Wenn Traktoren besonders schnell fahren, übt das offenbar eine ganz eigene Faszination auf manche Menschen aus. Deshalb finden immer wieder medienwirksam inszenierte Rekordfahrten mit den Landmaschinen statt. Zum Beispiel im Februar 2015. Da brachte der Ex-Rallye-Weltmeister Juha Kankkunen den Valtra T234 auf 130,165 km/h. Damit schafften es der finnische Rennfahrer und der finnische Traktor ins Guinness-Buch der Weltrekorde. Drei Jahre später gab es einen neuen Rekord: „The Stig“, der anonyme Rennfahrer aus der Kult-Autosendung „Top Gear“, trieb einen in der Show umgebauten „Track-Tor“ auf 140,335 km/h.
Fast 250 km/h-Topspeed
Doch diese Bestmarke hielt nur gut ein Jahr. Im Juni 2019 erreichte der britische Land- und Baumaschinenproduzent JCB mit seinem Fastrac die Marke von 103,6 mph, was exakt 166,7 km/h entspricht. Diese Fahrt wurde allerdings nicht bei Guinness gelistet – vermutlich wurden nicht alle Regularien erfüllt. Im November 2019 legten die Briten noch einmal nach. Guy Martin erzielte dabei einen neuen, jetzt von Guinness anerkannten, Geschwindigkeitsrekord für Traktoren. Gemittelt aus zwei Fahrten über jeweils einen Kilometer ergab sich ein neuer Rekordwert von 135,91 mph – umgerechnet 218,7 km/h. Als absolute Höchstgeschwindigkeit wurden sogar 153,77 mph – 247,5 km/h ermittelt.
7,2 Liter Hubraum, 1.0204 PS, 2.500 Nm
Gefahren wurde erneut auf dem Elvington Airfield in der Nähe von York. Der abermals optimierte JCB Fastrac-Rekordtraktor setzt auf einen Sechszylinder-Dieselmotor mit 7,2 Litern Hubraum, der 1.020 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 2.500 Newtonmetern liefert. Gleichzeitig wurde der Fastrac von den JCB-Ingenieuren in der Vorbereitung auf den Rekordversuch streng auf Diät gesetzt. Mithilfe der Formel 1-erfahrenen Konstrukteure von Williams Advanced Engineering wurde außerdem die Aerodynamik für den neuerlichen Rekordversuch weiter verbessert. Die Ladeluft wurde mit Trockeneis extra heruntergekühlt, zudem war eine Wassereinspritzung neu an Bord. Für mehr Bremspower wurde noch ein Bremsfallschirm adaptiert.
Nicht der erste Rekord des JCB-Teams
Am Steuer saß Guy Martin, ein ehemaliger Motorradrennfahrer und jetziger Fernsehmoderator. „Es war ein Fest, der Traktor fühlte sich auf der Startbahn stabil wie ein Stein an“, sagte Martin nach dem erfolgreichen Rekordversuch, über den später im Jahr im britischen Fernsehen noch ausführlich berichtet wird.
JCB hat übrigens Erfahrung mit Geschwindigkeitsrekorden. 2006 brachen die Briten auf den Bonneville-Salzseen in den USA die Bestmarke für Landfahrzeuge mit Dieselantrieb. Ein aerodynamisch optimiertes Auto fuhr, angetrieben von zwei JCB-DieselMax-Motoren, 350,092 mph (563,4 km/h). Der Rekord hat bis heute Bestand.
Fazit
218,7 km/h – das klingt nicht viel. Wenn man sich die Dimensionen des JCB Fastrac anschaut und zudem berücksichtigt, dass die Geschwindigkeit auf grobstolligen Offroad-Reifen erzielt wurde, ist es allerdings ein enormer Wert. Dennoch darf man davon ausgehen, dass auch dieser Rekord irgendwann gebrochen wird. Man darf gespannt sein, wann die 250-km/h-Marke fällt.
