Toyota Prius Advanced & Peugeot 408 PHEV 225 e GT
Plug-in-Hybride mit Fließheck im Test

Lange Zeit war der Toyota Prius ein Botschafter der Hybridtechnologie. In der neuen Version bietet Toyota ihn in Deutschland nur noch als Plug-in-Hybrid an – im ersten Vergleichstest wartet also kein Japaner, sondern ein Europäer: der Peugeot 408.

Peugeot 408, Toyota Prius
Foto: Rossen Gargolov, Achim Hartmann

Ein Öko-Langweiler? Tja, in den ersten Baureihen boten das Design und der Hybridantrieb des Prius wenig Emotion. Aber der Technikpionier hat es dennoch zu Kultstatus gebracht, auch weil er in Hollywood so populär geworden ist. Jedenfalls existieren viele Paparazzi-Fotos, die Promis mit dem Toyota zeigen. Neben unzähligen Filmauftritten rollt der Prius im 195 Millionen Mal verkauften Videospiel "Grand Theft Auto 5" durch Kalifornien, aus Satire- und Lizenzgründen heißt er hier Karin Dilettante. Im realen New York, das 2023 über 60.000 000 Touristen empfing, sieht man ihn oft als Streifenwagen der Verkehrspolizei.

Unsere Highlights

9,7 Sekunden vergehen im Peugeot von 100 auf 160 km/h – der Toyota benötigt mit 10,5 acht Zehntel länger.

Einen Großteil seiner einstigen Popularität haben mittlerweile Elektroautos einkassiert. Ein Stückchen davon kann der neue Prius vielleicht zurückerobern, weil er erstmals ein Design trägt, das gemeinhin als elegant gilt – meist sogar ohne "Für einen Prius"-Einschränkung. Da Toyota ihn in Deutschland nur als Plug-in verkauft, stellen wir ihm den ähnlich dimensionierten, vergleichbar motorisierten und ebenfalls als Fließheck ausgeführten Peugeot 408 PHEV 225 e GT entgegen.

Prius verbraucht die Hälfte

Gleich zum Start klatscht der Japaner dem Franzosen seine Kernkompetenz vors Löwenlogo. Und zwar so richtig, denn im E-Modus verbraucht er mit 14,6 kWh/100 km nur etwa halb so viel Strom wie der Peugeot (28 kWh/ 100 km). Die E-Reichweiten: 78 zu 44 Kilometer pro Toyota, obwohl dessen Akku mit 13,6 kWh nur 1,2 kWh mehr speichert und das Solardach nur Minimengen Energie in die Batterie tröpfelt. Auch wenn diese laut Anzeige geleert ist und der Verbrenner übernimmt, bleibt die überlegene Effizienz des Prius: 5,7 zu 7,7 l/100 km.

78 Kilometer weit fährt der Prius mit seinem 13,6-kWh-Akku im E-Modus.

Auf den alltäglichen Fahrkomfort zahlt der Toyota-Antrieb ebenso ein. So geht’s beim Anfahren fix los; beim Zwischenbeschleunigen profitiert er von den flüssigen Übersetzungsanpassungen des stufenlosen Getriebes. Das gilt in allen Betriebsmodi und unabhängig vom Stromvorrat, wobei der Elektrobetrieb die größere Besonderheit darstellt: Hier reicht der Prius im Stadttempobereich deutlich näher an das Fahrgefühl eines E-Autos heran als die meisten Plug-ins. Elektrisch ziehen zwar beide Fronttriebler in 4,1 Sekunden auf 50 km/h, doch beim Peugeot kommt es dabei zu einer Zugkraftunterbrechung, da seine Achtgangautomatik auch im E-Betrieb die Stufen wechselt. Das führt auch bei Zwischenbeschleunigungen zu Verzögerungen. Wichtig: Auch der Stellantis-Wagen kommt aus dem Stand hybridisch und elektrisch zügig vom Fleck. Und er schafft bis zu 233 km/h, sein Kontrahent erreicht trotz ebenfalls etwa 220 System-PS nur 177 km/h.

408 viel besser gedämmt

Nachteilig wird das Toyota-Getriebe, wenn der Saugbenziner bei erhöhter Last die Drehzahl hält. Ohnehin klingt es im Prius tendenziell nach Kleinwagen – Wasser und Steinchen treffen lautstark in die Radhäuser, die zudem das Reifenrauschen wenig effektiv dämmen. Ab Landstraßentempo kommen erhöhte Windgeräusche dazu, die allerspätestens ab 160 km/h mächtig nerven. Der Peugeot bleibt subjektiv immer zwei Nummern leiser, obwohl die Schalldruck-Messwerte bis 130 km/h nahezu gleich sind. Der Peugeot 408 PHEV 225 e GT basiert zwar auf dem kompakten 308, hört sich innen dennoch fast wie ein Mittelklasse-Auto an, auch weil der Turbovierzylinder meist im Hintergrund bleibt.

Beim Federungskomfort sind die Unterschiede überschaubar: Der Peugeot fahrwerkt hier und da etwas weicher, ansonsten ähnlich mittelstraff wie der Toyota, dessen Karosserie auf welligen Straßen auch mal etwas hibbelig wird. Ausgeprägte Aufbaubewegungen oder Nachwippen vermeiden jedoch beide weitgehend.

Die Tachoeinheit kann man zwar durch das Lenkrad fotografieren, doch als Fahrer schaut man über den Kranz auf sie.

Eine weitere Gemeinsamkeit sind die hoch platzierten Tachodisplays, auf die man über die Lenkräder schaut. Die meisten Fahrer müssen mit einem Kompromiss leben: Ein Teil der Bildschirme wird vom Lenkradkranz überdeckt, weil die Lenksäule für freie Sicht zu tief eingestellt werden müsste. Im Toyota Prius funktioniert es zumindest noch einigermaßen, weil trotz höherer Sitzposition mehr Platz für die Knie bleibt. Im 408 sind die Massagesitze stärker konturiert und die Beinauflagen ausziehbar, doch fernreisetauglich sind auch die des Toyota Prius Advanced.

Der Fond des Peugeot bietet nur wenig Beinfreiheit im Fußraum.

Hinten bietet der Peugeot zwar noch mehr Beinraum, nur passen die Füße kaum unter die Vordersitze. Erwachsene bevorzugen den Peugeot-Fond trotzdem, da im Toyota die Türarmlehnen zu weit vorne angeordnet sind und vor allem weil Kopfraum fehlt. Der ist vorne schon nicht üppig, hinten kommt unser normal großer Tester im Bild links jedoch gar nicht an die Kopfstütze, weil der Dachhimmel im Weg ist. Das kann bei einem Unfall kritisch sein, konkretisieren können wir das aber nicht, da es auf der Euro-NCAP-Webseite keinen Sicherheitstest zum neuen Prius gibt. Wohl aber zum Peugeot, der den Oberkörper des Fahrers schwach und das rechte Bein nur so lala schützt. Gesamtergebnis: vier von fünf Sternen.

Inakzeptabler Bremsweg

Um Unfälle zu vermeiden, kann der 408 recht ordentlich verzögern: 35,7 Meter von 100 auf 0 km/h. Der Japaner steht erst nach 39 Metern – noch mal schlechter als der Testwagen aus Heft 24/2023 (37,5 m) – und überschreitet somit die Grenze des Akzeptablen. Viel weniger wild, aber auch nicht gut: Die flach verlaufenden A-Säulen blockieren öfters mal die Sicht, immer wieder mal neigt man gar den Oberkörper zur Fahrzeugmitte, um in Linkskurven sehen zu können.

In Kurven verlangt der Prius selbst bei Geschwindigkeiten, die für ihn eigentlich untypisch sind, nicht viel vom Fahrer, um sauber zwischen den Linien zu bleiben. Von diesem Fahrspaßpotenzial lässt er jedoch einiges liegen, denn die Leistungsfreigabe am Kurvenausgang bleibt in engeren Biegungen stark vom Lenkwinkel abhängig, ganz gleich, welcher Fahrmodus aktiv ist. Die volle Kraft gibt es erst, wenn der spaßige Teil der Kurve schon hinter einem liegt.

Der 408 bremst ordentlich: 35,7 Meter von 100 km/h bis zum Stillstand.

Der 408 zeigt eine stärkere Untersteuertendenz, wobei der eigentliche Freudedämpfer das ansonsten ordentlich arbeitende Getriebe ist. Auf sich allein gestellt versteht es nichts von Sport – Eingriffe über die Schaltwippen gehen zwar, aber schon kurz danach fuchtelt die Automatik-Software oft wieder rein, weil ein manueller Modus fehlt. Stattdessen lässt sich am Getriebehebelchen eine stärkere Rekuperation aktivieren.

Den Wählhebel bewegt man für „D“ nach links hinten. Dahinter: Tasten für Hybridmodi und Auto Hold.

Der Toyota Prius Advanced versteckt viele Einstellungen für die Energierückgewinnung in Untermenüs. Das gilt auch für das Gebimmel beim Überschreiten von Tempolimits, das immerhin leise bleibt. Der Peugeot 408 verschonte uns damit – noch: Im Sommer zwingt die EU alle Neuwagen zu dieser Belästigung, die auf der Verkehrszeichenerkennung fußt, die meist schlecht funktioniert. Bei den beiden hier? Zwei Nullnummern in der Punktetabelle.

Einfache Grundbedienung

Die Tabelle füllt der Prius mit seiner ansonsten einfachen Bedienung der meisten Grundfunktionen. Im Peugeot wiederum touchst du dir die Klimaeinstellungen zurecht und bist viel zu lange beschäftigt, um etwa die Sitzheizung zu aktivieren. Beim Infotainment wird auch im Toyota getoucht, aber du musst viel seltener kleine Buttons treffen als im 408, dessen kleinerer Screen auch noch niedriger positioniert ist. Unter ihm zeigt ein flacher Extra-monitor Direktwahlfelder an. Die sind schön groß und erleichtern die Steuerung, nur schränkt Peugeot unerklärlicherweise die Verknüpfung von Untermenüpunkten ein.

Beide Systeme unterstützen Apple CarPlay und Android Auto, zudem zeigen sie ordentlich aufgelöste Bilder der Rundumkameras an; im Toyota besitzt der Rückspiegel zudem einen Videomodus. Prius-exklusiv sind auch die Zurückspulfunktion beim Radiohören (ja, wie früher beim CD-Spieler oder ganz früher beim Kassettendeck!), eine 230-Volt-Steckdose im Kofferraum und die heute übliche Auto-Hold-Funktion. Parallelen finden sich bei den On-Board-Chargern, die nur mit 3,3 kW laden. Peugeot 408 bietet zwar auch einen mit 7,4 kW, der aber auch nur einphasig lädt und deshalb an den meisten heimischen Wallboxen wenig bringt. Beide Autos haben beheizbare Windschutzscheiben, nur die des Toyota Prius Advanced kommt ohne sichtbare Drähte aus.

Im niedrigen Kofferraum blockiert die nicht anders verstaubare Kabeltasche viel Platz.

Dunkel wird’s jeden Abend, da fällt dann auf, wie schwach der Kofferraum des Prius beleuchtet ist. Das größere Problem: Er fasst nur 284 Liter (Peugeot: 471 l) und steht damit in der Kleinwagenecke. Seine Höhe ist so gering, dass viel Urlaubsgepäck auf der Rückbank landen dürfte.

Testsieg mit Schmutzfleck

Im E-Modus verbraucht der Prius mit 14,6 kWh/100 km nur etwa halb so viel Strom wie der Peugeot (28 kWh/ 100 km).

Strahlend hell wird’s mit der Garantie von Toyota, die bei vorschriftsmäßiger Wartung bis zu 15 Jahre und 250.000 Kilometer gilt. Da sieht der Peugeot mit seinen zwei Jahren alt aus. Hier im Kostenkapitel und in der Umweltwertung verspielt der 408 den Sieg, nachdem er die Eigenschaftswertung dominiert hat. Der Toyota Prius holt sich im Umweltkapitel 43 Punkte mehr und schnappt sich so den Gesamterfolg. Allerdings beschmuddelt er ihn mit seiner mangelhaften Bremsleistung – das passt doch nicht zu einem Technikpionier, Toyota!

Fazit

1. Toyota Prius Advanced
585 von 1000 Punkte
2. Peugeot 408
555 von 1000 Punkte
Technische Daten
Toyota Prius AdvancedPeugeot 408 PHEV 225 e GT
Grundpreis53.490 €51.800 €
Außenmaße4599 x 1782 x 1470 mm4687 x 1848 x 1478 mm
Kofferraumvolumen284 bis 1360 l471 bis 1545 l
Hubraum / Motor1987 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung111 kW / 151 PS bei 5200 U/min132 kW / 180 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit177 km/h233 km/h
0-100 km/h7,4 s8,2 s
Verbrauch4,6 l/100 km1,4 kWh/100 km
Testverbrauch5,7 l/100 km7,7 kWh/100 km