Nio EL6 100 kWh im Test

Bei uns im Test hatte Nio einen schweren Start, auch wegen unzuverlässiger Fahrassistenz, schwacher Ladeleistung und der nervigen Sprachassistentin Nomi. Doch die Chinesen lernten dazu, verbesserten viele Funktionen über Software-Updates. Das haben wir registriert.

Das neueste Modell ist der 4,85 Meter lange, 2.356 kg schwere EL6, der auf 2,92 Metern Radstand einen 100-kWh-Akku unterbringt, der für 529 km WLTP-Reichweite reichen soll. Im Test sind es nur 295, im besten Fall 381 km bei rund 10 Grad Lufttemperatur. Masse, Stirnfläche und große Räder kosten halt Energie.

Ist schnell auf 180

Gleichstrom tankt der 100-kWh-EL6 jetzt mit bis zu 180 kW Leistung, weil die Batteriezellen verbessert wurden und auf Tastendruck für optimales Laden vorgewärmt werden können. Dass diese Funktion wirkt, zeigt unser Test bei –1 Grad Lufttemperatur, bei dem nur 23 Minuten von 10 bis 80 Prozent SOC vergehen (laut Nio: 30 min). Wechselstrom aus der Wallbox fließt mit 11 kW, außerdem kann man den Akku an Nio-Stationen vollautomatisch tauschen lassen. Aber Obacht: Es kann gut sein, dass Ihnen dort das ältere Akku-Modell eingepflanzt wird – mit identischer Speicherkapazität, aber nur 125 kW DC-Ladeleistung.

Genug geladen, jetzt wird gefahren: mit zwei Motoren, Allradantrieb, 490 PS, 700 Nm Drehmoment und elektronisch geregelten Stoßdämpfern. Der Federungskomfort geht in Ordnung, vor allem die Geräuschdämmung ist effizient – allerdings steigen die Windgeräusche oberhalb von 160 km/h sprunghaft an.

Vorn verwöhnen sparsam konturierte, vielfach einstellbare Massagesitze mit Belüftung und Heizung, hinten freut man sich über elektrisch justierbare Lehnen und zwei separate Klimazonen. Ebenfalls inklusive: Softclose-Türen, in die Scheibenwischer integrierte Wasserdüsen, schöne Materialien und eine auf den ersten Blick tadellose Verarbeitung.

Der Eindruck ändert sich während der Fahrt, wo es im Gepäckabteil (579 bis 1.430 Liter) klappert und der Lenkassistent auf der Landstraße auch mal ohne Vorwarnung spontan den Dienst quittiert; Autobahnfahrten indes werden inzwischen sicher beherrscht. Dann wären da noch der von Zeit zu Zeit abbrechende Radioempfang sowie der kleine Lenkrad-Einstellbereich. Frunk, Handschuhfach, Apple CarPlay? Hat der Nio EL6 nicht. Und die Bedienung? Lenkt nach wie vor ab. Es gibt also noch immer einiges zu tun für die Ingenieure bei Nio.