Werkstatt-Tipp
So tauscht man eine Kupplung

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Irgendwann sagte irgendjemand mal über irgendetwas Kaputtes: „Das is' fisch.“ Heute komme ich endlich mal dazu, diesen schönen Ausdruck zu verwenden. Heute ist nämlich die Kupplung am 1979er Fiat Ritmo 65 CL „fisch“. An die Arbeit also.

Kupplung erneuern, Anna Matuschek, Ratgeber
Foto: Hardy Mutschler

Beim Probe fahren wird sie getestet, gefühlt, erprobt. Kein Wunder, denn das Wechseln des kraftverbindenden Teils zwischen Motor und Getriebe ist ätzend und zeitaufwendig. Oder noch schlimmer: kostet viel Geld. Nach 1.000 bis 100.000 Kilometern kommt dann dieser unschöne Moment: Bergauffahrt und die Feststellung, dass der Wagen trotz putzmunterem Motorgeräusch nicht mehr zieht. Oder auf den Punkt: „Die Kupplung is' fisch.“

Teilekosten von 80 bis 200 Euro

Grob über den Daumen gepeilt kostet ein Kupplungsset zwischen 80 und 200 Euro. Kommt auf das Auto an. Bei einem Nullachtfünfzehn-Pkw wie unserem Komparsen, einem Fiat Ritmo 65 CL von 1979, sind Einscheiben-Trockenkupplungen üblich. Im Reparaturbausatz enthalten sein sollten: Ausrücklager, Druckplatte und Kupplungsscheibe. Die Schwungscheibe selbst ist bei den meisten Fahrzeugen in Ordnung.

Tiefe Riefen oder blaugrüne Flecken deuten auf starke Abnutzung hin. Da hilft nur Ausbauen und zum Profi bringen, um das marode Teil abdrehen zu lassen. Oder neu kaufen. Grundsätzlich geben Kupplungen nach 100.000 bis 120.000 Kilometern den Geist auf. Besonders Begabte können natürlich auch schon nach geringerer Laufleistung den Jackpot ziehen.

Gute Vorbereitung ist das A und O beim Kupplungstausch

Den kann nur noch eines krönen: schlechte Vorbereitung und technisches Unverständnis. An dieser Stelle sei mal wieder erwähnt: Für diese Übung sollte man nicht nur Willen, sondern auch Wissen haben. Ob die Kupplung am Ende sauber trennt oder nicht, ist relevant. Wichtiger ist aber, dass niemand von herabfallenden Getrieben getroffen oder hilfeschreiend unter seinem Wagen in der Garage begraben wird.

Aus diesem Grund schraubt Anna in dieser Ausgabe auch nicht alleine, sondern mit Helfer. Und auch nicht, ohne sich vorher schlau gemacht zu haben. Zur Fiat-Ritmo-Kupplung gibt es kaum Infos. An dieser Stelle vielen Dank an den Spezialisten Thorsten Keding, der die Frage „Welches Spezialwerkzeug braucht man?“ mit „Keins“ beantworten konnte. Fehlt das Werkzeug, wird aus einem vierstündigen Kupplungswechsel schnell ein ganzes Wochenende. Also: fahrzeugspezifische Infos einholen. Eine Hebebühne ist nicht zwingend vonnöten, außer die Zentriermutter für die Antriebswellen ist, wie bei unserem Ritmo, bei angeschraubtem Rad nicht zugänglich.

Entlüften vermeiden

Schritt eins: Batterie abklemmen. Dann den Anlasser raus, Tachowelle weg und noch so einiges. Beim Schaltgestänge daran denken: lieber an einer Stelle trennen, die man nicht einstellen muss. Ist das nicht möglich, markieren (der Nagellack-Fehlkauf eignet sich dazu perfekt). Nicht zu unterschätzen ist auch die Nummer mit der Kupplungshydraulik. Wer kann, sollte das System möglichst geschlossen halten, um nachträgliches Entlüften zu vermeiden.

Um die Antriebswelle bei quer oder längs eingebauten Getrieben auszubauen, gibt es mehrere Optionen – auch hier Kfz-abhängig. Beim Fiat Ritmo muss beispielsweise der Stabi raus. Ein Kugelgelenk-Auspresser in der passenden Größe hilft ungemein. Wer keinen hat, wird sich mit geschickten, zarten Hammerschlägen ebenfalls vorarbeiten können. Ist das nötige Kleingeschäft erledigt, geht es an die Getriebeglocke.

4 Schrauben halten Getriebe und Motor zusammen

Spätestens jetzt braucht es eine zweite Person in Arbeitsmontur. Um das Verselbstständigen von Motor und Getriebe zu vermeiden, verzurren wir oben und stützen mit zwei Wagenhebern von unten. Womit man trotz Hebebühne wieder auf dem Bodenniveau einer Rampe angekommen ist.

Beim Fiat sind es vier Schrauben, die Getriebe und Motor zusammenhalten. Die sind schnell raus, und das Getriebe ruckelt sich mit ein bisschen Hebeln in die Freiheit. Nun noch die Kupplung mit acht Zehner-Schräublein gelöst, und man sieht der Scheibe auf die abgeschrubbte Oberfläche. Die neue wird mit Bremsenreiniger an der Druckplatte und zartem Anrauen an der Kupplungsscheibe für die nächsten 100.000 Kilometer präpariert. Wer viel Mut hat, setzt nun ohne Zentrierdorn an, alle anderen sollten sich einen solchen besorgen (gibt's auch in Plastik für schmales Geld).

Gewaltfrei arbeiten

Neben der Kupplung gilt es auch, das Ausrücklager zu tauschen. Dieses drückt beim Betätigen des Kupplungspedals auf den Kupplungsautomaten und trennt dadurch den Kraftfluss zum Getriebe. Getriebeglocke reinigen und die Lauffläche des Lagers mit hitzebeständiger Paste einfetten. Dann geht es an den Zusammenbau.

Wenn es richtig schlecht läuft und die Glocke nicht über die Welle rutschen möchte, hilft nur Drehen des Motors. Auf keinen Fall die Glockenschrauben mit Gewalt ansetzen, der Motorrumpf könnte brechen. Es gilt, vier Schrauben zu positionieren, einen Anlasser einzubauen, die Tachowelle festzuschrauben, ein bisschen Klimbim an seinem Platz zu positionieren und am Ende die Batterie anzuklemmen. Schließlich läuft es auf das mühselige Einstellen des Kupplungszuges hinaus, bis alles richtig passt. Und jetzt die gute Nachricht: Mit jeder gewechselten Kupplung klappt es besser.

Kupplungstausch mit Köpfchen

Zu beachten beim Tausch ist, dass der Motor durch das fehlende Getriebe kippt. Daher: Sicherheitsmaßnahmen treffen.

  1. Motorkran: Macht Sinn, wenn die Maschine von oben gut erreichbar ist.
  2. Getriebewagenheber: Funktioniert perfekt, wenn der Motor bereits gesichert ist.
  3. Mehrere Wagenheber: Mindestens zwei robuste Heber eignen sich zum Stützen von Motor und Getriebe auf Bodenniveau.