ADAC testet E-Fuel und HVO-Diesel
Taugen alternative Kraftstoffe?

Der ADAC hat E-Fuels und HVO-Diesel getestet und auf ihre Effizienz und Umweltverträglichkeit überprüft. Das Ergebnis ist eindeutig.

ADAC Test E-Fuels HVO Diesel 2022
Foto: ADAC Test und Technik / Patrick Lang

Die Diskussion um den Einsatz von alternativen Kraftstoffen wie E-Fuels und HVO-Diesel bricht nicht ab. Zu verlockend ist der Erhalt von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Über das grundlegende Für und Wider, möchten wir jetzt aber gar nicht sprechen (dafür haben wir den Artikel "Die Wahrheit über E-Fuels"), sondern über einen Test des ADAC, der sich mit der Effizienz und der Umweltverträglichkeit der Benzin- und Diesel-Alternativen befasst hat.

Unsere Highlights

Für die Untersuchung hat der ADAC unterschiedliche Fahrzeuge herangezogen. Ein aktueller Golf VIII 2.0 TSI, ein sechs Jahre alter Ford Fiesta 1.0 EcoBoost und ein gebrauchter VW Golf VII 1.4 TSI wurden mit E-Fuel betankt, gefahren und gemessen. Für die Untersuchung von HVO-Diesel musste ein BMW 320d von 2013 und ein aktueller VW Touran 2.0 TDI herhalten. Nach mehr als 100 Messvorgängen auf dem Prüfstand und der Straße zu Abgasemissionen und Verbräuchen ist das Ergebnis eindeutig.

Verbrauchswerte alternativer Kraftstoffe

Verglichen mit herkömmlichen Tankstellen-Kraftstoffen (bei den Benzinern Super E10), hat sich der Kraftstoffverbrauch beim Einsatz von alternativem Sprit minimal erhöht. Allerdings sind die Abweichungen so gering (ca. 0,1 Liter pro 100 km), dass sie getrost der Mess-Toleranz zugeschrieben werden können. Bedeutet: Eine Tankfüllung E-Fuel bringt Sie genauso weit wie eine Tankfüllung E10, gleiches gilt für herkömmlichen Diesel im Vergleich mit HVO-Diesel.

ADAC Vergleich fossile und alternative Kraftstoffe E-Fuel HVO-Diesel
ADAC
Laut der Messungen des ADAC liegen fossile und alternative Kraftstoffe in puncto Emissionen eng beieinander.

Soweit so gut, doch wie steht es um die Schadstoff-Emissionen? Hier bleiben alle getesteten Fahrzeuge innerhalb der geltenden Norm-Grenzen von Euro 6d, beziehungsweise Euro 6b. Im Detail fallen die Emissionen von Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff, NOx und Feinstaub ähnlich aus wie bei den fossilen Kraftstoffen. Teilweise liegen die Emissionen von E-Fuel und HVO-Diesel aber auch über denen von Benzin und Diesel. Einzig beim CO₂ unterschreiten die alternativen Kraftstoffe ihre konventionellen Pendants konsequent, aber nicht mit viel Abstand. Unter dem Strich fasst der ADAC die Ergebnisse so zusammen: "Die Messungen zeigen fast durchweg, dass sich weder die CO₂- noch die Schadstoff-Emissionen durch die alternativen Kraftstoffe relevant ändern. Sie wären eine gute Ergänzung zum Markthochlauf der Elektromobilität." Ein Test, den auto motor und sport zusammen mit der NGO Transport & Environment durchgeführt haben, kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis.

Der ADAC fordert nun von der Politik, Anreize für E-Fuel-Hersteller zu schaffen, von der Automobilbranche, die Fahrzeuge für den Betrieb freizugeben (betrifft HVO-Diesel, Benziner können dank erfüllter Norm EN228 problemlos mit E-Fuels betankt werden) und von den E-Fuel-Herstellern wirksames Selbstmarketing und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Entsprechend dürfte uns die Debatte noch eine Weile begleiten. Warum beispielsweise Maximilian Fichtner, Leiter der Abteilung "Festkörperchemie" im Helmholtz-Institut Ulm, E-Fuels für einen Wunschtraum hält, erfahren Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel. Dort finden Sie die Fichtners Präsentation, die er 2021 auf dem auto motor und sport Kongress gezeigt hat.

Umfrage
Batterielektrische Antriebe oder alternative Kraftstoffe? Wie fährt die Zukunft?
65393 Mal abgestimmt
BatterieelektrischMit alternativen Kraftstoffen

Fazit

Der ADAC hat E-Fuel und HVO-Diesel im Betrieb mit unterschiedlichen Fahrzeugen getestet. Das Ergebnis: Die alternativen Kraftstoffe sind genauso sauber wie die fossilen Pendants und liefern dieselben Verbrauchswerte. Einen wirklichen Mehrwert stellt das aber nur dann dar, wenn der zugrundeliegende Wasserstoff mit grünem Strom aus regenerativen Quellen gewonnen wird – und davon sind wir, jedenfalls in Massenmarkt-tauglichem Umfang, noch ein großes Stück weit entfernt.