E-Auto-Batterie
Welche Akkugröße ist die richtige?

Für eine möglichst große Batterie im Elektroauto sprechen viele Argumente – allen voran die ausgiebige Reichweite. Allerdings ist das keineswegs der einzige Aspekt, den es vor dem E-Auto-Kauf abzuwägen gilt. auto motor und sport erklärt die Vor- und Nachteile kleiner beziehungsweise größerer Batterien.

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Foto: auto motor und sport

Die Batteriekapazität in den vergangenen Jahren stark gewachsen, die elektrische Reichweiten haben sich mindestens verdoppelt. Trotzdem sollten sich E-Auto-Käufer aber fragen, wie viel Wert sie einer hohen Reichweite überhaupt beimessen. Denn die Hersteller bieten mittlerweile nicht nur eine Vielfalt verschiedener E-Autos, sondern auch diverse Akkugrößen innerhalb der Modellreihen an. Passend hierzu finden Sie in der Galerie oben die Top 20 Elektroautos mit der größten Reichweite.

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Augenmerk auf CO₂-Fußabdruck

Für Kunden gilt es genau abzuwägen, welche Batterie sie wirklich brauchen – allein schon aus ökologischen Gründen. Denn Kunden sollten nicht nur den Preis des E-Autos und dessen Tauglichkeit für die jeweiligen Alltagssituationen in die Entscheidung miteinbeziehen, sondern auch wie ökologisch sinnvoll der Entschluss ist. Dabei gilt es zu bedenken: Je größer der Akku ist, desto größer fällt der CO₂-Fußabdruck bei der Produktion aus. Der ADAC geht auf Basis eigener Berechnungen davon aus, dass rund 100 Kilogramm CO₂ pro Kilowattstunde anfallen.

Damit läge die CO₂-Belastung bei der kleinen Batterie eines Hyundai Kona bei 3.920 Kilo, demgegenüber stünden 6.400 Kilo bei der großen. Die Differenz entspräche etwa der CO₂-Bilanz, die ein deutscher Zwei-Personen-Haushalt in zwei Jahren durch den individuellen Stromverbrauch erzielt. Und wie der ADAC zu verstehen gibt, hat der Kona mit großem Energiebunker damit bei der Erstzulassung schon so viel CO₂ verursacht wie die Variante mit kleiner Batterie, wenn sie schon 30.000 Kilometer gefahren ist.

Auch das Thema Rohstoffe kann man an dieser Stelle nicht unter den Tisch fallen lassen. In einem größeren Akku stecken logischerweise mehr Batteriezellen, das wiederum bedeutet einen höheren Bedarf an seltenen und teuren Materialien und letztlich mehr negative Folgen für Umwelt und Klima. Dessen sollte man sich bewusst sein – auch wenn Akku-Recycling-Konzepte dieses Problem zukünftig ein Stück weit relativieren könnten.

Eine Frage des Preises?

Hauptentscheidungsfaktor dürfte für viele aber der preisliche Unterschied sein. Und der ist meist heftig. Beim Cupra Born beträgt der Aufpreis zwischen einer 58-kWh- und der 77-kWh-Batterie beispielsweise 5.800 Euro. Gönnt man sich beim VW ID.4 den 77-kWh- anstatt des 52-kWh-Akkus, blecht man 6.000 Euro mehr. Noch wilder wird es beim Hyundai Ioniq 5. 4.000 Euro kostet hier der größere Akku. Im Konfigurator gibt es den aber nur kombiniert mit dem teuren Dynamiq-Paket, sodass letzten Endes stramme 10.900 Euro Aufpreis auf der Rechnung stehen.

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Hans-Dieter Seufert

Wer zum Beispiel im Cupra Born anstatt dem kleinen 58-kWh-Akku lieber die 77-kWh-Batterie verbaut haben will, der zahlt 5.800 Euro Aufpreis.

Für denjenigen, der überwiegend Kurzstrecken fährt, lohnen sich solche Extrakosten wohl kaum. Steht einem neben dem E-Auto noch ein Fahrzeug mit Verbrenner zur Verfügung, braucht es das Plus an Reichweite auch nicht unbedingt. Wer für Langstrecken jedoch nicht mal eben auf seinen Zweitwagen umsteigen kann und oft Strecken von gut 250 Kilometern am Stück fährt, nimmt besser ein E-Auto mit großem Energiebunker.

Oft haben solche übrigens auch höhere Motorleistungen. Dafür schlägt sich das Mehrgewicht des Akkus negativ auf die Fahrverbräuche nieder. Bei einem Hyundai Kona macht das laut ADAC zum Beispiel 0,4 kWh pro 100 Kilometer aus. Klar, das klingt erst mal kaum nennenswert. Auf einen langen Nutzungszeitraum gerechnet, kommen damit aber letztlich viel mehr Ladekosten zusammen – und eine gewichtigere CO₂-Belastung ebenso. Neben dem Gewicht der Batterie haben natürlich etliche weitere Faktoren einen Einfluss auf den Energieverbrauch des Elektrofahrzeugs. Letzterer lässt sich beispielsweise auch ein Stück weit optimieren, wenn man den Verbrauchsaspekt bei der Wahl der Ausstattung des E-Autos berücksichtigt.

Kleine Akkus altern schnell

Dem gewichtsbedingt höheren Verbrauch steht wiederum die höhere Ladeleistung größerer Akkus gegenüber. Mit einem solchen ist man deshalb nicht nur in Sachen Reichweite besser bedient, sondern verbringt auch am Schnelllader verhältnismäßig weniger Zeit – zugunsten einer noch flexibleren und stressfreieren Alltagsgestaltung. So sind mit dem E-Auto auch spontane Fahrten oder unvorhergesehene Umwege ohne Zwischenladung eher drin.

Was zudem nur wenige bei ihrer Kaufentscheidung auf dem Schirm haben: Größere Akkuvarianten haben bei gleicher Laufleistung weniger Ladezyklen auf dem Buckel. Kleinere Batterien altern daher schneller. Dem ADAC zufolge stehen bei einem E-Auto mit 200 Kilometern Reichweite und 200.000 Kilometern auf der Uhr schon mindestens 1.000 Ladezyklen zu Buche. Bei 300 Kilometern Reichweite seien es 330 Ladezyklen weniger – ein enormer Unterschied also. Batterien leiden im Laufe der Zeit ja ohnehin an Kapazitätsschwund.

Hyundai Kona Electric Facelift 2021
Hyundai

Mit einem kleineren Akku muss man öfters Strom tanken. Das heißt, die Batterie hat letztlich mehr Ladezyklen auf dem Buckel, was sich längerfristig negativ auf den State of Health auswirken kann.

Natürlich besteht bei größeren Akkus dann hintenraus auch mehr Reichweitenpuffer, während der Kapazitätsverlust bei kleinen Batterien schwerer ins Gewicht fällt. Hier schließt sich der Kreis im Hinblick auf die Kosten. Zumindest wenn man das große Ganze betrachtet, denn der State of Health und die Kapazität der Batterie schlagen sich am Ende auf den Wiederverkaufswert des Fahrzeugs nieder. Mehr zum Thema Akku-Alterung erfahren Sie im New Mobility Podcast von auto motor und sport MO/OVE.

Der kleinere Akku eignet sich für denjenigen, ...

  • ... der großteils kurze Strecken fährt.
  • … der seinen Tagesablauf meistens im Vorfeld planen kann.
  • … für den die Umweltbilanz seines Fahrzeugs eine wichtige Rolle spielt.
  • … der sein Auto länger an Orten parkt, wo es geladen werden kann.
  • … der beim E-Auto-Kauf weniger bezahlen möchte.
  • … für den der Wiederverkaufswert eine untergeordnete Rolle spielt.

Der größere Akku eignet sich für denjenigen, ...

  • … der häufig auf Langstrecken unterwegs ist.
  • … der möglichst ohne Zwischenstopp von A nach B kommen muss.
  • … dessen Tagesablauf sich öfters spontan ergibt.
  • … der häufig Zugang zu Schnellladern hat (höhere Ladeleistung).
  • … der beim E-Auto-Kauf über den Aufpreis hinwegsieht.
  • … der von Beginn an mit einem Wiederverkauf des E-Autos rechnet.
Umfrage
Ist die Reichweite bei Elektroautos wirklich so wichtig?
148153 Mal abgestimmt
Nein. Erstens geht Laden immer schneller und zweitens sollte man für lange Fahrten andere Verkehrsmittel nutzen.Ja! Ein Auto hat man, um spontan irgendwo hin fahren zu können und nicht jeder kann sich mehrere Autos für verschiedene Zwecke leisten.

Fazit

Vor- und Nachteile auf einen Blick:

Kleiner Akku:
(+) günstigere Variante, kleinerer CO₂-Rucksack, weniger Rohstoffbedarf bei Produktion, geringeres Gewicht und somit weniger Verbrauch

(-) geringere Reichweite, schlechtere Wintertauglichkeit, geringere Schnellladeleistung, mehr Ladezyklen notwendig, weniger Alltagsflexibilität, höherer Kapazitätsverlust, entsprechend weniger Wert beim Wiederverkauf des Autos

Großer Akku
(+) mehr Reichweite, höhere Schnellladeleistung, weniger Ladezyklen, längere Lebensdauer, entsprechend besserer Wiederverkaufswert, mehr Alltagsflexibilität, bessere Wintertauglichkeit

(-) teurere Variante, größerer CO₂-Rucksack, höherer Rohstoffbedarf bei Produktion, höheres Gewicht und somit mehr Verbrauch