VW T6.1 - Facelift für 2019 auch mit E-Modell
Großes Technik-Upgrade für den Bulli

Volkswagen spendiert dem T6 ein Facelift. Die Modellpflege bringt dem VW Bus ein frisches Frontdesign, Euro-6d-Temp-Motoren sowie reichlich neue Komfort- und Sicherheitstechnik. Erstmals wird VW auch eine rein elektrische Variante mit über 400 km Reichweite auf den Markt bringen.

VW T 6.1 Facelift
Foto: ULI_SONNTAG

Knapp 70 Jahre ist es nun her, dass Volkswagen mit dem T1 die erste Generation der T-Baureihe auf den Markt brachte. Zunächst noch als reines Nutzfahrzeug gestartet, eroberte der T im Laufe der Zeit einen immer größeren Kundenkreis und avancierte zum begehrten Bestseller. Heute ist er als Transporter die rechte Hand vieler Handwerker, bringt als Kombi oder Caravelle bis zu neun Personen von A nach B, dient in der Multivan-Variante als treuer Familienbegleiter oder komfortbetonte Business-Limosine und ist als California das Objekt der Begierde vieler Campingfans.

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VW T 6.1 Facelift
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Die neue Frontpartie mit mächtigem Kühlergrill kennzeichnet die modellgepflegte T-Baureihe von aussen.

Für alle Varianten gibt es nun eine Modellpflege, die ab Herbst 2019 verfügbar sein wird. Von außen gibt sich der VW T6.1 – so die offizielle Bezeichnung des aufgefrischten Bulli – mit einem neuen Frontdesign zu erkennen, das mit dem deutlich vergrößerten und weiter nach unten gezogenen Kühlergrill dem des VW Arteon recht nahe kommt. Das war es dann aber auch schon mit der Optikretusche. Dem grundlegenden Konzept und Design hält VW seit dem T5 die Treue. Streng genommen ist der T6 ja auch "nur" ein modellgepflegter T5. Der Hersteller evolutioniert den T lieber behutsam und bringt ihn vor allem technisch immer wieder auf die Höhe der Zeit.

Ein Zweiliter-Diesel, vier wählbare Leistungsstufen

Angepackt hat Volkswagen dafür natürlich die Antriebspalette. Sämtliche Motoren erfüllen nun die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Zur Markteinführung wird der T6.1 mit einem Zweiliter-Turbodiesel in vier Leistungsstufen mit 90, 110, 150 und 199 PS verfügbar sein. Das Doppelkupplungsgetriebe und den Allradantrieb können Kunden ab der 150-PS-Variante gegen Aufpreis dazubestellen. Bei der Topversion ist der 199 PS starke Biturbo-Diesel serienmäßig an das DSG gekoppelt. Modelle mit Ottomotoren wird es – zumindest vorerst – nicht geben.

Dafür aber eine rein elektrische Variante. Bei deren Realisierung kooperierte Volkswagen mit dem auf die Konzernfahrzeuge spezialisierten Tuner Abt, der seit einigen Jahren in der Formel E aktiv ist und dort bereits viel Erfahrung mit dem Elektroantrieb sammelte. Der Elektro-Bulli, den VW schon als Studie auf der IAA Nutzfahrzeuge im vergangenen Herbst zeigte, soll eine Leistung von 82 kW (112 PS) entwickeln und je nach Batteriekapazität – 38,8 kWh oder 77,6 kWh stehen zur Wahl – über 400 km weit fahren. Mit dem Modell richtet sich VW vor allem an gewerbliche Nutzer im urbanen Umfeld – Handwerker etwa oder Paketzulieferer.

Elektromechanische Lenkung und viele neue Assistenten

Tiefgreifende Neuerung gibt es bei der Komfort- und Sicherheitstechnik. Im Zuge der Modellpflege ersetzt VW die hydraulische Lenkung um eine elektromechanische Variante und ermöglicht damit die Nutzung vieler neuer Assistenzsysteme. Serienmäßig wird der Fahrer im T6.1 von einem Seitenwindassistenten unterstützt. Gegen Aufpreis werden erstmals auch ein Spurhalteassistent, ein aktiver Parkassistent und der aus dem VW Crafter übernommene Rangierassistent für Gespannfahrzeuge erhältlich sein. Vom großen Bruder erbt der T außerdem den Flankenschutz mit rundum verteilten Ultraschallsensoren. Das System soll beim manuellen Rangieren den Fahrer vor Kollisionen warnen und das Fahrzeug so vor Beschädigungen schützen. Abgerundet wird das Angebot an elektronischen Helfern mit dem Ausparkassistenten, der den Heckbereich beim Rückwärtsfahren mittels Ultraschallsensoren überwacht und den T im Falle einer drohenden Kollision mit einem querenden Fahrzeug selbstständig zum Stehen bringt.

Umfangreich modernisiert wurde auch das Cockpit. Wie bei den kleineren Pkw-Modellen ist künftig auch im VW T6.1 ein volldigitales Instrumentendisplay verfügbar. Das 10,25 Zoll große "Digital Cockpit" zeigt neben Drehzahlmesser und Tacho je nach Einstellung unter anderem die Navikarte, das Telefonbuch des Smartphones oder die Mediathek an und rückt damit die relevantesten Dienste ins direkte Blickfeld des Fahrers. Im Multivan Highline ist das System im Grundpreis bereits inbegriffen.

VW T 6.1 Cockpit
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Das neue, volldigitale Kombiinstrument mit 10,25 Zoll großem Display ist beim Multivan Highline serienmäßig, für alle anderen Varianten optional erhältlich.

"Hey Bulli" – Infotainmentsysteme mit neuer Sprachsteuerung

Die Auswahl der beiden Infotainmentsysteme "Discover Media" und "Discover Pro" bleibt namentlich unverändert, basiert nun aber auf der dritten und damit aktuellsten Generation des Modularen Infotainmentbaukasten (MIB3). Bedient werden beide System wie gehabt über den Touchscreen, der je nach Ausführung 8,0 oder 9,2 Zoll in der Diagonale misst. Hinzu kommt eine weiter verbesserte Sprachsteuerung, die, ähnlich wie bei anderen Herstellern mit den Worten "Hey Bulli" zum Leben erweckt wird und anschließend die Wünsche des Fahrers entgegennimmt. So lassen sich etwa Naviziele eingeben oder Radiosender auswählen, ohne dass der Fahrer seinen Blick von der Straße richten muss.

Mit der Integration einer SIM-Karte in alle Infotainmentsysteme bringt VW das Internet in den Bulli und damit auch einige neue online-Funktionen, die mitunter die Sicherheit erhöhen. So sendet das System nach einem Unfall automatisch die Position des Fahrzeugs an eine Notrufzentrale und baut eine Sprechverbindung auf. Sollten die Insassen nicht reagieren, werden die Rettungskräfte informiert. Darüber hinaus bildet die eSIM die Schnittstelle zu "Volkswagen We" – einer neuen Welt der Online-Dienste.

Auch beim Alltagsnutzen hat VW noch einmal nachgelegt. Der vordere Fahrgastraum hält nun noch mehr Ablagen bereit und am Fahrersitz gibt es jetzt eine 230-Volt-Steckdose in Griffweite. Modelle mit einer Beifahrerdoppelsitzbank besitzen darüberhinaus ein abschließbares Fach. Besonders langes Transportgut kann im T6.1 bis unter die Doppelsitzbank geschoben werden. Die maximale Laderaumlänge steigt somit von 2.450 mm auf 2.800 mm respektive von 2.900 mm auf 3.300 mm bei den Modellen mit langem Radstand.

Marktstart im Herbst für alle Varianten

Seine offizielle Publikumspremiere feiert der VW T6.1 auf dem Autosalon in Genf. Danach müssen sich Käufer aber mindestens bis Herbst 2019 gedulden ehe die ersten Modelle aus der Produktion rollen. Immerhin: alle Modelle – auch der Elektro-Bulli – werden dann verfügbar sein. Preise nannte der Hersteller bis dato noch nicht.

Fazit

Mit dem Facelift macht VW den T6 zum T6.1 und wertet den Bulli vor allem technisch umfassend auf. Eine ganze Reihe neuer Assistenzsysteme steigern Komfort und Sicherheit, die neue Generation der Infotainmentsysteme bringt ein breites Spektrum online-basierter Funktionen und Services. Mit der komplett auf Euro 6d-Temp umgestellten Motorenpalette ist der Bulli zudem vor strengeren Grenzwerten gewappnet. Abgerundet wird die Modellpflege mit einem neuen, sportlicher anmutenden Frontdesign. Kurz: VW hat an den richtigen Stellen nachgeschliffen und die ohnehin schon gut gelungene T-Baureihe noch besser gemacht.