Porsche Exclusive: Abteilung Sonderwunsch
35 Jahre Flügelwerk nach Wunsch

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Breit, flach, schnell: Seit 35 Jahren tunt Porsche seine Autos selbst. Im Kundenauftrag entstehen spektakuläre Einzelstücke ab Werk.

Porsche Exclusive 911 Turbo Cabriolet Flachbau
Foto: Unternehmensarchiv Porsche AG

Die Geschichte der Sonderwünsche bei Porsche beginnt offiziell mit einem Heckscheibenwischer, den Alfried Krupp von Bohlen und Halbach an seinem 356 Coupé haben wollte. Der Sonderwunsch war Befehl, Porsche baute das Teil an. Ab 1971 kümmerten sich die Abteilungen Werksreparatur und Rennsport um besonderes Kundenverlangen. Ab 1978 gab es ein Sonderwunschprogramm, das von Einzelanfertigungen bis vordefinierten Optionen alles bot, was an mehr Leistung, Hifi- und Telefoneinbauten gefragt war.

Unsere Highlights

911 Flachschnauzer-Umbau zum 944-Preis

Porsche Exclusive Fertigung 911 Slant nose
Unternehmensarchiv Porsche AG
Der Umbau auf Flachschnauze kostet so viel wie ein Porsche 944.

Anfang der 80er folgten erste Versuche mit einem Flachbau-911, genannt Hammerhai. Doch die in der Frontschürze integrierten Rechteck-Scheinwerfer zittern zu sehr und leuchten nicht weit genug. Die Lösung lag im Regal: Klappscheinwerfer vom 924/944 erlauben den zeittypischen Flachschnauzer-Umbau des 911. Der kostet mit rund 38.000 Mark so viel wie ein neuer 944. Dafür sind alle Umbauten in verzinktem Blech ausgeführt. Exakt 948 "Flachbau"-Turbo entstehen zwischen 1983 und 1989.

Mansour Ojjehs Porsche 935 Street

Porsche 911, 25 Jahre Porsche Exklusive
Porsche
Mansour Ojjeh wünschte sich einen 935 für die Straße und bekam einen besonderen 911 Turbo.

Richtig spektakulär los ging es mit Porsche Exclusive aber erst Jahrzehnte später: 1983 bestellte Porsche-Partner und TAG-Chef Mansour Ojjeh einen 935 für die Straße. "Natürlich mit allem Luxus."

Einfach formulierter Auftrag, schwierig bis unmöglich zu realisieren: Der 935 war ein Gruppe-5-Tier mit rennmäßigen Manieren. Weit entfernt davon, für öffentliche Straßen zu taugen. Kein Auto für den Stau auf der Champs Elysee, sondern zum Gewinnen in Le Mans.

Ablehnen? Kaum möglich. Also rauchten bei Porsche die Köpfe. Einen 935 für die Straße umbauen, schied aus – das Projekt wäre irre teuer geworden. Also diente ein 911 Turbo 3,3-Liter mit Viergang-Schaltgetriebe, Schiebedach, Sperrdiffernzial, Alarm- und Klimaanlage als Basisfahrzeug. Der Flachbau mit den Sonderwunschnummern SOW 010 bis SOW 013 war schon fast Routine. Die Leistungssteigerung nach SOW 020 brachte 330 PS. Doch wie bringt man den 935 in den 930? Porsche bestellte bei Kopp Kühnle und Kausch einen größeren Lader vom Typ K 27 und montierte Teile vom Gruppe-4-Auto 934. Das Ergebnis: 409 PS und 540 Newtonmeter Drehmoment.

Porsche 911, 25 Jahre Porsche Exklusive
Porsche
Hintere Kotflügel und Heckflügel stammen vom 935.

Die Bremsen nahm man ebenso vom 934 wie die Bugschürze und den darin installierten Mittelöhlkühler. Fahrwerk, Heckflügel und hintere Kotflügel nahm Porsche aus dem 935-Regal. Sowohl die Bugschürze als auch die hinteren Kotflügel wurden in der Breite angepasst. Gewaltige 13-Zoll-Pirelli passen hinten trotzdem drunter.

Und wie kam nun der Luxus in den Umbau? Der Innenraum wurde mit Leder in "Creme Caramel" ausgeschlagen und mit Holz von der Wurzel der Ulme verkleidet. Ein Clarion-HiFi-Turm sorgte für edle Klänge. In 4,9 Sekunden beschleunigte der Flachbau-911 von null auf 100 km/h, lief knapp 300 km/h Spitze und repräsentierte einen Gegenwert von etwa 350.000 Mark.

Turbo S Leichtbau

Porsche 911, 25 Jahre Porsche Exklusive
Porsche
Der 964 Turbo S Leichtbau war der erste Porsche in Speedgelb.


In den Jahren 1992/93 stand dann ein Turbo S Leichtbau der Baureihe 964, immerhin 86 dieser Sportwagen fanden zum Preis von 295.000 Mark begeisterte Käufer.

Ihm sollten 1993 dann noch insgesamt 76 Fahrzeuge des Typs 911 Turbo 3.6, erneut mit der flachen Front, folgen. Im selben Jahr verwirklichte Porsche Exclusive aber auch einen anderen Wunsch einiger weniger Kunden: Der damals brandneu aufgelegte Carrera Speedster (964) erhielt nur 15 mal das breite Heck des Turbos, heute eine gesuchte Rarität.

Händlerwunsch: 993 Turbo Cabrio

Porsche 911 Turbo Cabriolet 993 (1995)
Remi Dargegen/RM Sotheby's
Das 993 Turbo Cabrio entstand nur 14-mal mit 964-Turbo-Technik.

1995 erblickten erstmals 14 Turbo 3.6 als Cabriolet das Licht der Welt, allesamt Unikate zum Stückpreis von 301.540 Mark. Noch wesentlich seltener allerdings als dieser Vorgänger aller offenen Turbo ist der Speedster auf Basis des letzten luftgekühlten 911 der Baureihe 993: Nur zwei dieser Modelle wurden 1995 und 2000 zum heute unbekannten Preis auf die Räder gestellt.

Mit dem 911 Turbo S, ebenfalls auf Basis des 993, sollte dann die Tradition der Exclusive-Kleinserien einen vorläufigen Höhe- aber auch Endpunkt erfahren. Zwischen 1997 und 1998 rollten immerhin 345 Stück des 450 PS starken Modells aus den Hallen in Zuffenhausen, der Preis lag bei 304.650 Mark.

Fazit

Sonderserien und Umbauten von Porsche Exclusive sind bei Sammlern gesucht. Heute lockt genau wie damals die Kombination aus geringer Stückzahl und technischer Besonderheit. Die kommt im Fall des 993 Turbo S dezent genug daher, dass nur Kenner sie bemerken. Ganz anders der frühe 935 Street, dessen brachialer Auftritt jedoch der gewaltigen Leistungsfähigkeit des Motors entspricht.