Werkstatt-Tipp
So montiert man eine Anhängerkupplung

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Mit einer Anhängerkupplung erhöht man dramatisch den Nutzwert seines Fahrzeugs. Der Aufwand ist nicht groß und für ambitionierte Schrauber locker machbar. Anna zeigt, wie der Haken dran kommt.

Montage Anhängerkupplung, Anna Matuschek
Foto: Hardy Mutschler

30 % aller Autos sind mit Anhängerkupplung unterwegs

Ein Auto ohne Anhängerkupplung ist wie eine Tür ohne Klinke – funktioniert auch, doch gelegentlich fehlt der praktische Nutzwert. So gelingt der Hakenanbau für ambitionierte Selbstschrauber.

Und jeden Monat dieselbe Leier: „Wer kann mir mal eben ein Auto mit Anhängerkupplung leihen?“ Dieses Loch im Fahrzeugbestand sollte gestopft werden. Und zwar mit einem Allrounder, einem, der Platz bietet, einem, bei dem eine Delle mehr oder weniger wurst ist – aber das Allerwichtigste: der den ständigen Bedarf des Trailerns erfüllt.

Gesucht, gefunden. Dank moderater Preise für Anhängerkupplungen für den VW T4 war auch das Übel des nicht vorhandenen Hakens finanziell überschaubar. Laut DAT-Report sind übrigens 30 % der Autos mit AHK unterwegs, über 9 % mehr als noch im Jahr 2000.

Ab rund 100 € gibt's neue Anhängerkupplungen

Um sich den glücklichen Haltern jener Haken-Haber anzuschließen, braucht es etwa 100 Euro, einen halben Tag Zeit, etwas technisches Verständnis und ganz, ganz viel peniblen Arbeitsgedanken: nicht auszudenken, was passiert, wenn sich ein Anhänger aufgrund von Schlamperei verabschiedet.

Genauso übel ist die Vorstellung, unter einem nicht gut gesicherten Auto begraben zu sein. Wer sein Fahrzeug für die Montage der Anhängerkupplung aufbockt, sollte über anständige Halteböcke verfügen – und diese auch nutzen. Der Montage-Kit selbst ist mit allem ausgestattet, was zum Einbau benötigt wird. 100 kg Stützlast und 2.500 kg Anhängelast sind ohne Eintragung in die Papiere zukünftig in Ordnung. Nur die ABE muss mitgeführt werden.

Ein wenig Werkzeug wie Bohrmaschine, Ratschen- und Maulschlüssel-Basis-Equipment sowie einen Drehmomentschlüssel braucht es für die Montage der Anhängerkupplung auch noch. Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt sich zudem einen Brenner neben die Werkbank.

Hitze und Kriechöl statt rohe Gewalt

Vergammelte Schrauben lassen sich so schön lösen wie hartes Brot kauen. Besonders beim ersten Arbeitsschritt nach dem Entfernen des Reserverads – nämlich dem Ausdrehen der Stoßstangenbefestigungen – geht es ohne Hitze im dümmsten Fall gar nicht voran. Das schlimmste Malheur tritt ein, wenn Material bricht. Dann ist guter Rat zwar nicht teuer, aber brauchen tut das kein Mensch. Also schön vorsichtig erwärmen, dazu die Flamme möglichst klein einstellen und die Schrauben gezielt erwärmen. Dass man in der Nähe von Benzintanks besondere Sorgfalt walten lassen muss, sollte sowieso klar sein. Im Zweifel hilft auch das (mehrmalige) Fluten mit Kriechöl wie WD40, Ballistol, Caramba & Co. Das Ziel sollte in beiden Fällen erreicht werden: Schrauben raus und gründlich säubern.

Die Schraubflächen und Halter der Anhängerkupplung sowie die Fläche, an der sie zukünftig anliegen, ebenfalls reinigen und danach ordentlich fetten. Mit den glitschigen Händen muss man leben – besser als Rostbefall wegen gestauter Feuchtigkeit zwischen den Blechen, nicht wahr? Kluge Leute bauen vor und haben einen 100er-Pack Einweghandschuhe in der Garage – Handschuhe übergetreift, ein schmatzender Griff in die Fettdose und nach der Fettpackung für die AHK die Handschuhe wieder elegant runter – Profis schaffen das ohne Fettspuren.

Der Zusammenbau geht rasch von der Hand

Nach der Fettpackung geht es zumindest mental auch schon auf die Zielgerade des Zusammenbauens. Zwei Träger-Außenstücke der Anhängerkupplung gilt es zu befestigen und anschließend mit dem Hauptträger zu verbinden. Die Bleche sind vorgeformt und passen sogar beim günstigen Angebot perfekt – ein ungewohnter Zustand, der beinahe verwirrt. Alle Schrauben zunächst handfest eindrehen, spannungsfrei ausrichten und mit dem Drehmomentschlüssel endfest anziehen.

Dummerweise bleiben dann noch Befestigungslöcher am Anhängerkupplungs-Befestigungsteil übrig – die entsprechenden Gegenstücke im Unterboden des T4 fehlen aber. Wenn diese zusätzlichen Schrauben laut beiliegender Montageanleitung vorgeschrieben sind, sollten sie unbedingt auch montiert werden – sonst droht im schlimmsten Fall der Verlust der ABE wegen nicht sachgemäßer oder unvollständiger Montage. Doch kein Problem, mit einem 12,5-Millimeter-Bohrer kann Abhilfe geschaffen werden. Die neuen Bohrlöcher mit Grundierung, lack und am besten etwas Unterbodenschutz nachhaltig versiegeln. Sollten die nötigen Schrauben zum Komplettieren im Set nicht enthalten sein, unbedingt im Fachhandel nachkaufen und auf die richtige Zugfestigkeit achten.

Zum Abschluss der Arbeit bekommen alle zwölf Köpfe ein Anzugsdrehmoment von 85 Newtonmetern (Gegenhalten nicht vergessen). Um das Erfolgserlebnis vorerst perfekt zu machen, den Kugelkopf der Anhängerkupplung anschrauben. Auch hier ist ein Drehmomentschlüssel wichtig. Mit 240 Nm die Schrauben anziehen. Fertig.

Der Wagen hat nun eine Anhängerkupplung, es darf angehängt werden. Hurra, Feierabend- Bier und Händewaschen. Das wäre jetzt schön. Dumm nur, dass ein Anhänger auch mit Strom für die Beleuchtung versorgt werden muss.

Auch für Laien machbar: die elektrische Verkabelung

Das für viele unter uns ungeliebte Thema Elektrik schlägt jetzt gnadenlos zu. Gelb und Grün für Blinker, Schwarz und Braun fürs Licht und so weiter. Der im Lieferumfang der Anhängerkupplung enthaltene Reglerkasten sorgt dafür, dass der Strom für die Anhängerbirnchen die Kabel der originalen Beleuchtung nicht zum Kochen bringt. Wer keinen Stromlaufplan für das Fahrzeug hat, muss bei der Recherche nach den richtigen Kabeln zum Multimeter greifen.

Stecker ab, Funktion „bis 20 Volt“ einstellen, eine Spitze auf Masse und mit der anderen die einzelnen Belegungen durchprobieren. Das ist keine sonderlich schwierige Übung und sollte für Anhängerkupplungs-Selbereinbauer gut machbar sein. Wenn das dann geschafft ist, gilt es noch, einen eleganten Weg für die Kabel gen Haken zu finden.

Vor der ersten Anhänger-Fahrt alle Funktionen checken

Beim T4 gibt es für die Kabelführung prima Lösungen. Zum Beispiel durch das Führungsgummi das Kabelbaums unter der linken und rechten Rückleuchte. Und nicht vergessen: alles schön abisolieren und niemals die Kabel über scharfe Kanten würgen. Das Anschrauben der Anhängerkupplungs-Steckdose muss sicher nicht separat erklärt werden. Zum Schluss bitte alles ausprobieren, bevor es zum ersten Mal mit dem Anhänger auf große Fahrt geht.

Wohin die gehen soll? Vielleicht noch mehr Autos kaufen, man kann sie jetzt ja trailern. Oder wie wäre es mit einem Umzug, jetzt völlig tiefenentspannt mit Anhänger? Oder doch lieber einen Kurztrip mit Onkels Camper am Haken ins lange Wochenende? Die Möglichkeiten sind unendlich. Aber vorerst belassen wir es mal dabei, dass das leidige Thema Zugfahrzeug endlich abgehakt ist.

Wer darf was?

Junge Leute, wie ich mit 31 Jahren, dürfen nur eine Fuhre (Fahrzeug plus Hänger) von maximal 3,5 Tonnen ziehen. Oder einen 750-Kilogramm-Anhänger an einem 3,5-Tonnen-Zugfahrzeug. Ganz wichtig: harte Bergab-Bergauf-Passagen nur mit einem gebremsten Anhänger bestreiten. Sonst kochen die Bremsen, und möglicherweise macht der Anhänger plötzlich einen Bogen wie mancher Mensch nach einem langen Kneipenabend. Vor der Abfahrt alle Leuchten checken, Sicherungsseil nicht vergessen und Ladung anständig verzurren.