VW Polo, Skoda Fabia und Kia Rio vor dem Aus
Euro 7 killt Kleinwagen

Volkswagen untersucht, ob der Polo angesichts der kommenden Euro 7-Abgasnorm noch rentabel ist. Kia stellt den Rio ein, bei Skoda wankt der Fabia.

VW Polo
Foto: VW

Autos im Herstellerportfolio müssen rentabel sein. Was sich nicht verkauft, oder was nicht wirtschaftlich ist, fliegt raus. Ein Schicksal, das zeitnah vielen Kleinst- und Kleinwagen drohen dürfte, weil Abgas-Richtlinien und verpflichtende Assistenzsysteme den Einbau teurer Technik erforderlich machen. Die daraus resultierenden Preise dürften nur die wenigsten Kunden bereit sein, für ein kleines Auto zu bezahlen. Dazu kommt der aktuelle Trend zu SUV- und Crossover-Modellen, der beispielsweise den Kia Rio vom Markt fegt.

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Eine Sprecherin bestätigt auto motor und sport auf Anfrage: "Die europäischen Auftragsbücher für den Rio sind geschlossen. (...) Angesichts der wachsenden Trends zu kompakten Crossover-Fahrzeugen wird der Stonic den Kunden weiterhin im Kompaktsegment erhalten bleiben. Überdies bleibt der Picanto ein wichtiges Modell, mit dem Kia das Segment der Stadtautos abdeckt." Lagerfahrzeuge des Rio seien derzeit noch erhältlich, Bestellungen ab Werk aber nicht mehr möglich.

Kia Rio Euro 7 Ende
Kia / Patrick Lang
Die Auftragsbücher für den Kia Rio sind bereits geschlossen.

Mögliches Ende für den Fabia

Bei Skoda ist das letzte Wort zwar noch nicht gesprochen, doch der Vorstandsvorsitzende Klaus Zellmer gibt sich im Interview mit auto motor und sport unmissverständlich: "Wenn Euro 7 so kommt wie aktuell angedacht, dann ist es das Aus für den Fabia. Allein mit Blick auf die Feinstaubemissionen von Bremsen bräuchten wir eine Bremsanlage, die heute noch gar nicht entwickelt ist. Und da gibt es noch viele weitere Beispiele."

Polo könnte 5.000 Euro teurer werden

Die EU-Kommission hatte Anfang November 2022 die neue Abgasnorm Euro 7 vorgelegt, sie soll ab Mitte 2025 gelten und Pkw zwischen 90 und 150 Euro teurer machen. Was das für den Polo bedeutet, prüft Volkswagen aktuell noch – doch die Zeichen sind düster.

Die von der EU prognostizierten Preise sieht VW-Boss Thomas Schäfer indes nicht. Gegenüber Autocar erklärte er vielmehr, dass Fahrzeuge, insbesondere Kleinst- und Kleinwagen um bis zu 5.000 Euro im Endkundenpreis ansteigen könnten. Und das hat auch Auswirkungen auf das aktuelle Modellportfolio, genauer, auf den VW Polo. Der kostet aktuell (Stand: November 2022) ab 19.925 Euro.

Aktuell prüfen VW-Ingenieure die Vorschriften der neuen Abgasnorm, so Schäfer. "Wir benötigen noch rund zwei Wochen", sagt der VW-Chef. Sollten sich die Erwartungen jedoch bestätigen, "werden wir definitiv nicht mehr investieren." Zwischenzeitlich hatte es wohl so ausgesehen, dass eine weit weniger strenge Auslegung der EU7-Norm, solche Modelle wie den Polo am Leben erhalten könnte. Das hätte "uns beim Übergang ein wenig geholfen", sagte Schäfer, ändere jedoch nichts an den VW-Plänen zur Elektrifizierung.

VW will ID-Modell unter 20.000 Euro

In dem Kleinwagenbereich hat Volkswagen bereits zwei kleine, rein elektrische Modelle von 2025 an angekündigt. Der Einstiegspreis sollen unter 25.000 Euro liegen, wobei der ID.2 ein Crossoverableger des ID.1 sein könnte. "Wir müssen aber auch noch etwas unter 20.000 Euro bringen", ergänzt Schäfer. Das Team arbeite noch an Ideen, man habe aber noch keine Lösung für die Batteriekosten gefunden. "Ich persönlich glaube, dass es machbar ist, aber man muss wahrscheinlich über die Reichweite sprechen. Natürlich muss man wissen, was in einem solchen Fahrzeug wirklich notwendig ist, man muss darüber reden, wie viele Varianten wir brauchen oder wie viele man bringen kann, aber im Moment sind die Batteriekosten der entscheidende Faktor", sagte der CEO.

Und was wird aus der Marke "Polo"? Schäfer hatte bereits "Polo" und natürlich "Golf" als besonders wertvolle Marken identifiziert, die auch nach ihrem Ende als Modelle mit Verbrennermotoren existieren sollten. Der Golf – vielmehr der rein elektrische ID.Golf – soll künftig zwischen ID.2 und ID.3 positioniert werden. Der Polo könnte als ID. Polo dann unterhalb des ID.2 firmieren. Vielleicht als Ersatz für den ID.1?

VW Polo nicht mehr top

Den VW Polo hat Volkswagen seit 1975 im Programm und war zunächst die Basis-Version des besser ausgestatteten Audi 50. Das Modell gibt es seit 2017 in der sechsten Generation. Der einstige Bestseller in dem Segment muss 2022 allerdings massiv Federn lassen. In den ersten zehn Monaten des Jahres kommt der Polo auf 22.623 Neuzulassungen nur noch in dem Segment auf Rang vier. Davor sind Toyota Yaris, Mini und der Spitzenreiter Opel Corsa platziert.

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Fazit

Mit der neuen Euro-7-Abgasnorm werden Kleinwagen zu teuer. Das trifft bei VW auf den Polo zu, der nach Aussage von VW-CEO Schäfer um bis zu 5.000 Euro teurer wird. Aktuell startet die Preisliste für den Kleinen bei 19.925 Euro. Damit ist die Umrüstung des Polo für Volkswagen nicht mehr wirtschaftlich, entsprechend will das Unternehmen hier nicht mehr investieren. Das bedeutet das Aus für den Polo als Verbrenner-Modell ab Gültigkeit der Euro-7-Abgasnorm für Neuwagen. Das könnte mindestens bis zum regulären Laufzeitende des Polo VI (2024) dauern, aber danach wäre dann Schluss.

Dafür plant das Unternehmen mit dem ID.1 und dem ID.2 mit zwei rein elektrisch angetriebenen Kleinwagen, die ab 2026 auf den Markt kommen und unter 25.000 Euro kosten sollen, wobei VW auch ein Modell unterhalb von 20.000 Euro anbieten will. Hier gibt es aber bislang noch keine Lösung für die aktuell hohen Akku-Kosten. Gut möglich, dass eine Einstiegsvariante mit einer überschaubaren Reichweite auskommen muss.