Sachsen Classic 2012 - "Gläserne Manufaktur-Etappe"
Liebespfand vom Faaker See

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Die Geschichte klingt wie aus einem Groschenroman: Ein Hotelier bestellt einen Neuwagen, stirbt vor der Auslieferung, und seine Witwe bringt es nicht übers Herz, den Neuwagen zu verkaufen - obwohl sie gar keinen Führerschein hat.

Sachsen Classic 2012, Etappe "Die Gläserne Manufaktur"
Foto: Kai Klauder

Die Geschichte, die Norbert Griesmayr von seinem Mercedes-Benz 220 Sb erzählt, könnte auch Rosamunde Pilcher erfunden haben. Und so geht sie: Da gibt es einen Österreichischen Hotelier, der Ende der 1950er Jahre einen Mercedes-Benz 220 Sb bestellt. Die Farbkombination ist ihm sehr wichtig, er bestellt den Oberklassewagen in "Seegrün" - passend zu seiner Heimat am Faaker See - mit einem Dach in Elfenbein.

"Erste Hand, 55.000 Kilometer, Neuzustand"

So schön, so gut, doch dann gibt es eine Tragödie. Er stirbt, noch bevor der Wagen an ihn ausgeliefert wird. Seine junge Witwe kann oder will die Bestellung nicht stornieren, und so wird der noble Mercedes in ihre Garage gebracht. Sie selbst darf ihn nicht fahren, denn sie besitzt keinen Führerschein. Zeit ihres Lebens bringt sie es dennoch nicht übers Herz, den Wagen ihres verstorbenen Mannes zu verkaufen. So lässt sie sich ein paar Mal im Jahr von Freunden um den Faaker See fahren und hegt und pflegt den Mercedes. So kommen in 50 Jahren nur 55.000 Kilometer zusammen  Bis sie stirbt.

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Den Erben fällt nichts Besseres ein, als den einzigartigen Mercedes im Internet auf einer großen Verkaufsplattform anzubieten.

Und dann kommt Norbert Griesmayr ins Spiel. Er entdeckt den Wagen und wird stutzig. Denn in der Beschreibung steht "Erste Hand, 55.000 Kilometer, Originaler Neuzustand". Da fragt er sich natürlich, ob dieses Inserat ein seriöses sein kann. Der geforderte Preis ist hoch, zu hoch, doch Griesmayr hat Zeit. Er beobachtet das Internetangebot über rund ein halbes Jahr, bevor er zu einer Besichtigung aufbricht.

Und was Griesmayr dann entdeckt, ist eine Überraschung: "Der Wagen ist wirklich absolut original, wurde fast in jedem Jahr zur Inspektion abgeholt. Und nachdem ich die Vorgeschichte gehört hatte, war klar, dass ich ihn kaufen musste. Ein echtes Liebespfand ist das doch", freut sich der Wiener, der gemeinsam mit Ferdinand Baumgartner und seinem Schwiegervater Alois Hartwig bei der Sachsen Classic dabei ist. Den Hotelier würde es bestimmt freuen.