Verstappens Gier nach jedem Punkt
Warum das Risiko für schnellste Runde?

GP Österreich 2023

Red Bull und Max Verstappen sind derzeit eine unschlagbare Kombination in der Formel 1. Der Weltmeister fuhr mit Leichtigkeit zum fünften Spielberg-Sieg. Er räumte die bestmögliche Punktzahl ab, und suchte dabei sogar das Risiko. Sportchef Helmut Marko erklärte, wieso man Verstappen besser den Wunsch nach einem späten Zusatzstopp erfüllte.

Max Verstappen - Red Bull - GP Österreich 2023 - Spielberg
Foto: Wilhelm

Dieser Moment war eine weitere Demütigung für die Konkurrenz. Und er unterstrich, wie gierig Max Verstappen trotz aller Siege ist. Inzwischen hat er deren 42 angehäuft. Er sicherte sich den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde mit einem zusätzlichen Stopp drei Runden vor Schluss. Weil er es sich leisten konnte. Und weil er sein Team am Boxenfunk überstimmte.

Der 25-Jährige lässt der Konkurrenz nicht den geringsten Brotkrümel übrig. Verstappen will jeden Punkt. In Spielberg sammelte er alle 34 möglichen ein. Acht für den Sprintsieg, 25 für das Hauptrennen und den einen Extra-Zähler für die schnellste Rennrunde, auf die Verstappen unbedingt losgehen wollte.

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Leclerc - Verstappen - GP Österreich 2023 - Spielberg
Wilhelm
Ferrari war in Spielberg die zweite Kraft. Max Verstappen hatte allerdings keine Gegner.

Extra-Stopp das geringere Übel

Schlussendlich erfüllte ihm Red Bull den Wunsch nach einem zusätzlichen Boxenstopps. Verstappen wusste, dass er dafür ausreichend Luft nach hinten hatte, um sich einen dritten Besuch bei seiner Crew leisten zu können. In Runde 68 lag er 23,774 Sekunden vor seinem Verfolger Charles Leclerc.

Ihm muss aber auch bewusst gewesen sein, dass ein Reifenwechsel immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Selbst bei den so zuverlässigen Schraubern von Red Bull, welche die Schnellsten in ihrem Metier sind. Eine Radmutter kann sich immer mal verkanten. Oder ein Reifen sich nicht richtig abziehen lassen. Und dann wäre der sichere Sieg dahin gewesen.

Verstappen ging dieses Wagnis ein. Sein Team trug es mit, obwohl man erstmal anderer Meinung war. Der Kommandostand ließ sich vom hungrigen Teamkapitän überstimmen. Red Bull wählte schlussendlich das geringere Übel, wie Sportchef Helmut Marko ausführt. "Es gab die Diskussionen am Funk. Bevor der Max zu unruhig wird, wollten wir seinem Willen nachkommen, und ihn glücklich machen. Sonst wäre er auf alten Reifen auf die schnellste Runde losgegangen. Das wäre mit noch mehr Risiko verbunden gewesen." Also doch besser ein zusätzlicher Stopp für eine gebrauchte Garnitur der Softmischung. Darauf stellte Verstappen im letzten Umlauf die schnellste Zeit auf: 1.07.012 Minuten.

Max Verstappen - Red Bull - GP Österreich 2023 - Spielberg
Wilhelm
Wer soll Max Verstappen auf dem Weg zum dritten Titel in Serie aufhalten? Wahrscheinlich niemand.

Verzicht auf VSC-Geschenk

Es war ein Wochenende nahe der Perfektion. Verstappen entschied jedes Training, jedes Qualifying und jedes Rennen für sich. Er spazierte über den Red-Bull-Ring. "Er fährt mit einer unglaublichen Leichtigkeit, wie wir es inzwischen von ihm gewohnt sind", lobt Marko seinen liebsten Schützling. Verstappen streute seinem Auto derweil Rosen. "Es war wirklich on fire."

Der Mann mit der Nummer 1 auf dem Auto war so dominant, dass er vermutlich mit jeder Strategie gewonnen hätte. Er ist in seinem Red Bull so schnell, dass er nicht jedes Geschenk aufgreifen muss, das der Rennverlauf bietet. Als in den Runden 14 und 15 die Möglichkeit bestand, unter einem virtuellen Safety Car (VSC) rund acht Sekunden beim Boxenstopp zu sparen, blieb Verstappen einfach draußen. Die Ferrari hinter ihm bogen dagegen ab.

"Die Reifen waren noch in einem guten Zustand", schildert Marko. "Wir wollten unseren Plan weiter verfolgen", ergänzt Verstappen. "Die Reifen hatten generell kein einfaches Leben. Wir wollten ihnen deshalb ähnlich lange Stints zumuten. Das hat perfekt hingehauen. Ich wusste, dass ich nach meinem ersten Stopp hinter die Ferrari fallen könnte. Ich wusste aber auch, dass ich sie wieder überholen werde, weil ich schon vor dem VSC eine Lücke zu ihnen aufgerissen habe."

Kranker Perez auf Podest

So kam es. Nach dem Wechsel in Runde 24 ging Verstappen ziemlich zügig an Carlos Sainz vorbei, und später am zweiten Ferrari von Charles Leclerc. Danach baute er ausreichend Puffer auf, um strategisch in alle Richtungen flexibel zu sein. In Österreich enteilte der Red Bull dem Feld deutlich weiter als zuletzt in Kanada. Zwei Erklärungen dafür: Je höher die Belastungen für die Reifen, desto mehr zieht Red Bull im Rennen davon. Spielberg verlangt dem Auto aufgrund der verschieden Kurventypen außerdem mehr ab. Es muss von langsam bis schnell alles abdecken können.

In diesem Feld gibt es nur eine Konstante. Und die heißt Max Verstappen im Red Bull. Der Rest bewegt sich mal auf, mal ab. Selbst der Teamkollege ist nicht immer auf der Höhe, wie die letzten Rennen zeigten. Wie gut der RB19 an diesem Renntag von Spielberg lief, unterstrich Sergio Perez dann aber mit einer großen Aufholjagd. Er machte in Summe zwölf Positionen gut und belohnte sich selbst mit einem Podest. Das schmeckte doppelt süß nach zuletzt vielen Nackenschlägen und aufgrund eines gebeutelten Körpers. "Ich fühle mich ziemlich schwach, weil ich am Wochenende hohes Fieber hatte und wenig geschlagen habe." Offenbar laborierte Perez an einer hartnäckigen Verkühlung.

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