VW Amarok mit Werkstuning
Pickup-Einzelstück mit 350 PS

Mit dem getunten Amarok zeigt Volkswagen, wie sportlich ihr Pickup aussehen könnte, würde man alle aktuell verfügbaren Tuning-Optionen ausreizen. Mit 750 Newtonmetern und 350 PS kommt das Arbeitstier aber schnell an seine Belastungsgrenze.

VW Amarok Tuning
Foto: Uli Sonntag

Zündschlüssel rumdrehen, Automatikwählhebel auf D und los. So einfach kann Amarokfahren sein. Doch was, wenn statt des knorrigen V6-TDI-Gebrummels plötzlich ein wuchtiges Donnern den Pickup zum Erzittern brächte? Aber der Reihe nach: Der Amarok DC Aventura aus dem Hause Volkswagen kommt von Natur aus schon recht ordentlich motorisiert auf die Straße. Sein 3,0 Liter großer V6-Turbodiesel zerrt bereits in der Basisausstattung mit 258 PS und 580 Newtonmetern an den vier angetriebenen Rädern. Hinzu kommt das grundsätzlich kantige Design, das zwar ein Hingucker ist, aber eben keine Ausrufezeichen setzt.

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39.000 Euro Tuning-Zuschlag

Dass das alles nicht so bleiben muss, zeigt ein gerade fertig gewordenes Einzelstück, das VW Nutzfahrzeuge auf die Räder gestellt hat. Der V6 erstarkt auf 350 PS und schafft ein Drehmoment von 750 Newtonmeter, ein Luftfahrwerk regelt die Sache mit dem Abstand zur Straße und im Innenraum dominiert Alcantara. Aus dem einst 66.000 Euro teuren Amarok in der Aventura-Ausstattung wird so ein 105.000 Euro teures Tuning-Monster. Entstanden ist das Unikat in Zusammenarbeit von VW Messe Presse, Werk2 und Neidfaktor.

VW Amarok Tuning
Uli Sonntag
Dank Luftfahrwerk geht es mehrere Etagen höher - oder tiefer.

22 Zoll große Räder

Schon der erste Blick auf den roten Pickup fesselt. Die Radkästen sind weit ausgestellt, die 22 Zoll großen 10-Speichenfelgen mit 295er Breitreifen glänzen und der feine rote Lackstrich, der von links nach rechts über den Grill zieht, endet nicht vor den Voll-LED-Scheinwerfern, sondern ist per Hand durch die Frontscheinwerfer erweitert worden. Übrigens: Einen exakten Namen besitzt die rote Farbe noch gar nicht. VW ist aktuell auf Namenssuche und bittet sogar seine Community und Fans um Mithilfe. Genauer gesagt hat noch nicht einmal das Fahrzeug selbst einen speziellen Namen verpasst bekommen. Man könnte sowas „Redneck-Red“ nennen, oder und „Korama“. Doch zurück zum Sonderling.

Software-Update bringt 250 km/h Spitze

Insgesamt zehn Laufmeter Alcantara hat das Team von Neidfaktor innerhalb von 120 Stunden mit Liebe zum Detail im Innenraum verarbeitet. Der technisch anspruchsvollste Teil war hier das Armaturenbrett. Zusätzlich sind die matten Zwischenräume durch Klavierlack-Optik ersetzt und die Ziernähte in Rot ausgeführt worden. Die Instrumentierung ist ansonsten gleichgeblieben. Ja, auch das 240 km/h-Tachoblatt. Und das, obwohl der getunte Amarok Tempo 250 schaffen soll. Den Leistungssprung verdankt er einer Software-Anpassung aus dem Hause Werk2. „Softwareseitig ist es nahezu ausgereizt. Aber seitens der Hardware wäre noch was möglich...“, heißt es von den Bayern. Den Sprint bis 100 Kilometer pro Stunde soll er in 5,6 Sekunden absolvieren.

„Soll“, da bei einer ersten kurzen Ausfahrt im Hamburger-Umland schnell deutlich wird, dass viel Leistung auf dem Papier zwar schön klingt. Es aber eines sehr sensiblen Gasfußes bedarf, diese auch auf den Asphalt zu bekommen. Denn einfach das Gaspedal durchtreten und den Rest die Elektronik regeln lassen, klappt bei solch einem Ungetüm nicht. Im schlimmsten Falle schubbert sogar die Kardanwelle deutlich hör- und spürbar am Hitzeschild. Genau das passiert, wenn versäumt wurde, per Fernbedienung den Low-Rider in seinen Urzustand als echtes Nutzfahrzeug mit ordentlich Luft zwischen Rädern und Radkasten zu verwandeln.

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Immerhin gibt's reichlich auf die Ohren. Der etwas synthetisch klingende Motorsound des V6 lässt sich über einen „Geheimknopfes“ am unteren Ende der Mittelkonsole von nahezu lautlos bis hin zum mächtigen Dröhnen anpassen. Und ja, der neben der optimierten Abgasanlage auch aus einem Soundaktuator entstammende Klang ist nicht nur innen, sondern auch außen zu hören.

Tuner sollen sich am Amarok orientieren

Abgesehen vom regelmäßigen Eingriff der Schutzengel in Form von elektronischen Einbremsern, fährt sich das Einzelstück wie ein ganz normaler Amarok. Oder besser gesagt wie ein ganz normales Fahrzeug. Denn ein Vorteil des Amarok ist sein gelungener Kompromiss zwischen einem Nutzfahrzeug und den Fahreigenschaften eines Pkw. Die Lenkung ist indirekt und leichtgängig, die Bremse sehr weich. Letzteres entschuldigen wir mal großzügig, weil die optimierte 6-Kolben-Bremsanlage bei diesem Fahrzeug zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Wie sehr sich Veredler und Tuner in Zukunft an dem Einzelstück orientieren werden, bleibt abzuwarten. Dass es möglich ist, den Amarok auf „krass“ zu trimmen, hat das Kooperations-Trio aber eindrucksvoll bewiesen.

Fazit

Neben dem breiten Äußeren und dem ordentlich verbauten Alcantara im Innenraum zeigt vor allem die Leistungsspritze Wirkung. Dass der Rest des Amarok mit der neuen Potenz kaum mitkommt, muss ja nicht so bleiben. Und auch die Sache mit dem Einzelstück darf sich gerne ändern. VW Nutzfahrzeuge betont, dass praktisch alle verbauten Teile bereits am Markt verfügbar sind. Wer mag (und es sich leisten kann), sollte also kaum Probleme haben, den roten Riesen nachzubauen. Also: ran da!