Bloch erklärt das neue Tesla Model S Plaid
Die 10 wichtigsten Fragen

Alles neu im Tesla Model S. Aber sind vierstellige PS-Zahlen und ein Jet-Lenkrad realistisch? Wir haben 10 Fragen. Und Alexander Bloch die Antworten.

Tesla Model S Bloch erklärt
Foto: auto motor und sport

Facelift is ja nicht gleich Facelift. Da gibt es Modellüberarbeitungen, die kaum mehr Neuheiten bringen, als eine frische Lackierung und trotzdem angepriesen werden wie die Neuerfindung des Automobils. Und dann gibt es das, was Tesla mit Model S und Model X angestellt hat. Der amerikanische Elektroauto-Pionier hat seine beiden ältesten Modelle im Portfolio aufwändig aktualisiert und zumindest auf dem Papier eine Menge Versprechungen gemacht. Mehr als 800 Kilometer Reichweite, bis zu 1.100 PS und ein Jet-Lenkrad gibt’s obendrauf. Natürlich wirft das Fragen auf – und um die kümmern wir uns jetzt.

Unsere Highlights

Absurd hohe Leistung

Die erste Frage ergibt sich schon aus dem vorherigen Abschnitt. Warum gibt es von Tesla plötzlich konkrete Leistungsangaben? Bislang war das nicht der Stil der Amerikaner – zumindest in der jüngsten Vergangenheit. Nachdem sich norwegische Kunden im Jahr 2015 über die offenbar falschen Leistungsangaben ihres Model S P85D beschwert hatten, kam heraus, dass bei Tesla einfach der Output beider Motoren addiert wurde. Diese einfache Rechnung ergab eben 772 PS – doch so einfach ist es nunmal nicht. Die endgültige Leistung wird nämlich vom Akku limitiert, und dem ging seinerzeit bei "nur" 469 PS die Puste aus. Tesla jedenfalls zeigte sich ob des darauffolgenden Gerichtsverfahrens (man einigte sich schlussendlich außergerichtlich) beleidigt und hat sich in der Folge davon verabschiedet, Leistung offen zu kommunizieren – um keine schlafenden Hunde zu wecken.

Was hat es nun mit den aberwitzigen 1.100 PS des neuen Tesla Model S Plaid+ auf sich? Nun, Elektroauto-Kenner ahnen es bereits: Hier wird die Peak-Leistung angegeben und nicht die Nennleistung, die später im Fahrzeugschein steht und üblicherweise deutlich geringer ausfällt. So einen Spitzenwert erreicht ein Elektromotor zwar schon, allerdings meist nur für eine kurze Dauer.

Tesla Model S Facelift
Tesla
Sieht auf den ersten Blick gar nicht nach einem Auto aus, das unter drei Sekunden auf Tempo 100 schießt: Das Facelift des Tesla Model S.

Absurd schnelle Beschleunigung

Mit immensen Leistungsangaben gehen traditionell auch beeindruckende Sprint-Zeiten einher, sofern man sich nicht im Bereich der Nutzfahrzeuge bewegt. Tesla verspricht, den Standard-Sprint von null auf 100 in 2,1 Sekunden abgehandelt zu haben. Also drei Zehntel schneller als ein Bugatti Chiron. Der Plaid+ soll die Zwei-Sekunden-Marke sogar reißen. Da drängt sich die Frage auf, ob so etwas mit konventioneller Bereifung überhaupt machbar ist.

Nun, zunächst mal sind die Angaben von Tesla "amerikanische Angaben". Sprich: Hochgerechnet und unter anderen Messbedingungen ermittelt, als in unserer Testabteilung. Auf der Website schreibt Tesla unter den Sprint-Wert: "Mit abgezogenem Roll-Out". Diesen Begriff kennt man aus dem Drag-Racing. Er beschreibt den Umstand, dass die Messung nicht aus dem kompletten Stillstand erfolgt, sondern erst, nachdem die Räder etwa 30 cm weit gerollt, also bereits in Bewegung sind. Mit dieser Methode spart sich Tesla auf der Stoppuhr 0,2 bis 0,3 Sekunden. Nun würde das bedeuten, dass der tatsächliche Wert bei 2,3 bis 2,4 Sekunden läge, was immernoch ein ziemliches Brett wäre. Realisierbar ist das aber höchstens mit modernen Semislicks und selbst dann ist es schwer. Vergleichen wir mit Werten aus unserer Testdatenbank, dann zeigt sich, dass traditionell bei Tesla-Modellen weitere 0,3 Sekunden für einen 0-100-Sprint obendrauf kommen. Aber selbst wenn es bei knapp unter drei Sekunden bleibt, zieht einem der Antritt immernoch die Locken aus der Frisur.

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Auch spannend: das markante Jet-Lenkrad, das Tesla für Model S und Model X anbieten will. Sieht beeindruckend aus. Aber ist sowas überhaupt erlaubt, beziehungsweise in Europa zulassungsfähig? Da hat auch Alex Bloch noch keine abschließende Einschätzung. Vieles deutet aber darauf hin, dass es zumindest in Europa möglich wäre. Die Form des Lenkrads ist dabei nicht unbedingt der Knackpunkt. Viel mehr geht es vor allem darum, dass die Lenkung auch bei einem Systemausfall funktionieren muss und das Fahrzeug auch mit dem spacigen Jet-Lenkrad beherrschbar bleibt. Heißt: Gibt es diesen Fallback, dann wäre ein Zulassung denkbar. Das kann allerdings von Markt zu Markt unterschiedlich sein. Und genau deshalb wird es die überarbeiteten Model S und Model X auch weiterhin mit richtigen Lenkrädern geben. Allerdings wohl gegen Aufpreis. Alex Bloch wäre es das sicher wert. Weil so ein rundes Lenkrad vor allem auf der Rennstrecke unschlagbar ist.

Absurd viele Fragezeichen

Weil gerade die Leistungsangaben prominent herausposaunt werden, sind diese vordergründig natürlich von besonderem Interesse. Doch hinter dem Zauber der Zahlen verstecken sich freilich noch wesentlich mehr Fragezeichen. Ist so ein rasanter Sprint mehrfach reproduzierbar? Was muss sich dafür am Akku verbessert haben? Warum stecken da drei Motoren drin, davon zwei an der Hinterachse – und was macht das mit der Fahrdynamik? Und wie groß muss der Akku eigentlich sein, um einer Reichweitenangabe von 840 Kilometern überhaupt gerecht zu werden? All diesen Fragen widmet sich Alexander Bloch in seiner neusten Ausgabe von "Bloch erklärt" und das komplette Video finden Sie oben im Artikel.

Fazit

Der Wandel der Automobilbranche zeigt sich immer deutlicher. Auf einmal sollen Serienfahrzeuge mehr als 1.000 PS leisten und damit auch noch emissionsfrei unterwegs sein. Ob sich all diese beeindruckenden Angaben am Ende auch auf dem Asphalt bewahrheiten, muss ein Test klären, sobald die ersten Fahrzeuge verfügbar sind. Bis dahin widmen wir uns eben dem theoretischen Diskurs.