Frankreich passt E-Auto-Förderung an
So wehrt Frankreich Chinas E-Autos ab

Frankreich passt seine E-Auto-Förderung an. Künftig soll nur noch der Kauf wirklich umweltfreundlicher Modelle unterstützt werden. Das zielt vor allem auf E-Auto-Importe aus China.

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Foto: Patrick Lang

"Wir müssen aufwachen", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereits im Oktober 2022 beim Pariser Autosalon. Die drei mahnenden Worte zielten auf die chinesischen Autohersteller ab, die damals in den Messehallen viele ihrer neuen Elektroautos ins Rampenlicht rückten. Aber auch auf die europäische Politik, die die eigene Autoindustrie bevorzugen müsse – genau wie dies die USA und China tun. Macron brachte damals einen "Buy European Act" nach Vorbild des amerikanischen "Inflation Reduction Acts" (IRA) ins Spiel.

Der große E-Ratgeber

Als die EU-Partner – insbesondere Deutschland – nicht wie gewünscht reagierten, preschte Macron auf nationaler Ebene vor. "Wir werden als erstes europäisches Land die Kriterien für die Förderung von Elektroautos reformieren", kündigte Frankreichs Präsident im Frühjahr 2023 an. Inzwischen setzt die Regierung ihr Vorhaben um: Die Kaufprämie für Elektroautos ist nun von mehreren Faktoren abhängig, die den CO₂-Ballast des jeweiligen Modells beeinflussen. Die französische Umweltbehörde (Ademe) hat dabei eine Formel definiert, nach der ein neuer Elektro-Pkw mindestens 60 Punkte erreichen muss, damit die Kaufprämie fließt.

Förderung nach Umweltkriterien

Bevor ein E-Auto von der Ademe als umwelt(un)freundlich eingestuft wird, analysiert die Behörde mehrere Kategorien: Die bei der Produktion verwendeten Materialien spielen ebenso eine Rolle wie die Umweltauswirkungen und der Energieverbrauch bei der Fertigung, die Verwendung von kritischen Rohstoffen bei den Batterien und die Umweltschäden beim Transport zu den Kundinnen und Kunden. Seit Oktober konnten die Autohersteller die für die Klassifizierung nötigen Unterlagen einreichen. Mitte Dezember hat die Behörde eine Liste förderfähiger Modelle veröffentlicht, die etwa 65 Prozent des gesamten E-Auto-Angebots in Frankreich enthält.

Darauf stehen die Produkte von 22 Automarken, von denen die meisten ihre Heimat in Europa haben. Es gibt jedoch Sonderfälle. Die zum Stellantis-Konzern gehörende US-Marke Jeep fertigt ihr bisher einziges Elektroauto, den Avenger, in Polen. Ähnlich ist die Lage bei Teslas Model Y, das für die europäischen Märkte im brandenburgischen Grünheide gefertigt wird. Das aus Kalifornien und China importierte Model 3 steht dagegen nicht auf der Liste. Bei Smart ist nur der nicht mehr gebaute, aber in Restbeständen teils noch verfügbare Fortwo in Frankreich förderfähig. Für die in China gebauten neuen Modelle Smart #1 und #3 gilt das jedoch nicht. Erstaunlich ist die Aufnahme des Mazda MX-30 in die Liste, denn das japanische Elektroauto wird ausschließlich in der Heimat produziert.

Kein Hersteller aus China auf der Liste

Ein chinesischer Hersteller steht dagegen nicht auf der Übersicht. Das ist gewollt, denn auf die Importe dieser E-Autos zielt die Maßnahme ab. Sie fahren zwar ebenso mit lokal emissionsneutralen E-Antrieben, dürften aber aufgrund ihrer Produktion einen größeren CO₂-Rucksack mit sich herumschleppen als in Europa gebaute Konkurrenzprodukte. Hauptgrund dafür ist der in China sehr kohlelastige Strommix, der sich bei der energieintensiven Produktion von E-Autos und deren Batterien umso stärker auswirkt. Hinzu kommt der Transport der Fahrzeuge auf einem langen Seeweg. Dass ebenfalls der in China gebaute Dacia Spring fehlt (und damit ein Modell einer Markentochter des französischen Autokonzerns Renault, das in Frankreich bisher sehr beliebt war), dürfte eine Art Kollateralschaden sein.

Interessant dabei ist, dass auf ähnliche Weise in Osteuropa gefertigte E-Autos und deren Batterien nicht von der Kaufprämie ausgeschlossen werden (siehe Jeep Avenger). Trotzdem soll die nach einer "äußerst präzisen wissenschaftlichen Methodik" ausgearbeitete Regelung nicht gegen die Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO verstoßen. Diese erlaube explizit ein solches Vorgehen zum Schutz der Umwelt. Frankreich verspricht sich durch die Neuregelung eine spürbare Minderung importierter Treibhausgase; die Rede ist von etwa 800.000 Tonnen im Jahr. Zudem will Deutschlands Nachbarland damit erreichen, dass ausländische Hersteller mehr E-Auto- und Batteriefabriken in Frankreich errichten.

Zweithöchste Fördersumme in der EU

Mehr noch als in Deutschland, wo der Umweltbonus kürzlich unvermittelt abgeschafft wurde, ist die finanzielle Entlastung beim Kauf eines Elektroautos relevant. Mit der Prämie, die sich in erster Linie am Preis des gewählten Fahrzeugs bemisst, lassen sich bis zu 5.000 Euro sparen. Geringverdiener können sogar auf eine Förderung von maximal 7.000 Euro hoffen. Das bedeutet Platz zwei innerhalb der EU hinter den Niederlanden. Für das kommende Jahr soll der entsprechende Fördertopf in Frankreich eine Milliarde Euro enthalten.

Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen, welche Hersteller in Deutschland den BAFA-Umweltbonus vorerst aus eigener Tasche zahlen, nachdem die Regierung die E-Auto-Förderung kürzlich ohne Ankündigung eingestellt hatte.

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Fazit

Frankreichs Neuregelung der E-Auto-Förderung darf als protektionistisch gewertet werden. Trotz ihres Umwelt- und Klimaschutz-Anstriches soll sie in erster Linie dafür sorgen, dass aus Asien – vor allem China – importierte Elektroautos nicht von ihr profitieren und dadurch deutlich teurer werden. Als Konsequenz sollen Frankreichs E-Auto-Käuferinnen und -Käufer lieber zu einheimischen oder zumindest europäischen Produkten greifen.

Ob der Plan aufgeht, muss sich noch zeigen, denn ähnliche Maßnahmen wie der US-amerikanische IRA greifen deutlich tiefer. Zudem muss man abwarten, ob die Regelung nicht als Bumerang zurückkommt. Schließlich ist es denkbar, dass China als Reaktion den Zugang zu seinem Markt für französische Hersteller ebenfalls erschwert oder gar komplett dichtmacht.