achten Platz fest – und damit im Verkehr. Die Kühlung machte diesmal im Gegensatz zum Vortag im Sprint keine Schwierigkeiten mehr. Den Teams war es erlaubt, in dieser Beziehung nachzujustieren, weil sich die Verhältnisse im Vergleich zur Qualifikation verändert hatten. Von Regen am Ende von Q3 zu Sonnenschein: "Change of climatic conditions", heißt das in der Formel 1.

Ferrari macht nur zwei Punkte gut

Der einzige verbliebene Fahrer in Rot verlängerte den ersten Stint bis zur 26. Runde. Sainz war bis dahin schneller als seine unmittelbaren Vordermänner gewesen, konnte aber nicht ausreichend Überschuss erzeugen, um zu überholen. Erst auf den frischen Mediumreifen machte er Attacke auf die Mercedes.

Und schnupfte sowohl George Russell (Runde 34) als auch Lewis Hamilton (Runde 37) auf. Mehr als der sechste Platz sprang für den Spanier nicht heraus. Ein Problem beim Herunterschalten in der Schlussphase erwies sich als kurzer Schluckauf. "Einmal hat Carlos keine Rückmeldung bekommen."

Ferrari verbuchte 13 WM-Punkte, Mercedes deren elf. Damit steht es nach dem Rennwochenende in São Paulo 382 zu 362 im Duell der Dinosaurier. "Wir haben eine gute Gelegenheit verstreichen lassen, mehr Boden auf sie gutzumachen", ärgert sich Vasseur. Es bleiben noch die Rennen in Las Vegas und Abu Dhabi, um doch noch Zweiter zu werden. "Vegas könnte chaotisch werden. Es ist für alle eine neue Strecke. Das Layout sieht speziell aus. Und es scheint dort in der Nacht sehr kühl zu werden." Das spricht für eine Lotterie im Zockerparadies.

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