Vorschau GP England 2023
Knackt Red Bull den McLaren-Rekord?

GP Großbritannien 2022

Die Red-Bull-Siegesserie wird langsam unheimlich. Beim britischen Grand Prix könnte das Team von Max Verstappen einen neuen beeindruckenden Meilenstein setzen. In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Klassiker in Silverstone.

Max Verstappen - GP England 2022
Foto: Wilhelm

Nach dem Kanada-Rennen sah es ein bisschen so aus, als könnten die Red-Bull-Verfolger die Lücke nach vorne langsam schließen. Doch alle neutralen Formel-1-Fans, die sich endlich wieder mehr Spannung wünschen, bekamen in Spielberg einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Max Verstappen fuhr bei seinem fünften Sieg in Folge erneut Kreise um die Konkurrenz.

In Silverstone könnte der Weltmeister das Sixpack vollmachen und damit eine persönliche Bestmarke aufstellen. Im historischen Kontext ist aber die Leistung seines Teams noch höher einzuschätzen. Red Bull hat sein dem Saisonfinale 2022 in Abu Dhabi nun zehn Rennen in Serie gewonnen. Damit fehlt nur noch ein Erfolg, um die Bestmarke von elf Siegen in Serie, aufgestellt von McLaren in der Saison 1988, zu knacken.

Unsere Highlights

Blickt man auf die Überlegenheit des RB19 in diesem Jahr, dann fällt es schwer auf Spannung zu machen. Silverstone ist eine schnelle Strecke, auf der effiziente Autos mit viel Abtrieb und einem geringen Luftwiderstand belohnt werden. Max Verstappen und Sergio Perez müssten schon arg patzen, damit die Konkurrenz hier eine Chance hat.

Vielleicht führt ja das Wetter dazu, dass sich die erfolgsverwöhnte Red-Bull-Mannschaft einen Ausrutscher leistet. Am Samstag und Sonntag sollen Schauer über Zentral-England ziehen. Das könnte etwas Würze ins Spiel bringen. Zu viel darf man sich aber auch davon nicht erhoffen. Zuletzt in Montreal und Spielberg war Verstappen auch auf feuchter Piste das Maß der Dinge.

Die Strecke – Silverstone Circuit:

In Silverstone fand 1950 der erste Formel-1-Lauf überhaupt statt. Mit dem alten Layout hat die mittlerweile zehn Mal umgebaute Streckenführung auf dem ehemaligen Militär-Flugplatz aber nicht mehr viel gemeinsam. Obwohl über die Jahre immer mehr Kurven eingefügt wurden, gehört Silverstone nach wie vor zu den schnellsten Rennstrecken des Formel-1-Kalenders.

Vor allem die vielen fließenden Kurvenkombinationen machen Silverstone zu einem Highlight für Fans und Fahrer. Die Abfolge Maggotts, Becketts und Chapel verlangt von den Piloten Mut und Präzision. Hier können die aktuellen Groundeffect-Autos ihr ganzes Potenzial ausspielen. Die Sensoren registrieren hier Fliehkräfte von mehr als 5g.

Überholen ist in Silverstone traditionell nicht so einfach. Die FIA hatte es 2018 einmal mit einer zusätzlichen DRS-Zone vor Kurve 1 (Abbey) probiert. Doch das Flachstellen des Flügels führte zu einigen Unfällen und konnte nicht zur Steigerung der Überhol-Action beitragen. Deshalb ist man in den letzten Jahren wieder zurück auf nur noch zwei DRS-Zonen gegangen.

Fast Facts zum GP England:

  • Streckenlänge: 5,891 Kilometer
  • Rundenzahl: 52
  • Renndistanz: 306,206 Kilometer
  • Anzahl Kurven: 18 (8 links, 10 rechts)
  • Distanz Pole Position bis Kurve 1: 239 Meter
  • Länge Boxengasse unter Speed-Limit: 510 Meter
  • Längste Gerade: 1.034 Meter (Hangar Straight)
  • DRS-Zonen: 2 (vor T6 und vor T15)
  • Top-Speed: 332 km/h
  • Reifen: C1, C2, C3
Pirelli Infografik - GP England 2023
Pirelli
Pirelli bringt ganz harte Reifen und geht mit den Drücken weit nach oben. In Silverstone werden die Reifen extrem beansprucht.

Setup:

Weil die aktuellen Autos jede Menge Anpressdruck generieren, sind viele der schnellen Kurven mittlerweile zu Vollgaspassagen geworden. In den vergangenen Jahren bauten die Ingenieure deshalb auch nie die ganz steilen Flügel für maximalen Abtrieb auf die Autos. Zu weit runter darf man aber nicht gehen, weil sonst Zeitverlust in den langsamen Kurven droht. In den Highspeed-Passagen muss vor allem die Vorderachse auf dem Asphalt kleben. Untersteuern können die Piloten bei den schnellen Richtungswechseln überhaupt nicht gebrauchen.

Um die aerodynamische Stabilität zu verbessern, war in Silverstone immer schon ein straffes Fahrwerk gefordert. Das kommt den tief über dem Asphalt liegenden neuen F1-Rennern natürlich voll entgegen. Der Faktor Federweg für eine gute Traktion und das Überfahren von Kerbs ist in Silverstone nicht relevant. Mit dem 2019 neu verlegten Asphalt wurden auch die letzten Bodenwellen glattgebügelt. Die Bremsen sind ebenfalls kein großer Faktor. Im Gegenteil: Zwischen Luffield und Stowe stehen die Fahrer fast nur auf dem Gas. Hier müssen die Ingenieure dafür sorgen, dass die Karbon-Stopper nicht auskühlen.

Ein Thema in Silverstone sind immer wieder die Reifen. Die ultraschnellen Kurvenfolgen sorgen für ungewöhnlich hohe Belastungen bei den Gummis. 2020 hatten gleich mehreren Piloten nach langen Stints Reifenschäden zu beklagen. Pirelli geht deshalb in Silverstone immer besonders vorsichtig zu Werke. Es kommen nicht nur die härtesten Mischungen aus dem Sortiment zum Einsatz, es werden auch extrem hohe Reifendrücke (26,5 PSI vorne / 23,0 hinten) vorgeschrieben.

Updates:

Das Thema Reifen spielt ausnahmsweise auch in unserer Upgrade-Kategorie eine Rolle. Pirelli führt in Silverstone eine neue Reifen-Spezifikation ein. Die Entwicklung einer verstärkten Konstruktion mitten in der Saison wurde notwendig, weil die Team schneller Abtrieb auf die Autos packen konnten, als es der Reifenlieferant erwartet hatte. Das neue Produkt soll besser mit den höheren Belastungen zurechtkommen. Vor allem an der Vorderachse geben die Gummis nun nicht mehr so schnell nach.

Auch die Teams haben einige neue Teile im Gepäck, obwohl es sich beim britischen Grand Prix um den zweiten Teil eines Double-Headers handelt. Das Sprintformat in Spielberg mit nur einem Freien Training hatte die Einführung mehrerer Upgrades verzögert. In Silverstone bleiben den Ingenieuren nun wieder drei Trainings-Sessions, um Modifikationen am Auto ausgiebig abzustimmen und Daten zu sammeln.

McLaren hatte schon lange geplant, dass die in Spielberg vorgestellte B-Version in Silverstone mit neuen Flügeln ergänzt wird. Nachdem in Österreich nur Lando Norris das neue Kit erhielt, ist jetzt auch das zweite Kit für Oscar Piastri fertig. Bei Mercedes und Alpine hat man ebenfalls neue Frontflügel gebacken. Ein richtig großes Paket hat Alfa Romeo geschnürt. Was darin enthalten ist, wollten die Verantwortlichen aber noch nicht verraten.

Optisch wird sich auch etwas tun. McLaren und Williams werden beim Heimspiel in einem speziellen Design antreten. McLaren zeigt zum 60. Geburtstag des Rennstalls ein Revival des legendären Chrom-Looks, Williams feiert seinen 800. Grand Prix mit einer britischen Flagge auf der Motorhaube.

Williams - Spezial-Design - GP England 2023
Williams
Williams tritt beim Heimspiel in Silverstone in einem speziellen Look an.

Favoriten:

Wer derzeit in den Wettbüros Geld auf einen Red-Bull-Sieg setzt, bekommt im Erfolgsfall nur wenig Gewinn ausbezahlt. Die Übermacht des Weltmeisterteams ist erdrückend. Wir können an dieser Stelle leider keine große Hoffnung machen, dass sich in Silverstone irgendwas daran ändert. Red Bull kann sich nur selbst schlagen. Doch die Fehlerquote hielt sich in den letzten Rennen in Grenzen, vor allem bei Max Verstappen.

Mehr Spannung gibt es aktuell im Kampf um Rang zwei. Zuletzt haben sich Mercedes, Aston Martin und Ferrari in der Rolle des ersten Verfolgers abgewechselt. Bei Montreal und Spielberg handelte es sich um Rennstrecken, die etwas aus der Rolle fielen. In Silverstone ist wieder ein Allrounder gefragt. Nach den letzten Eindrücken sehen wir Ferrari hier einen Tick vorne, Mercedes und Aston Martin dürften aber deutlich näher dran sein als vor einer Woche.

Auch im Mittelfeld herrschte zuletzt viel Bewegung. McLaren stürmte in Spielberg plötzlich nach vorne und konnte sogar Mercedes und Aston Martin ärgern. Man darf gespannt sein, ob Lando Norris diese Leistung beim Heimspiel wiederholen kann. Auch Alpine würde mit dem Frontflügel-Upgrade gerne die Lücke zum Verfolgerfeld schließen.

Bei sechs Teams, die sich um die zehn Punkteplätze streiten, bleibt für den Rest nicht mehr viel übrig. Den Hülkenberg-Fans können wir leider keine große Hoffnung machen. Weil Silverstone die Reifen sehr stark fordert, dürfte der Haas im Rennen wieder zurückfallen. Von den Hinterbänklern sehen wir bei Alex Albon das größte Überraschungspotenzial, weil der Williams auf den vielen Geraden seinen Top-Speed-Vorteil ausspielen kann.

Guanyu Zhou - Alfa Romeo - GP England 2022 - Silverstone
Wilhelm
Der spektakuläre Unfall von Guanyu Zhou sorgte 2022 gleich am Start für eine Schrecksekunde.

So lief das Silverstone-Rennen im letzten Jahr

Der britische Grand Prix 2022 begann mit einem Schreckmoment. Im Startgetümmel hatte sich Guanyu Zhou zwischen dem Alpha Tauri von Pierre Gasly und dem Mercedes von George Russell verhakt. Der Alfa Romeo wurde ausgehebelt und aufs Dach gelegt. Zhou schlitterte kopfüber auf die erste Kurve zu, wo die Airbox im Kiesbett einhakte und das Auto mit einer Seitwärtsrolle in den Fangzaun geschleudert wurde. Zhou landete schließlich eingeklemmt hinter dem Reifenstapel. Der Chinese überlebte die unfreiwillige Stunteinlage zum Glück unverletzt.

Nach der Unterbrechung ging es auf der Strecke chaotisch weiter. Max Verstappen übernahm früh die Führung. Nach einem Plattfuß und einem Trümmerteil von Yuki Tsunoda, das sich in seinem Red Bull verfangen hatte, konnte der Weltmeister aber nicht um den Sieg kämpfen. So duellierten sich an der Spitze lange Zeit die beiden Ferrari-Piloten. Hier sah es zunächst nach einem Vorteil von Charles Leclerc aus.

Doch ein Safety-Car in Runde 39 nach einer Panne von Esteban Ocon wendete das Blatt. Ferrari holte nur Carlos Sainz zum Wechsel auf frische Reifen an die Box. Nach dem Restart raste der Spanier mit dem Gummivorteil locker am Teamkollegen vorbei an die Front und gewann das Rennen. Dahinter entbrannte ein spektakulärer Vierkampf zwischen Sergio Perez, Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Fernando Alonso, die in der genannten Reihenfolge ins Ziel einliefen.

In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights des Silverstone-Rennens von 2022.

Zeitplan GP England 2023

Session

Termin

Freies Training 1

Freitag - 7. Juli - 13.30 Uhr

Freies Training 2

Freitag - 7. Juli - 17.00 Uhr

Freies Training 3

Samstag - 8. Juli - 12.30 Uhr

Qualifikation

Samstag - 8. Juli - 16.00 Uhr

Rennen

Sonntag - 9. Juli - 16.00 Uhr

Live
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