Autojahr 2010
Alle Modellneuheiten für 2010

Über 160 Neuheiten versuchen im Jahr 2010, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erregen. Besonders viele Premieren sind im Segment der sparsamen Klein- und Kompaktwagen zu verzeichnen. Ein Überblick.

VW Passat Variant
Foto: Christian Schulte

Klein- und Kompaktwagen

Der Zeitpunkt, einen Kleinwagen für gehobene Ansprüche auf den Markt zu bringen, könnte kaum besser gewählt sein. Was Audi 1996 bereits mit dem A3 erfolgreich gelang, soll sich nun im B-Segment wiederholen. Wenige Monate nach seiner Premiere auf dem Genfer Salon steht der 3,99 Meter lange A1 als eine Art Premium-Polo bei den Händlern. Das potenzielle Erfolgsrezept übernimmt der Kleine von den Großen: Audi verspricht besonders im Interieur eine in dieser Klasse hervorstechende Qualität, eine hochwertige Ausstattung sowie zahlreiche High-Tech- und Luxus-Extras, die den Umstieg auf ein kompakteres Format nicht als Verzicht erscheinen lassen.

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Alfa mit Leistungsspektrum bis weit über 200 PS

Antriebsseitig ist dagegen wenig Überraschendes zu erwarten.So werden vorwiegend kleinvolumige Direkteinspritzer wie der 1.2 TSI (105 PS) und der 1.6 TDI (90/105 PS) in der Preisliste stehen, später reicht die Spanne bis zum 1,4-Liter-Kompressor-Turbo mit 200 PS. Alternativ zur serienmäßigen Handschaltung gibt es für die meisten Varianten das Doppelkupplungsgetriebe DSG. Ebenfalls noch 2010 gewährt Audi einen ersten Blick auf die viertürige Sportback-Variante, die ab Frühjahr 2011 geliefert wird - ein weiterer A1-Vorzug, denn damit können die Hauptkonkurrenten Mini und Alfa Romeo Mito derzeit nicht aufwarten.

Im Gegenzug wird es den 147-Nachfolger ausschließlich mit vier Türen geben, obwohl Alfa Romeo beim neuen Giulietta ansonsten mehr auf optische Verführung als auf pragmatische Argumente setzt. Immerhin hat die alte Technik-Plattform nun endgültig ausgedient; die neue soll deutlich leichter sein und dem Fronttriebler mehr Komfort und agilere, präzisere Fahreigenschaften bescheren. Dem gleichen Zweck dienen die neuen, sparsameren Multiair-Benziner sowie die Common-Rail-Diesel, die ein Leistungsspektrum von 120 bis weit über 200 PS abdecken.

Limousinen und Kombis

Während des Crossover-Booms war die typische Mittelklasse schon fast totgesagt, doch 2010 ist sie lebendiger denn je: Mit BMW 5er , Saab 9-5 und dem ersten Kombi auf Basis des Skoda Superb rollen prominente Vertreter dieser Gattung an, denen zum Jahreswechsel mit dem neuen VW Passat einer der Marktführer in diesem Segment folgt. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenten bleibt der Passat in der Länge weit von der Fünf-Meter-Marke entfernt und orientiert sich mit 4,77 Metern exakt am Maß des Vorgängers. Das Fahrwerk wird im Rahmen des Modellwechsels komplett überarbeitet - so soll der Passat dank der entkoppelten Hinterachse deutlich agiler zu fahren sein und einen besseren Geräuschkomfort bieten. Das Sound-System von Dynaudio stammt vom Golf, als neue Optionen gibt es einen lasergestützten Abstandsregeltempomat, Rückfahrkamera, Spurhalte- und Fernlichtassistent sowie ein Dauerfahrlicht.

Ganz so konsequent wie ursprünglich geplant setzt VW seine Downsizing-Strategie nicht um: Der 3,6-Liter-V6 bleibt zumindest für einige Märkte im Programm, denn vor allem in den USA ist ein Sechszylinder unverzichtbar. Vom Golf GTI übernimmt er den Zweiliter-Benziner mit 210 PS, darunter rangieren die TSI-Motoren mit 122 bis 160 PS. Die Diesel-Bandbreite reicht zunächst von 105 bis 170 PS, später bis zum 204 PS starken Biturbo. Der Passat bleibt also ein typischer Vertreter der bürgerlichen Mittelklasse, wenn auch mit Oberklasse-Technik.

Luxusklasse

Schöner sein statt schöner Schein - nach diesem Motto hat Mercedes die zweite Generation des CLS vor allem unter stilistischen Gesichtspunkten weiterentwickelt. Mit der Neuauflage des viertürigen Coupés will die Marke auch in puncto Design wieder neue Glanzlichter setzen, zumal die Konkurrenz in diesem Segment wächst: Aston Martin hält mit dem Rapide ab Frühjahr einen neuen Sparringspartner bereit, der schon vor seinem Verkaufsstart erste Designpreise einheimsen konnte. Präsentiert wird der CLS im Herbst - technisch auf Basis der aktuellen E-Klasse und im Radstand um zwei Zentimeter auf 2,87 Meter gestreckt. Die schöne neue Welt im Innenraum fällt dadurch eine Spur größer aus, ohne den Anspruch an eine geräumige Reiselimousine zu erfüllen.

Der CLS bleibt ein intim geschnittener Viersitzer mit luxuriösen Einzelsitzen und einem hochwertig ausgeschlagenen Cockpit. Mit seiner Ausstattung schließt er an das Niveau der S-Klasse an: Künftig gibt es ein Nachtsichtgerät, einen Abstandregeltempomat, der bis zum Stillstand herunterbremsen kann, und eine Toter-Winkel-Überwachung. Das Motorenprogramm umfasst neue V6- und V8-Triebwerke mit Benzin-Direkteinspritzung, die es auf 252, 306 und im Fall des 4,6-Liter-Turbo auf 435 PS bringen. Die 5,5-Liter-Topversion entwickelt sogar 544 PS. Einen prestigeträchtigen V12 wie im 480 PS starken Aston Martin Rapide gibt es hier zwar nicht, dafür aber mehr Leistung.

Cabrios und Sportwagen

Bei kleinen Sportwagen war Honda mal ganz groß - vom S 800 aus den sechziger Jahren bis zum letzten CRX von 1998 mit versenkbarem Dach. Seither klafft hier eine Lücke, die erst Mitte nächsten Jahres vom nur vier Meter kurzen CR-Z geschlossen wird. Und wie die seriennahe Studie von der Tokyo Motor Show bereits erahnen lässt, ist der 1,35 Meter hohe, 1,74 Meter breite Zweisitzer ein echter Hingucker: Die extreme Keilform mündet in ein sehr hohes, fast geradliniges Steilheck mit zweiteiliger Verglasung; in den üppigen Lufteinlässen stecken schwarze Maschendrahtgitter, in den Radhäusern mächtige 19-Zoll-Reifen. In der Praxis soll das gerade mal 1.160 Kilogramm schwere Leichtbau-Coupé mit ausgeprägter Agilität und sportlichem Temperament glänzen, vor allem aber durch zeitgemäß niedrige Verbrauchswerte um fünf Liter/100 km. Grundlage dafür ist die modifizierte Hybridtechnik des Honda Insight, die einen Vierzylinder-Benziner mit einem Elektromotor verbindet. Allerdings sorgt hier statt des etwas schmächtigen 1,3- ein hoch drehender 1,5-Liter mit 124 PS und 174 Nm Drehmoment für artgerechten Vortrieb, und ein konventionelles Sechsgang- ersetzt erstmals das sonst übliche stufenlose Getriebe.

Neben der normalen Konfiguration sind zwei weitere Fahrmodi wählbar: Im Eco-Betrieb sinkt der Benzinkonsum um fünf bis zehn Prozent, während im bissiger ansprechenden Sport-Programm ein Zuschlag von drei bis fünf Prozent fällig wird. Mit diesem fahrerorientierten Konzept will Honda den Hybridantrieb aus der Öko-Nische holen und für jene Kreise attraktiv machen, die ihm bisher noch skeptisch gegenüberstehen. Eine Variante mit reinem Verbrennungsmotor scheint deshalb zurzeit ebenso unwahrscheinlich wie ein Cabrio-Ableger. Der gehört bei Mercedes hingegen zum Pflichtprogramm des Mittelklasse-Coupés. Allerdings wird der komfortbetonte 2+2-Sitzer mit klassischem Stoffverdeck etwas größer als der bisherige CLK geschnitten sein (Länge 4,70 statt 4,65 Meter) und der E-Klasse zugerechnet, obwohl er technisch auf der kleineren C-Klasse basiert.

Rund 6.000 Euro mehr als beim entsprechenden Coupé sind für das neue Cabrio zu zahlen, wenn es kurz nach seiner Präsentation auf dem Genfer Salon Anfang März zu den Kunden kommt. Passend zum stattlichen Leergewicht (mindestens 1.700 kg) beginnt das Motorenangebot mit den jeweils stärksten Vierzylindern (204 PS) in 250 CGI (Benziner) und 250 CDI (Diesel). Aufstiegsmöglichkeiten bieten zunächst nur die V6-Modelle 350 CDI und 350 CGI, denn die neuen, aufgeladenen V6- und V8-Benziner lassen noch bis zum Jahresende auf sich warten. Die Topversion soll dann ein 544 PS starker 5,5-Liter-V8-Turbo befeuern.

SUV und Vans

Auch 2010 crossovert es in der Autolandschaft munter weiter. So ergänzt Mini mit dem Colorado sein Modellangebot um eine vierte Variante, die mit gut vier Meter Länge zwar zu den kleinsten SUV gehört, aber kaum noch den Markennamen verdient. Zudem sind bei der Wandlung von der Studie zum Serienauto viele pfiffige Details sowie die aufwendigen Schwenkportale zum Fond- und Heckabteil auf der Strecke geblieben; stattdessen öffnen die hinteren Türen und die Heckklappe ganz konventionell. Die individuell verstellbaren Einzelsitze in Reihe zwei dürften jedoch gegen Aufpreis ebenso zu haben sein wie feines Holz und Leder oder ein großes Faltschiebedach.

Natürlich beherrscht auch dieser Mini die hohe Kunst der Verführung mit schicken Extras bis hin zum komplexen Infotainment mit Navigations-, TV- und Internet-Funktion. Gebaut wird der kleine Allradler nicht im britischen Stammwerk Oxford, sondern bei Magna Steyr in Österreich, wo er den auslaufenden BMW X3 ersetzt. Zum Verkaufsstart im September stehen zunächst drei Motorisierungen zur Wahl: die beiden bekannten 1,6-Liter- Benziner mit 120 und 175 PS sowie der gleich große Turbodiesel mit 110 PS, die auch nur mit Vorderradantrieb erhältlich sein werden.

Schwächere Varianten werden später nachgereicht. Während es den kleinen VW-SUV Tiguan inzwischen ebenfalls nur mit Vorderradantrieb gibt, setzt der Nachfolger des Touareg weiterhin auf optimale Traktion über alle viere. Neu beim äußerlich nicht gewachsenen Offroader - wie beim technisch verwandten, zur gleichen Zeit erneuerten Porsche Cayenne - sind dagegen das Torsen-Differenzial und eine umfangreiche Gewichtsreduktion. Von rund 250 Kilogramm weniger Masse als bisher (2,2 bis 2,6 Tonnen leer) ist intern die Rede, was vor allem auf den größeren Anteil hochfester Stähle zurückzuführen ist. Weiteres Spritsparpotenzial versprechen die tiefergelegte, aerodynamisch optimierte Karosserie mit geglätteter Frontpartie und kleineren Außenspiegeln sowie die renovierte Motorenpalette. Wie beim T5 Multivan wird der 2,5-Liter- Fünfzylinder-Diesel (174 PS) durch einen doppelt aufgeladenen Zweiliter-Vierzylinder (180 PS) ersetzt, der Dreiliter-V6-TDI soll dank Feintuning ebenfalls spürbar weniger konsumieren.

Etwas später kommt ein Biturbo-Derivat mit rund 300 PS ins Programm, womit der V10-TDI aufs Altenteil kommen dürfte. Ganz sicher ist bereits zum Start eine Hybrid-Variante, bei der ein 38 kW leistender Elektromotor den 333 PS starken V6-Benziner unterstützt. Auch im Touareg hat die klassische Wandlerautomatik ausgedient und macht dem ökonomischeren Doppelkupplungsgetriebe Platz.

Alle Modellneuheiten 2010 finden sie in unserem Neuheitenkalender.