Verstappen deklassiert Perez erneut
Marko bestätigt Perez für 2024

GP Niederlande 2023

Max Verstappen meistert die wechselnden Verhältnisse in Zandvoort. Teamkollege Sergio Perez wird dagegen erneut die eigene Qualifikations-Schwäche zum Verhängnis. Trotzdem muss sich der Mexikaner keine Sorgen für die Zukunft machen. Nach der Zandvoort-Quali bestätigte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko, dass der 33-Jährige 2024 sicher für Red Bull fährt.

Sergio Perez - Red Bull - GP Niederlande - Zandvoort - Samstag - 26.8.2023
Foto: Wilhelm

Die ersten vier Rennen der Saison verliefen noch ausgeglichen. Max Verstappen und Sergio Perez teilten sich die Siege. Doch seither entwickelt sich Red Bull wie in der Vergangenheit zu einem Einmann-Team. Verstappen ist seit dem GP Miami nicht mehr zu schlagen. Der Weltmeister reitet mit acht Siegen am Stück auf einer Erfolgswelle und seinem dritten WM-Titel entgegen.

Perez wurde dagegen aus allen Träumen gerissen. Spätestens nach seinem Unfall in der Qualifikation zum GP Monaco und einem darauf folgenden punktelosen Rennen musste der Routinier seine kleine WM-Hoffnung begraben. Seither verfolgt Perez auch wieder verstärkt die alte schwäche auf eine schnelle Runde. An Samstagen verbaut sich der Mexikaner oft bessere Ergebnisse für den Sonntag. Zu oft muss er aufholen, statt neben dem Teamkollegen aus der ersten Reihe zu starten.

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Marko stützt Perez

Dieses Schicksal ereilt Perez auch in Zandvoort. Während Verstappen souverän die achte Pole Position der Saison einstrich, platzierte sich der 33-Jährige nur auf dem siebten Platz. Sein Rückstand fiel mit 1,3 Sekunden so eklatant aus, dass nach der Qualifikation wieder Fragen aufkamen. Ist Perez gut genug für das zweite Cockpit bei Red Bull?

Red Bulls Sportchef Helmut Marko zog unter die abermals aufkeimende Diskussion einen entschiedenen Schlussstrich. Er stellte seinem Schützling eine Jobgarantie aus. Perez muss nicht zittern, sondern wird weiterhin bei Red Bull fahren dürfen. "Für 2024 ist alles klar." Der sechsmalige Formel-1-Sieger besitzt ohnehin für die nächste Saison ein gültiges Arbeitspapier. An den Vertrag will sich Red Bull halten, auch wenn Marko unter der Woche von der "Kleinen Zeitung" noch zitiert worden war, dass in der Formel 1 nichts zu 100 Prozent sicher sei.

Helmut Marko - Red Bull - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
xpb

Helmut Marko und Red Bull stützen Sergio Perez.

Strategische Optionen für Perez

Wenige Tage später spricht der Grazer Doktor ein klares Bekenntnis zu Perez aus. Red Bull fehlen auch die Alternativen. Mit Daniel Ricciardo verletzte sich am Trainingsfreitag von Zandvoort ein potenzieller Kandidat. Der Australier, der seit Ungarn für das Schwesterteam Alpha Tauri fährt, zog sich einen Bruch in der linken Hand zu. Auf dem Krankenbett kann er sich nicht für höhere Aufgaben empfehlen. Von daher erscheint es folgerichtig, dass Red Bulls Verantwortliche sich nun klar zu Perez bekennen.

Verstappen ist die uneingeschränkte Nummer eins. Perez muss im schnellsten Auto im Feld WM-Zweiter werden. Das ist die Vorgabe. Hier befindet er sich nach zwölf Saisonrennen auf Kurs. Zum WM-Dritten Fernando Alonso hat Perez einen Puffer von 40 Punkten aufgebaut. Und es besteht trotz der Ausgangslage die Hoffnung, den Vorsprung zu vergrößern. Marko glaubt, dass der siebte Platz in Zandvoort keine aussichtslose Position ist. "Es läuft wahrscheinlich auf ein Zweistopp-Rennen heraus. Das eröffnet uns strategische Optionen, Sergio nach vorne zu bringen." Gut für Perez: Denn Überholen ist auf dem Dünen-Kurs schwierig.

Toto Wolff nennt es bizarr

Mercedes-Teamchef Toto Wolff betrachtet es von außen. Der große Abstand zwischen den Red Bull sei bizarr. "Perez ist ja kein Nasenbohrer. Er ist ein mehrfacher Grand-Prix-Sieger, der weiß, wie man schnell fahren muss. Deshalb ist es schwer zu verstehen, dass die Lücke so riesig ist. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass Max alle seine bisherigen Teamkollegen zerstört. Vielleicht liegt es daran, dass er das Auto um seine Vorlieben herum bauen lässt. Es ist dann spitz zu fahren, doch er kommt damit zurecht."

Mit Sicherheit entwickeln Red Bulls Ingenieure nach Verstappens Geschmack. Warum sollte es auch anders sein? Der Doppelweltmeister ist der schnellere Fahrer, ein gereiftes Ausnahmetalent, das beständig abliefert und sich kaum Fehler leistet. Verstappen liebt Autos, die ein loseres Heck haben. Die übersteuern. So wie der Red Bull ausgelegt ist. Perez hingegen präferiert das Gegenteil: ein untersteuerndes Fahrverhalten.

Max Verstappen - Red Bull - GP Niederlande 2023 - Zandvoort
xpb

Teil eins der Pflicht ist erfüllt: Max Verstappen holte sich die Pole für das Heimrennen in Zandvoort.

Verstappen fast sechs Zehntel voraus

Der große Abstand zwischen den Red Bull in Zandvoort ist aber auch mit den Umständen zu erklären. Perez schwächelt immer dann besonders, wenn die Verhältnisse wechseln und der Untergrund schmierig ist. Die Qualifikation zum GP Niederlande begann im Nassen und wurde auf einer trockenen Piste beendet. Die letzte Attacke nach zwei Unterbrechungen im Q3 musste sitzen. Da war die Strecke weitgehend abgetrocknet, und in ihrem besten Zustand.

Bei diesen Gegebenheiten glänzt Verstappen mit seinem Naturtalent und seinem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Der Weltmeister fuhr in einer eigenen Liga. Keiner konnte mithalten. "Wir dachten eigentlich, dass es um Hundertstel gehen würde. Dann brummt der Max dem ersten Verfolger fast sechs Zehntel auf", sagte Marko. Das war am Samstag von Zandvoort Lando Norris im McLaren. Dabei erwischte Verstappen selbst nicht mal die perfekte Runde. "Ich habe in Kurve eins so spät gebremst, dass ich bereits dachte, es sei gelaufen. Der Rest der Runde war in Ordnung."

Perez mit zwei Aufwärmrunden

Der Zweitplatzierte Lando Norris entschuldigte sich. Er habe nach einem brillanten Start in das Finale zu viele Fehler gemacht. "Nach sechs Kurven lag ich bereits eine Sekunde unter meinem persönlichen Delta. Leider war der zweite Teil der Runde ziemlich schlimm. Aus Kurve zehn heraus habe ich aus Versehen zwei Mal hochgeschaltet. Das hat mich ein paar Zehntelsekunden gekostet. Generell habe ich zu viele Fehler eingestreut."

Trotzdem distanzierte Norris seinen Teamkollegen Oscar Piastri ähnlich deutlich wie Verstappen Perez. Die McLaren trennten über acht Zehntelsekunden. Und das rundet die Geschichte ab, und rückt die Leistung von Perez ins Verhältnis. Durch die Bank ergaben sich in der Qualifikation größere Lücken zwischen den Teamkollegen. So auch bei Mercedes zwischen George Russell und Lewis Hamilton. Der eine wurde Dritter, der andere scheiterte im Q2. Oder zwischen den Aston Martin von Fernando Alonso und Lance Stroll. Auch hier zog nur Alonso in den letzten Teil ein.

In dieser Qualifikation ging es darum, sich auf die wechselnden Verhältnisse einzustellen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, das richtige Timing zu erwischen und nicht in den Verkehr zu geraten. Das meistert Verstappen mit seinem Team am besten. Marko führt noch einen Grund auf, warum Perez im Vergleich so deutlich abfiel. "Es war im Nachhinein falsch, dass er zwei Aufwärmrunden eingelegt hat. Max hat die Reifen in einer auf Temperatur gebracht, und hatte sie beständig im passenden Fenster."

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