Mazda RX-7 besser als neu
Der Traum vom Wankel-Sportwagen wird wahr

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Schon lange begeisterte sich Simon Reusch aus Belgien für Wankelautos. Speziell der Mazda RX-7 hatte es ihm angetan. 2005 konnte er endlich einen kaufen - es war ein Restaurierungsobjekt.

Mazda RX-7, Seitenansicht
Foto: Fact

Mit dem 27. Mai 1995 verknüpft Simon Reusch aus Sankt Vith in Belgien nur angenehme Dinge. An diesem Tag heiratete er nämlich, und er fuhr das erste Mal mit einem Mazda RX-7. Den hatte er sich von seinem Bruder Victor ausgeliehen. Die Platzverhältnisse des Wagens waren zwar für das ausladende Brautkleid seiner Frau nicht optimal, aber es musste einfach sein. "Denn der Mazda RX-7 hat mir immer sehr gut gefallen, und die Wankeltechnik begeistert mich", schwärmt er.

Wankel-Mazda bei Le Mans

Schon in seiner Jugend entwickelte der 48-Jährige eine Vorliebe für japanische Autos, "und mich faszinierten die Auftritte der Wankelautos bei den 24-Stunden-Rennen im nahen Spa-Francorchamps". Um die Wankeltechnik näher zu studieren, beschaffte er sich Literatur, doch erst im Jahr 2005 kaufte er sich ein Wankelauto, natürlich einen Mazda RX-7.

Die Leidenschaft für Autos teilt er mit seinem sechs Jahre älteren Bruder, der ihn mit dem Thema infizierte und seit etlichen Jahren eine Werkstatt besitzt. Dort ist Simon für die Technikarbeiten zuständig. Doch wie kam es nun zum Kauf seines eigenen Mazda RX-7?

"Victor entdeckte den Wagen auf einer Oldtimer-Messe in Spa, notierte sich die Adresse des Verkäufers und animierte mich sozusagen, ihn zu kaufen", erinnert sich der Belgier. Nichts lieber als das. Also fuhren die beiden Brüder in das kleine Städtchen Marcinelle bei Lüttich, wo sie in einer dunklen Garage unter einem Wohnblock mit Hilfe von Taschenlampen den Mazda RX-7 inspizierten.

Es handelte sich um einen 1983 gebauten Mazda RX-7 mit einem leichten Unfallschaden und etwas Rost, aber Interieur und Technik waren in Ordnung. Sie kauften das Auto und nahmen es gleich mit. "Ich fuhr dann noch zwei oder drei Tage damit, dann begann ich mit der Restaurierung, die sich aber wegen vieler Pausen über vier Jahre hinzog", erzählt Simon.

Ersatzteile sind bei Japanern das Hauptproblem

Natürlich entdeckte er bei der Demontage seines Mazda RX-7 doch etwas mehr Korrosion als gedacht, aber das kennt jeder, der schon mal ein Auto restauriert hat. Der Motor, die Glasscheiben und das Armaturenbrett blieben am Platz, alles andere wurde demontiert.

Die größte Schwierigkeit bei der Restaurierung eines japanischen Klassikers wie dem Mazda RX-7 ist die schlechte Verfügbarkeit von Ersatzteilen, speziell für die Karosserie. Obwohl Simon eher Techniker ist, hat er sich über die Jahre die Kunst des Schweißens und der Blechbearbeitung erarbeitet, wobei ihm der darin erfahrene Bruder mit so manchem guten Tipp geholfen hat.

So war es für Simon kein Problem, die rostigen Türbleche im unteren Bereich aufzubördeln und neue, selbst gefertigte Bleche einzusetzen. Als größere Aufgabe erwiesen sich die hinteren Radläufe, die bei vielen Mazda RX-7 durchgerostet sind, so auch an dem Schlachtfahrzeug, das zwischendurch angeschafft wurde, um die Teilelage zu entschärfen.

Natürlich waren die Radläufe als Neuteil nicht erhältlich. Simon nahm die Gelegenheit wahr und stöberte mehrere Stunden im Lager der nahe gelegenen Firma Warny, die Reparaturbleche für sehr viele Fahrzeuge nachfertigt. "Ich hoffte, zumindest einen etwas ähnlichen Radlauf zu finden, um ihn an den Mazda RX-7 anpassen zu können", berichtet Simon. Doch die Suche war vergeblich.

Vordere Kotflügel zu hinteren umfunktioniert

Beim Betrachten des Schlachtfahrzeugs kam ihm dann die rettende Idee. Denn die vorderen Radläufe, die noch intakt waren, sahen den hinteren sehr ähnlich. Und tatsächlich, nach etwas Anpassungsarbeit konnte er die aus dem Mazda-RX-7-Teilespender herausgetrennten vorderen Radläufe zum Instandsetzen der hinteren an seinem Exemplar verwenden.

Alle Blecharbeiten erledigte er selbst und auch den größten Teil der Schleifarbeiten. Das Lackieren des Mazda RX-7 im originalen Weiß übernahm dann sein Bruder, der seine Werkstatt natürlich für das ganze Projekt zur Verfügung gestellt hatte.

Wenig Probleme gab es mit dem Interieur seines Mazda RX-7. Es war vollständig und intakt, musste also lediglich gründlich gereinigt werden. Dafür hielten manche Detailarbeiten den Hobby-Restaurierer lange in Atem. So das originalgetreue Aufarbeiten der ramponierten Felgen. Das beinhaltete das Sandstrahlen wie auch das Polieren des einem Wankelkolben nachempfundenen Mittelteils und die unterschiedlichen Farbgebungen des Rades.

Stoßdämpfer nicht lieferbar

Überschaubar waren die nötigen Arbeiten am Mazda RX-7-Motor: "Der lief gut und sprang auch im warmen Zustand gut an, was ein wichtiges Indiz für ein gesundes Wankeltriebwerk ist", sagt Simon. Trotzdem erneuerte er diverse Verschleißteile, darunter zum Beispiel die Benzin- und Wasserpumpe, die Zündkerzen und -kabel sowie alle Riemen und Filter.

Die dazu nötigen Ersatzteile waren immerhin erhältlich, wie auch alle Komponenten zur Revision der Kupplungshydraulik und der Bremsanlage. Nur Stoßdämpfer waren für den Mazda RX-7keine aufzutreiben. Von den zwei, die angeblich bei Mazda auf Lager lagen, wurde dann nur einer geliefert, und der war kaputt. Also musste sich Simon zwangsläufig mit markenfremden Dämpfern behelfen, die allerdings erst nach dem Modifizieren der Aufnahmen passten.

Heckspoiler wurde entfernt

Nach und nach wuchs der Mazda RX-7 wieder zusammen. Obwohl Simon an Originalität gelegen war, mag sich mancher über den fehlenden Heckspoiler wundern, der Bestandteil der Modellpflegemaßnahmen für das Jahr 1981 war. Doch Simon gefällt die Urform des RX-7 ohne Spoiler besser. "Außerdem wurden die Spoiler damals nicht ab Werk, sondern erst beim Importeur angebracht", weiß er. Denn bei der Demontage war eindeutig erkennbar gewesen, dass die Befestigungslöcher erst nachträglich gebohrt und dann die Ränder der Löcher mit Pinsel und Grundierung vor Rost geschützt worden waren.

Endlich kam der Tag der ersten Probefahrt, "doch da hat mich das Auto mal so richtig geärgert", gesteht Simon. Nach drei Kilometern blieb der Mazda RX-7 stehen und sprang nicht mehr an. Als Ursache ergab sich ein verstopfter Benzinfilter. Und als sich dieses Spielchen wiederholte, ahnte Simon das Problem.

Rost im Benzintank und "SPAX-Reinigung"

Schon in der Anfangsphase der Restaurierung hatte er den Benzintank sandgestrahlt und an einigen Stellen gelötet. Dann stand der Mazda RX-7 sehr lange mit nur wenig bleifreiem Kraftstoff im Behälter. Das hatte offenbar zu kräftiger Korrosion im Tank geführt. Nach Ausbau des Behälters konnte Simon die Bescherung mit Hilfe eines Endoskops erkennen. Nun war guter Rat teuer, denn ein Neuteil war nicht zu beschaffen.

Kurzerhand spannte er den Tank auf einen Betonmischer, warf 200 Spax-Schrauben hinein und ließ ihn rotieren. Diese Entrostungskur hatte Erfolg, dann wurde alles ausgespült und der Behälter innen versiegelt. Danach lief der Mazda RX-7 ohne Mucken, und seitdem können Simon und seine Gattin am Hochzeitstag im eigenen Wankelauto spazierenfahren.

So viel kostet ein Mazda RX-7

Simon Reusch steckte rund 3.000 Euro in die Restaurierung seines Mazda RX-7 - ohne Eigenleistung wohlgemerkt. Wer seinem Beispiel folgen will, findet Zustand-4-Exemplare für etwa 2.000 Euro. Gepflegte Mazda RX-7 im Zustand 2 sind für etwa 7.400 EUro zu haben, wie der Marktbeobachter Classic-Analytics mitteilt. Frühe Exemplare (Baujahr 1978 bis 1981) liegen rund 500 Euro darüber, spätere Turbo-RX-7 gibt es ab 9.000 Euro, Cabrios ab 12.000 Euro.