Kaufberatung Porsche 911 2.2-3.2 und Turbo (3.0/3.3)
Targa, Turbo und Carrera

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Vor Modelljahr 1976 ist Rost ein großes Thema beim Elfer. Danach sind vor allem schlecht ausgeführte Unfallreparaturen die Ursache für Korrosion. Die Mechanik verlangt nach penibler Wartung. Hohe Ersatzteilpreise und aufwendige Reparaturen belasten den Traum vom billigen Elfer.

Targa, Turbo und Carrera
Foto: Hardy Mutschler

Karosserie-Check

Vorsicht Blender! Das hohe Preisniveau des 911 birgt große Gefahren bei vermeintlichen Schnäppchen. Vor allem preiswerte Exemplare von 15.000 bis 20.000 Euro leiden oft unter schlecht reparierten Unfallschäden, erkennbar an üppigen Spaltmaßen und Stauchungen vor allem im Bereich des Voderwagens. Ernsthafte Interessenten sollten ihr Objekt unbedingt von einem Kfz-Gutachter untersuchen lassen. Das gilt vor allem für aus den USA importierte Exemplare, die häufig im Verdacht vertuschter Spachtelreparaturen stehen. Magnet und Taschenlampe gehören deshalb zum Grundbesteck des Inspektors, besser noch ein Messgerät für die Dicke der Lackschicht.

Unsere Highlights

Ein Klassiker sind auch Beulen in den Schwellern, hervorgerufen durch unsachgemäßes Ansetzen der Hebebühne. Der Elfer birgt nicht nur im Karosseriebereich viele tückische Fallen. Seit Modelljahr 1976 hat die ausgeprägte Rostanfälligkeit der mit zahlreichen Hohlräumen operierenden Karosserie zwar deutlich abgenommen, es gibt aber immer noch kritische Zonen wie die Stehbleche und Radhäuser des Vorderwagen, die Schweller in Höhe der B-Säule, der Längsträger im Heckbereich sowie Hauben und Türböden. Die mikrodünne Zinkschicht hält außerdem nicht ewig, Kapillarwirkung schwächt sie vor allem im Bereich der Schweller und des Unterbodens.

US-Autos und Italien-Importe leiden oft unter einem von UV-Strahlen ausgebleichten und versprödeten Interieur. Ersatz wird hier wegen der hohen Teilepreise oft unerwartet teuer. Originalität ist natürlich bei einem Sportwagen vom Schlage des Elfers ein großes Thema. Vorsicht deshalb auch bei RS- und 911 S-Kopien!

Technik-Check

Die Elfer-Technik ist robuster als ihr Ruf. Vor allem die spezifi sch deutlich niedriger belasteten 3.0- und 3.2-Liter-Motoren erreichen vereinzelt Laufleistungen bis zu 300.000 Kilometern. Regelmäßige Wartung und pfl egliche Behandlung ist vor allem beim Porsche 911 ein großes Thema. Ein vollgestempeltes Wartungsheft mindert das Risiko erheblich. Vor allem beim Turbo, der penibel gewartet gehört. Die zentralen Themen beim Elfer-Motor heißen Ölundichtigkeit, Steuerkette und Stehbolzen. Die früheren Sechszylinder bis zum 2,7-Liter haben ein Magnesium-Kurbelgehäuse und neigen eher zum Ölverlust und zu gebrochenen oder abgerissenen Stehbolzen. Letzteres hören Porsche-Kenner beim Motorlauf.

Der mechanische Kettenspanner bis 3.0 Liter samt Gummigleitschienen ist ebenfalls ein typisches Sorgenkind des Elfer-Motors. Lautes Rasseln im Leerlauf deutet auf einen Defekt hin. Die K-Jetronic neigt zu Standschäden. Gelegentliches Bläuen beim Schalten oder beim Start des warmen Motors ist normal. Bei den Getrieben hapert es oft an der Synchronisation des zweiten Ganges und an der Einstellung der Schaltgabel.

Ersatzteile

Ein großes Handicap des 911er-Investments sind die hohen Ersatzteilpreise, die Porsche für die Original-Parts verlangt. Selbst profane Dinge wie Dichtungen, Faltenbälge der Stoßstangen oder die Nadelfi lzauskleidung des Gepäckraums sind außergewöhnlich teuer. Die enorm hohe Vielfalt an 911-Varianten von 1964 bis 1989 bedingt auch Lieferengpässe bei Ausstattungs- und Zierteilen. Das gilt vor allem für die frühen Modelle bis zur F-Serie von Modelljahr 1973.

Spezialisten wie Freisinger Motorsport in Karlsruhe (www.m-freisinger.de), Sportwagen Eckert (www.sportwagen-eckert.de) oder MST-Mechanik in Abensberg bei Regensburg (www.mst-mechanik.de) bieten preiswertere Alternativen. Schlacht-911er gibt es kaum, Autos unter 10.000 Euro sind meist Restaurierungsexemplare.

Preise

Die Preisentwicklung beim Porsche 911 verlief in den letzten zehn Jahren geradezu stürmisch. Vor allem bei den S-Modellen der frühen Baureihen des überaus beliebten Sportwagens bis zur so genannten G-Serie ab August 1973. Hoch dotierte Raritäten wie ein Carrera RS 2.7 oder gar der RS 3.0 kosten heute deutlich über 100.000 respektive 200.000 Euro. Selbst wenig gefragte Modelle wie der 911 SC mit zahmem Dreiliter-180-PS-Motor oder die G-Elfer 2.7 mit 150 PS, später ab Modelljahr 1976 mit 165-PS-Motor liegen bei 25.000 Euro. Etwas verhaltener entwickelten sich die Turbo-Modelle 3.0 und 3.3, die hohen Unterhalts- und Wartungskosten wirken sich hemmend auf das Preisgefüge aus.

Bei Einführung 1969
21.920 Mark
Bei Produktionsende 1989 Porsche Carrera 3.2 Targa
92.075 Mark

Schwachpunkte

  1. Stehbleche und Radhäuser
  2. Spaltmaße (Türen und Hauben)
  3. Verdeckte Unfallschäden
  4. Schweller in Höhe B-Säule
  5. Heckscheibenrahmen (Targa)
  6. Tür- und Haubenkanten
  7. Kettenspanner, Gleitschienen
  8. Stehbolzen
  9. Magnesium-Motorgehäuse
  10. Standschäden K-Jetronic
  11. Schaltführung
  12. Wärmetauscher

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Vor Modelljahr 1976 ist Rost ein großes Thema beim Elfer. Danach sind vor allem schlecht ausgeführte Unfallreparaturen die Ursache für Korrosion. Die Mechanik verlangt nach penibler Wartung. Hohe Ersatzteilpreise und aufwendige Reparaturen belasten den Traum vom billigen Elfer.

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