Ex-Opel-Boss Michael Lohscheller
Nikola-Abenteuer schon wieder vorbei

Nach seinem Weggang bei Opel waren Michael Lohschellers CEO-Jobs nur von kurzer Dauer. Nach einem Gastspiel bei Vinfast wollte er Nikola zum Erfolg führen – vergeblich.

02/2022, Michael Lohscheller Präsident Nikola Corporation
Foto: Opel / Nikola Corporation

Es war sein dritter Arbeitgeber innerhalb eines halben Jahres: Erst zum 1. September 2021 hatte Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller den Stellantis-Konzern verlassen, um direkt zum aufstrebenden Autohersteller Vinfast zu wechseln. Nach nur vier Monaten war das Gastspiel bei den Vietnamesen allerdings schon wieder beendet. Doch der 53-Jährige hatte im Frühjahr 2022 abermals schnell einen neuen Arbeitgeber gefunden: Er wechselte zum Elektro-Mobilitäts-Start-up Nikola.

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In seiner ersten Funktion als Präsident bei Nikola verantwortete Lohscheller den weltweiten Ausbau der Lkw-Aktivitäten. Offensichtlich erledigte er seinen Job damals zur Zufriedenheit des Verwaltungsrats: Zum Jahreswechsel 2022/23 stieg Lohscheller an die Spitze des Unternehmens auf und ersetzte dort den bisherigen CEO Mark Russell, der seinerseits in den Verwaltungsrat wechselte. Russell war 2020 auf den Firmengründer Trevor Milton an der Nikola-Spitze gefolgt, der nach einem Börsenskandal seinen Posten aufgeben musste.

Europa-Rückkehr auf eigenen Wunsch

Doch auch der Job beim US-amerikanischen Hersteller von Elektro- und Wasserstoff-Lastwagen war nur von kurzer Dauer, denn Lohscheller gibt den CEO-Posten bei Nikola bereits wieder ab. In einer Mitteilung nennt das Unternehmen "einen gesundheitlichen Grund in der Familie", der Lohscheller auf eigenen Wunsch zur Rückkehr nach Europa veranlasse. Der Automanager werde jedoch bis Ende September in beratender Funktion für Nikola tätig bleiben und damit seinem Nachfolger Steve Girsky den Einstieg erleichtern. Girsky war seit September 2020 bereits Vorsitzender des Verwaltungsrats und übernimmt bei Nikola mit dem Wechsel auf den CEO-Posten nun operative Aufgaben.

Nikola erhält damit den vierten Chef innerhalb von nicht einmal Jahren. Auch sonst bleiben die Zeiten für das E-Lkw-Start-up turbulent. Erst im Mai 2023 hatte die Firma angekündigt, sich aus dem Joint-Venture mit CNH Industrial – dem Mutterkonzern von Iveco, Case, Magirus und New Holland – und damit auch aus Europa zurückzuziehen. Der batterieelektrische Lastwagen Nikola Tre auf Basis des Iveco S-Way (siehe Video und Fotoshow) wird damit nicht mehr im 50.000 Quadratmeter großen Lkw-Werk in Ulm gebaut. Zudem veröffentlichte Nikola eher bescheidene Quartalszahlen. Angesichts der Negativmeldungen brach der Börsenkurs des Unternehmens seit Freitag (4. August 2023) von 3,26 auf 2,36 Euro (Stand Montag, 7. August 2023) ein – ein Verlust von etwa 28 Prozent.

Mit Vinfast passte es nicht

Bei Opel rückte im Sommer 2021 Uwe Hochgeschurtz für Lohscheller nach, für den es bei seinem darauffolgenden Arbeitgeber Vinfast offensichtlich jedoch nicht gepasst hatte. Wie es heißt, verabschiedete er sich dort nach nur vier Monaten aus persönlichen Gründen. Vinfast gehört zur die vietnamesische Wirtschaft in vielen Bereichen durchdringenden Vingroup. Deren Autosparte Vinfast gibt es seit 2017. Der Hersteller legt großen Wert auf seine namhaften deutschen Zulieferer und baut unter anderem in Lizenz BMW-Modelle mit für den asiatischen Markt angepasstem Design.

Vor Lohscheller war James DeLuca CEO von Vinfast – der erfahrene GM-Manager hatte den Aufbau der Marke verantwortet. Lohscheller war seit 2012 Manager bei Opel (seit Juni 2017 als Chef) – also zu einer Zeit, in der Opel noch zu GM gehörte (die Übernahme von Opel durch den Stellantis-Vorgänger-Konzern PSA war am 1. August 2017 abgeschlossen worden). Somit hat auch Lohscheller eine Vergangenheit als GM-Manager.

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Fazit

Michael Lohscheller wollte nicht zu den Managern der Autoindustrie gehören, die sich nach der Aufgabe eines Chefpostens mit eigenen Projekten oder wackeligen Start-ups beschäftigen mussten. Er hatte für seine Nach-Opel-Zeit bereits einen Vertrag mit Vinfast in der Tasche. Diesen Posten hatte er nach nur vier Monaten im Amt jedoch wieder aufgegeben; es passte wohl einfach nicht mit den Vietnamesen. Bei Nikola schien es anfangs besser zu laufen, doch wirtschaftlich kam das Start-up auch unter Lohschellers Regie einfach nicht auf die Beine, was der weiter im Sinkflug befindliche Aktienkurs illustriert. Nun ist dieses Engagement ebenfalls wieder beendet – auf Lohschellers eigenen Wunsch, wie es heißt.