Vorschau GP Spanien
Wieder Red Bull oder vielleicht Alonso?

GP Spanien 2023

Red Bull spaziert durch die Saison. Doch bei seinem Heimspiel will Fernando Alonso den Dominatoren ein Bein stellen. Vielleicht hilft dem Matador das Wetter. Ferrari hofft, durch ein Upgrade endlich besser in Schwung zu kommen. In unserer Vorschau versorgen wir Sie mit den wichtigsten Informationen vor dem GP Spanien 2023.

Alonso - Verstappen - GP Saudi-Arabien 2023 - Jeddah
Foto: Motorsport Images

In dieser Saison will an der Spitze bisher keine echte Spannung aufkommen. Red Bull ist dafür einfach zu überlegen. Fünf Poles und sechs Siege in sechs Grand Prix sprechen eine eindeutige Sprache. Das Team aus dem englischen Milton Keynes hat bereits 249 Punkte auf dem Konto. Aston Martin als erster Verfolger deren 120. Nach dem Erfolg in Monte Carlo hat Max Verstappen auch die Verhältnisse in der Fahrer-Weltmeisterschaft zurechtgerückt. Der Titelverteidiger baute seinen Vorsprung auf Teamkollege Sergio Perez von 14 auf 39 Punkte aus.

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Mit dem Circuit de Barcelona-Catalunya wartet auf Verstappen nun eine Rennstrecke, an die er gute Erinnerungen hat. 2016 gewann der damalige Youngster damals sensationell sein erstes Formel-1-Rennen. Es war gleichzeitig sein erstes überhaupt in einem Red Bull. Inzwischen hat er 39 Siege für den Rennstall eingesammelt. Und damit einen mehr als Sebastian Vettel für Red Bull. In Spanien triumphierte Verstappen auch im Vorjahr. Es spricht fast alles dafür, dass der Weltmeister diesen Erfolg am kommenden Sonntag wiederholt.

Ferrari mit Bodywork-Upgrade

Die Sympathien sind klar verteilt. Es ist davon auszugehen, dass die Tribünen vorwiegend in Grün erstrahlen. Fernando Alonso, der 2013 in Barcelona sein bisher letztes Rennen gewann, blüht im Aston Martin auf. Der Spanier feierte bereits fünf Podestplätze mit seinem neuen Team. Einen entsprechenden Hype dürften seine Leistungen in der Heimat ausgelöst haben. Sicher werden die Spanier auch die Daumen für den zweiten Lokalheld halten: Carlos Sainz im Ferrari.

Die Scuderia kündigt für das Rennwochenende ein umfangreicheres Paket an neuen Teilen an. Es betrifft die Verkleidung des SF-23. Mercedes wird den runderneuerten W14 erstmals auf einer konventionellen Rennstrecke testen. In Barcelona bekommen die Ingenieure ein besseres Verständnis davon, ob man mit der neuen Ausrichtung tatsächlich in die richtige Richtung marschiert ist. Ein Faktor könnte das Wetter sein. Regen ist nicht ausgeschlossen.

Pirelli - GP Spanien 2023 - Info-Grafik
Pirelli
Barcelona ist eine Strecke mit allen Kurventypen und einer langen Gerade. Das sind die Anforderungen an die Reifen laut Pirelli.

Die Strecke – Circuit de Barcelona-Catalunya

Die Piste vor den Toren Barcelonas ist eine, welche die Teams aus dem Effeff kennen. Und doch gibt es in dieser Saison eine Neuerung. Die Streckenbetreiber entschieden sich dazu, die Schikane im letzten Streckenabschnitt auszubauen. Man hatte sie 2007 ins Layout eingepflegt. Nun erfolgt die Rückkehr zur alten Version, von der sich die Formel 1 etwas mehr Unterhaltung verspricht.

Die Strecke wird etwas kürzer: von 4,675 auf 4,657 Kilometer. Sie bietet weiterhin eine gute Mischung aus verschiedenen Elementen, auch wenn nun die besonders langsame Passage im Schlussteil fehlt. Das wird die Rundenzeiten purzeln lassen. Der Circuit de Barcelona-Catalunya bleibt weiterhin ein idealer Gradmesser für die Leistungsfähigkeit der Autos. Schnelle Kurven mit hohen Fliehkräften wechseln sich mit mittelschnellen und langsamen Ecken ab. Vor allem Allrounder sind gefragt. Wer hier gut aussieht, ist es in der Regel auch auf anderen Strecken.

Weil alle Kurventypen untergebracht sind, ist ein effizientes Aerodynamik-Paket erforderlich. Trotz zweier DRS-Zonen und der mehr als einen Kilometer langen Gerade ist das Überholen in Barcelona traditionell sehr schwierig. Ob sich daran etwas durch den Umbau ändert? Die Qualifikation dürfte sehr wichtig bleiben. Der über 600 Meter lange Sprint in die erste Kurve ist einer der längsten in der ganzen Saison. Hier sehen wir oft Windschattenschlachten, bei denen die Verfolger den Mann auf Pole Position jagen.

Fast Facts zum GP Spanien

  • Rundenlänge: 4,657 km
  • Rundenzahl: 66
  • Renndistanz: 307,236 km
  • Rundenrekord (Rennen): 1:18.149 min (Verstappen, 2021)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:16.741 min (Hamilton, Q3, 2021)
  • Distanz von Pole Position bis Kurve 1: 613 m
  • Boxengassen-Durchfahrtszeit: 17 Sekunden (367 m)
  • Top-Speed: ca. 315 km/h
  • Spritverbrauch: hoch
  • Reifenverschleiß: hoch
  • Reifensorten: C1, C2, C3
  • Bremsbelastung: niedrig
  • DRS-Zonen: 2 – Zielgerade / Gerade zwischen T9 & T10
George Russell - Mercedes - GP Spanien 2022
Wilhelm
Der 4,657 Kilometer lange Kurs ist flüssig und belastet vor allem den linken Vorderreifen.

Das Setup

Seit 1991 ist Barcelona fester Bestandteil des Kalenders. Die Techniker kennen die Tücken der Strecke fast in- und auswendig. Die wechselnden Winde vom nah gelegenen Mittelmeer können ab und zu für Überraschungen sorgen. Die Flügel müssen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya sehr steil gestellt werden, um genügend Abtrieb und Stabilität für die schnellen Kurvenkombinationen zu bieten.

Im Schlusssektor verlagert sich der Fokus etwas durch den Wegfall der Schikane. Die Traktion auf der Hinterachse wird weniger entscheidend. Stattdessen müssen die Fahrer darauf achtgeben, den linken Vorderreifen nicht zu sehr zu stressen.

Bremsenverschleiß ist normalerweise kein Thema. Auch die Motoren werden nicht übermäßig belastet. Die Reifen sind dagegen regelmäßig ein Spannungsfaktor im Rennen. Pirelli bringt in diesem Jahr die Mischungen C1 bis C3. Es wäre mit dem C0 noch eine Stufe härter gegangen. Achtung: Die schnellen Rechtskurven T3 und T9 belasten den linken Vorderreifen. Der flüssigere Schlussabschnitt wird sie zusätzlich aussaugen. Denn die Fahrer dürften Kurve 13 und 14, beide jeweils rechts herum, mit ordentlich Speed nehmen.

Im Rennen müssen die Piloten auf die Pirellis achtgeben. Der Abbau dürfte hoch sein, auch wenn ein Hitzerennen nicht auf dem Programm steht. Die Temperaturen erreichen wohl keine 25 Grad Celsius. Je nach Wettermodell ist auch etwas Regen nicht ganz ausgeschlossen.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Monaco - 26. Mai 2023
Motorsport Images
Gerüchten zufolge ändert sich die Form des Ferrari-Seitenkastens.

Technik-Upgrades

In Monaco waren die Augen auf Mercedes gerichtet. In Spanien auf Ferrari. Die Scuderia hat für das siebte Rennen der Saison ein signifikanteres Paket an Neuteilen vorbereitet. Es betrifft das Bodywork. Gerüchte im Fahrerlager sprechen davon, dass sich die Form der Seitenkästen ändert. Teamchef Frédéric Vasseur verneint allerdings einen Konzeptwechsel. Bei Ferrari glaubt man an das Potenzial, das im SF-23 schlummern soll.

Man muss es nur endlich freilegen – und zwar im Rennen. "Wir brauchen ein breiteres Arbeitsfenster für das Auto. Wir müssen konstanter werden. Bisher kämpfen wir über die Distanz von Runde zu Runde und sogar von Kurve zu Kurve mit der Balance. Das limitiert uns. Es kann von der Aerodynamik und der Mechanik kommen. Jedenfalls arbeiten wir daran, mehr Konstanz hereinzubringen." Die Entwicklungen – ob kurz- oder mittelfristig – zielen also darauf ab, den SF-23 auf eine stabilere und berechenbare Plattform zu stellen. Die Balance darf sich nicht mehr hin und her verschieben. Das kostet die Piloten Vertrauen.

Aston Martin hat für Spanien einen Teil der eigentlich schon fertigen Upgrades zurückgehalten. Weil das Team der Meinung war, dass die neuen Teile in Monte Carlo nicht zielführend seien. Man wollte sich selbst nicht zu viel (Entwicklungsarbeit) im Fürstentum auferlegen, sondern sich auf das Setup konzentrieren. In Barcelona schrauben die Mechaniker nun alle Entwicklungsteile ans Auto, die bereits in Imola vorgesehen waren.

Mercedes, Alpine, Alfa Romeo und Alpha Tauri fuhren in Monaco mit vielen neuen Teilen. Für sie wird es darum gehen, ihre neuen Pakete besser zu verstehen und zu optimieren. Besonders gespannt ist man im Fahrerlager natürlich auf die Performance der Silberpfeile. In Spanien kann man im Vergleich zu Monaco wieder mit geringeren Bodenfreiheiten operieren. Genau damit konnte der alte W14 nicht umgehen. Der runderneuerte Silberpfeil soll es dagegen können. Das Aerodynamik-Fenster wurde für ein tiefer eingestelltes Auto umgestrickt.

Für das erste und zweite Training erhalten die Fahrer zwei zusätzliche Reifensätze einer neuen Konstruktion. Diese soll ab dem GP England zum Einsatz kommen. Der Test in Spanien dient dazu, erste Erfahrungen mit den modifizierten Pirellis zu sammeln, die widerstandsfähiger sein sollen. Es ist eine Reaktion des Lieferanten auf die unerwartet hohen Abtriebswerte in diesem Stadium der Saison.

Max Verstappen - Red Bull - GP Monaco 2023 - Rennen
Wilhelm
Vier Siege in sechs Rennen: Max Verstappen ist der große Favorit auf den Erfolg in Spanien. 2016 gewann er dort sein erstes Rennen.

Die Favoriten

Wer sonst außer Red Bull? Barcelona fordert die Autos in allen Aspekten. Und genau das sollte Red Bull besonders stark machen. Der RB19 hat keine Schwachstellen. Es ist ein Allrounder nahe der Perfektion. Vielleicht kann irgendwer (Ferrari?) in der Qualifikation mithalten. Im Renntrimm sollte Red Bull spätestens davonfahren. Stichwort: geringer Reifenverschleiß.

Auch der Aston Martin hat bisher auf jeder Strecke unter allen Bedingungen funktioniert. Es besteht kein Grund, dass das in Barcelona anders sein soll. Sicher ist Alonso besonders angestachelt, vor seinen Fans zu glänzen. Und ihnen eine gute Show zu bieten. Sowohl bei Mercedes als auch Ferrari hängt vieles davon ab, wie die Upgrades einschlagen. Mercedes-Teamchef Toto Wolff drückt vor dem Wochenende die Erwartungen, auch um Druck von seiner Mannschaft zu nehmen: "Wir erwarten keinen Leistungssprung, aber wir hoffen, dass das neue Paket eine stabilere Plattform bietet."

Alpine sollte auf der konventionellen Strecke wieder zurückfallen. Womöglich droht ein einsames Rennen hinter der Topgruppe und vor dem restlichen Feld. Prognosen sind im Mittelfeld der Formel 1 immer schwer zu treffen.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Spanien 2022
xpb
Bitteres Aus: Charles Leclerc scheiterte im Vorjahres-Rennen an einem Antriebsdefekt.

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Spanien 2022

Charles Leclerc hatte bis zur 26. Runde alles im Griff. Dann ging der Ferrari-Motor kaputt. Der sichere Sieg war dahin. Schlussendlich setzte sich Max Verstappen durch, obwohl er sich in der Frühphase des Rennens bei der Verfolgung des Ferraris ins Kiesbett verabschiedet hatte. Der Wind hatte seinen Red Bull in Kurve vier aus der Bahn geworfen. Das kostete zwei Positionen gegen George Russell und Sergio Perez.

Die teaminterne Rangfolge hatte Verstappen schnell gedreht. An Russell biss er sich dagegen vorerst die Zähne aus. Ohne funktionstüchtiges DRS auf Start-Ziel erzeugte der Red Bull mit der Startnummer 1 nie genug Überschuss. Das Team musste es über die Taktik richten. Eine aggressivere Dreistopp-Taktik verschaffte Verstappen freie Bahn und schließlich den Sieg – vor Perez und Russell.

Lewis Hamilton wurde in der Startrunde von Kevin Magnussen getroffen. Ein Plattfuß zwang den Mercedes-Fahrer zu einem frühen Stopp. Die Aufholjagd nach anfänglichen Klagen war sehenswert. Zeitweise war Hamilton der schnellste Fahrer auf der Strecke. Kurz vor Schluss sah es danach aus, dass er Vierter werden würde. Ein spätes Technik-Problem zwang Hamilton allerdings dazu, das Tempo in der Schlussrunde zu drosseln. Carlos Sainz, den wie Verstappen früh eine Windböe erwischt hatte, erbte den vierten Platz. Unter den Mittelfeldteams setzte sich Alfa Romeo mit Valtteri Bottas (6.) am Steuer durch.

Zeitplan GP Spanien 2023

Zeitplan GP Spanien

Tag

Session

Uhrzeit

Freitag, 2.6.2023

1. Training

13:30-14:30 Uhr

Freitag, 2.6.2023

2. Training

17:00-18:00 Uhr

Samstag, 3.6.2023

3. Training

12:30-13:30 Uhr

Samstag, 3.6.2023

Qualifying

ab 16:00 Uhr

Sonntag, 4.6.2023

Rennen

ab 15:00 Uhr

Live
GP Imola