Käufer eines Toyota-Hybrids sind seltene Gäste bei ihrem Händler, denn die Autos des Hybridpioniers funktionieren meist viele Jahre lang problemlos. In der Regel schauen die Kunden nur wegen einer Inspektion oder des Sommerfests mit Bratwurst und Hüpfburg vorbei. Doch nun könnten sie und potenzielle Neukunden einfach mal so auf den Hof rollen. Schließlich stehen die neuen Toyota RAV4 und Corolla, früher bekannt als Auris, im Showroom.
Den Toyota RAV4 2.5 Hybrid gibt es als Fronttriebler mit 218 PS oder mit Allrad und vier zusätzlichen PS, den Toyota Corolla Hybrid nur mit Vorderradantrieb, aber ebenso in zwei Leistungsstufen: als 1,8-Liter mit 122 oder – wie beim Testwagen – als 2,0-Liter mit 180 PS Systemleistung.
Puh: 6.500 Euro Mehrpreis
Die sollten wohl reichen für den mit gut 1,5 Tonnen nicht federleicht geratenen Kombi, der mit der Rückkehr zum alten Bestsellernamen zugleich an Designqualität gewonnen hat. Auch für den RAV4 hat Toyota eine Formensprache gefunden, die sich wohltuend normal ausnimmt im Vergleich zum experimentell wirkenden Design etwa eines Mirai oder Prius. Da ist die Preisgestaltung des SUV schon diskussionswürdiger: In der getesteten Ausstattung Club kostet der Fronttriebler 6.500 Euro mehr als der Toyota Corolla Club. Was kann er denn dafür besser?
Nun, erst einmal gibt es mehr Blech fürs Geld. 25 Zentimeter mehr Höhe und sieben Zentimeter mehr Breite lassen den Toyota RAV4 vergleichsweise mächtig wirken. Und das größere Format ist ja kein Selbstzweck: Der Innenraum ist rund fünf Zentimeter breiter und – vor allem hinten – höher. Das hilft dem Raumkomfort auf die Sprünge, lässt das Interieur licht und luftig wirken. Dagegen wird der Kopfraum im Toyota Corolla-Fond für lang geratene Mitfahrer schnell knapp. Nicht unwichtig in diesem Zusammenhang: Die Rücksitze des RAV4 lassen sich sehr bequem erreichen, während das Entern des Corolla-Fondabteils wegen des niedrig verlaufenden Daches einer kleinen Gymnastikübung gleichkommt.
Typisch SUV, typisch Kombi
Es haut Sie jetzt sicherlich nicht aus dem Sessel, wenn wir verkünden: Im Toyota RAV4 sitzt man bauarttypisch hoch, im Corolla Pkw-mäßig tief hinterm Lenkrad, besser ins Auto integriert. Das erwartet man vom jeweiligen Fahrzeugkonzept. Da passt es ins Bild, dass der Toyota RAV4 bei umgelegten Rücksitzlehnen 100 Liter mehr Gepäck packt als der Corolla, wobei der eine ebenere Ladefläche vorweisen kann. Klar fällt auch der Vorsprung des SUV bei der Zuladung aus: 492 Kilogramm sind zwar alles andere als üppig bemessen, aber immer noch besser als die mickrigen 432 Kilogramm des Kombis.
Fahren oder aktiv fahren
Ihre Antriebe sind grundsätzlich gleich aufgebaut: Verbrenner ohne Aufladung plus elektrische Maschine für milde Hybridunterstützung und Rekuperation treiben, verbandelt über ein stufenloses Planetenradgetriebe, die Vorderrräder an. Der Toyota RAV4 macht das aufgrund des größeren Hubraums und der Mehrleistung ein wenig druckvoller, was ihm bis 100 km/h 0,7, bis 160 km/h 2,7 Sekunden Vorsprung beschert. Trotz der größeren Einzelhubräume ist die Laufkultur auf demselben anständigen Niveau wie beim Zweiliter des Toyota Corolla.
Dass beide Benziner bei viel Gas auf einem hohen Drehzahlniveau verharren, während die Getriebeübersetzung gestreckt wird und so für Beschleunigung sorgt, ist nicht zu überhören – das irritiert an Wandlerautomaten oder Doppelkupplungsgetriebe Gewöhnte immer wieder.
Dem RAV4 enthält Toyota konsequent Schaltmöglichkeiten am Lenkrad vor – dieser SUV versucht erst gar nicht, sportlich zu wirken, was auch sein etwas früheres Untersteuern in engagiert gefahrenen Kurven zeigt. Der Toyota Corolla geht dieses Thema dynamischer an: Beim Einlenken wankt er wegen des niedrigeren Schwerpunktes weniger, schlägt den gewünschten Kurs wegen der direkter ausgelegten Lenkung williger ein und gerät nicht so früh in die Fänge des ESP. Das lässt dem Kombi zudem mehr Leine als dem SUV, in dem die Regelung etwas rabiater einsetzt.
Außerdem ermöglicht der Corolla den Wechsel vom bloßen Fahren zum aktiven, vielleicht sogar engagierten Fahren auch durch Schaltpaddel am Lenkrad. Mit denen lässt sich vor einer Kurve sozusagen zurückschalten (Motorbremse inklusive), um dann beim Gasgeben mit höherer Drehzahl druckvoll aus der Kurve zu kommen, während der RAV4 die passende Übersetzung erst herbeiregelt.
Immer mit der Ruhe
Mag sich der Toyota Corolla Touring Sports auch dynamischer anfühlen als der RAV4: Fahrdynamische Großtaten vollbringt er deshalb aber nicht, wie die Tempi bei Slalom und doppeltem Spurwechsel zeigen. Da sind europäische Kompakte schon eine Klasse schneller unterwegs.
Doch Fahrer eines Hybrids sind ja weniger auf Dynamik als auf Ökologie fixiert. Da passen die zwei Toyota, die es allerdings selbst beim Bremsen eher milde angehen lassen, schon besser ins Bild: Unter sechs Liter auf 100 Kilometer sind möglich, deutlich mehr als zehn aber auch – mit jeweils klarem Vorteil für den Kombi. Der muss jedoch trotzdem öfter an die Tankstelle, denn zwölf Liter weniger Tankvolumen schränken seine Reichweite ein.
Mehr Komfort im Corolla
Weitere Unterschiede lassen sich auch beim Komfort ausmachen. Bequeme, allerdings umständlich einzustellende Sitze vorn haben beide, doch der SUV federt etwas störrischer als der Kombi und verursacht bei hohem Tempo mehr Windgeräusche. Die Bedienung folgt bei beiden dem von Toyota bekannten Muster – man kommt zurecht, obwohl andere Hersteller bei der Anbindung von Smartphones via Apple Carplay oder Android Auto schon weiter sind.
Als fehlerträchtig erwies sich hier wie da die Verkehrszeichenerkennung, die neue Limits nicht immer erkannte. Davon abgesehen punktet der Toyota RAV4 bei Fahrer- wie auch Komfortassistenz stärker, weil er zum Beispiel eine Anhängerstabilisierung oder die beim Rangieren hilfreiche Rundumkamera mitbringt. Wer Wert auf bestmögliches Licht legt, ist wiederum mit dem Toyota Corolla besser bedient: In der Topausstattung Lounge bringt er serienmäßig LED-Matrixlicht mit.
Unterm Strich spricht mehr für den Kombi – nicht zuletzt der Preis und die niedrigeren Unterhaltskosten durch die billigere Versicherung. Er ist nicht besser hybridisiert als der Toyota RAV4, aber eben viel billiger.
Fazit
Der Hybrid-Kombi erweist sich als funktionales, harmonisches Auto mit ausreichend Platz. Sein Preis macht den sparsamen Corolla Touring Sports ebenfalls attraktiv.
Geräumig, praktisch, sicher: Der Toyota RAV4 hat viele Stärken – auch im Bereich der Assistenz. Objektiv gesehen rechtfertigen die aber nicht den happigen Mehrpreis.
Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid Club | Toyota RAV4 2.5 Hybrid Club | |
Grundpreis | 31.190 € | 37.690 € |
Außenmaße | 4650 x 1790 x 1435 mm | 4600 x 1855 x 1685 mm |
Kofferraumvolumen | 581 bis 1591 l | 580 bis 1690 l |
Hubraum / Motor | 1987 cm³ / 4-Zylinder | 2487 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 112 kW / 152 PS bei 6000 U/min | 131 kW / 178 PS bei 5700 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h |
0-100 km/h | 9,3 s | 8,6 s |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km | 4,5 l/100 km |
Testverbrauch | 6,5 kWh/100 km | 7,0 l/100 km |