Schmidts F1-Blog
Rote Karte für die Fahrer

GP Belgien 2023

Lewis Hamilton bekommt eine Strafe für eine Kollision, zu der ihn Sergio Perez gezwungen hat. Das sind Urteile, die keiner versteht. Doch die Fahrer sind daran nicht unschuldig, meint F1-Experte Michael Schmidt.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 29. Juli 2023
Foto: xpb

So machen Strafen den Rennsport kaputt. In der sechsten Runde des Sprints setzte sich Lewis Hamilton zwischen den Kurven 14 und 15 innen neben Sergio Perez. Der Mexikaner wehrte den Angriff ab, indem er Hamilton so wenig Platz ließ, bis der den inneren Randstein traf und von dort in den Red Bull geworfen wurde. Bei der Kollision brach auf der rechten Seite der halbe Unterboden am Auto von Perez ab. Im Seitenkasten klaffte ein Loch.

Die Sportkommissare waren mit dem Urteil schnell bei der Hand. Sie verpassten Hamilton eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil der Mercedes-Pilot ihrer Meinung nach zum Großteil Schuld an der Kollision hatte. Die große Mehrheit im Fahrerlager sah darin einen ganz normalen Rennunfall.

Unsere Highlights

Perez hätte Hamilton auch etwas mehr Platz lassen können. Er hat es nicht getan und muss mit den Folgen leben. Dass der Schaden sein Rennen beendete, kann kein Grund für die Strafe sein. Perez hatte schon vorher Boden auf Hamilton verloren. Ohne den Schaden.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 29. Juli 2023
Wilhelm
Lewis Hamilton fiel durch die Strafe bis auf Rang sieben zurück.

Zweikämpfe nicht im Keim ersticken

Die FIA und die Sportkommissare tun sich mit solchen Urteilen keinen Gefallen. Sie bringen nur die Zuschauer gegen sie auf. Die wollen Zweikämpfe sehen. Und diese Kollision war nicht das Resultat eines böswilligen Akts, sondern das Produkt eines harten Zweikampfs.

Das muss man fördern und nicht durch ständige Verbote abwürgen. Außerdem laufen die Schiedsrichter Gefahr, dass man sie wegen uneinheitlichen Urteilen kritisiert. Weil das Potenzial groß ist, dass andere Kommissare an anderen Rennstrecken anders entscheiden.

Die Hauptschuld an dieser Flut von Untersuchungen tragen allerdings die Fahrer selbst. Sie haben durch ihre ständigen Beschwerden über Funk die Sporthoheit dazu gezwungen, Regeln für das Überholen oder Zweikämpfe zu formulieren. Aus Schutz davor, dass man sie hinterher für ihre Urteile kritisiert.

So hat der Fahrer, der vor einer Kurve auf der Außenspur seine Nase vorne hat, auch das Anrecht auf die Kurve. Der andere muss dann zurückstecken. Hamiltons Angriff fand aber schon auf der Geraden statt. Und Perez wanderte ganz langsam in seine Richtung. Da gab es keine Möglichkeit mehr, sauber aus der Nummer rauszukommen. Nicht auf der nassen Piste.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 29. Juli 2023
Motorsport Images
Die Fahrer tragen mit ihren Klagen am Funk zum Problem bei.

Fahrer im Klagemodus

Sauber-Sportdirektor Beat Zehnder wirft ein, dass die Fahrer und die Teams zum Teil selbst schuld sind. Die Teams werden von ihren Piloten immer wieder dazu genötigt, ihre subjektiven Befindlichkeiten sofort an die Rennleitung weiterzuleiten, um ein positives Urteil für sich oder ein negatives für den Konkurrenten zu provozieren. Man müsse als Team aber nicht immer darauf reagieren, vor allem wenn die Klagen übertrieben sind.

Die FIA wollte wegen der zunehmenden Kritik auf Wunsch der Piloten mehr mit den Gladiatoren des Sports in den Dialog treten und setzte auf am Donnerstag vor den GP Belgien ein Meeting mit ihnen an, um Vorfälle und Sportstrafen aus der jüngeren Vergangenheit zu diskutieren. Dabei wurden Videos von strittigen Szenen gezeigt und die Entscheidungen einzeln begründet.

Die Fahrer sollten ihre Meinung dazu sagen. Doch nicht alle ergriffen die Gelegenheit, die ihnen da geboten wurde. Nur 13 der 20 Fahrer nahmen an der Besprechung teil. Da müssen sie sich nicht wundern, wenn es immer wieder zu Strafen kommt, die sie nicht verstehen.

Live
GP Imola