Piastri verpasst Sensation knapp
„Haben immer ein Auto für die Top-3“

GP Belgien 2023

Mit seiner Leistung in Spa-Francorchamps hat Oscar Piastri seinen Marktwert deutlich gesteigert. Am Sprint-Samstag konnte nur Max Verstappen einen Durchmarsch des Australiers verhindern. Dass der Frust am Ende fast die Freude überdeckte, zeigt den ehrgeizigen Charakter des Piloten.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 29. Juli 2023
Foto: xpb

Oscar Piastri konnte dieses Jahr immer mal wieder sein Talent aufblitzen lassen. Doch als sich der McLaren noch in den Niederungen des Mittelfelds versteckte, fielen die Leistungen des Rookies kaum einem ins Auge. Doch seit der Traditionsrennstall aus Woking seine B-Version ins Rennen schickt, dreht der 22-Jährige aus Melbourne richtig auf.

Schon in Silverstone wäre der erste Podiumsplatz fällig gewesen. Doch da kam ihm ein Safety-Car zur falschen Zeit in die Quere. In Budapest verhinderten Defizite mit dem Reifenverschleiß und ein Unterboden-Schaden ein besseres Rennergebnis als Platz fünf. In Spa-Francorchamps scheint der Knoten nun endgültig zu platzen.

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Im Qualifying am Freitag war der Youngster schon schneller als Teamkollege Lando Norris. Unter schwierigen Bedingungen sicherte sich Piastri den fünften Startplatz für den Grand Prix am Sonntag, obwohl er nach eigener Aussage ein bisschen was liegen ließ. Am Sprint-Samstag legte den Schützling von Mark Webber dann noch einen obendrauf.

Oscar Piastri - GP Belgien 2023
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Die Pole Position verpasste Piastri nur um 11 Tausendstel.

Frust nach Shootout-Krimi

Platz zwei im Shootout hatte Piastri vorher kaum einer zugetraut. Der Pilot war anschließend aber gar nicht so happy: "Es ist etwas frustrierend, wenn man sich den Rückstand anschaut", klagte der Überraschungsmann. Nur 11 Tausendstel hatten zur Pole Position gefehlt. "Natürlich bin ich stolz auf meine Leistung. Wenn man sich den Vorsprung von Max gestern anschaut, dann ist es schon toll, so nah dran zu sein."

Vor dem Sprint am Nachmittag befürchteten viele Experten, dass es schnell wieder rückwärts geht. Doch Piastri machte in den ersten Runden sogar einen Schritt nach vorne. Ein früher Stopp auf Intermediates spülte ihn vorbei an Dauersieger Verstappen. Am Ende war der Weltmeister aber doch nicht zu stoppen. Als einziger im Feld hielt der Lokalmatador seine Intermediates in Schuss. Das war der Schlüssel zum Sieg.

Am Ende rollte Piastri aber souverän auf Rang zwei über den Zielstrich. Es war das beste Ergebnis seiner noch kurzen F1-Karriere: "Es war cool ein paar Führungsrunden zu drehen. Das hat richtig Spaß gemacht. Natürlich strapaziert es etwas die Nerven, wenn man Max Verstappen und sein Auto hinter sich hat. Ich wusste relativ schnell, dass es schwer werden würde, ihn hinter mir zu halten. Es war nur eine Frage der Zeit ist, bis er mich schnappt."

Dass der McLaren dann aber schon wenige Kurven nach dem Restart aufgeschnupft wurde, war so nicht geplant: "Er hat mich schon oben auf Eau Rouge überholt. Da sieht man mal, was sie für einen Speed auf den Geraden haben. Ich bin in Kurve 1 etwas weit rausgekommen. Das hat sicher nicht geholfen. Am Ende hat es aber wohl keinen Unterschied gemacht."

Oscar Piastri - GP Belgieh 2023
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Mit einem Red Bull im Rückspiegel können einem schon mal die Nerven flattern. Doch Piastri blieb cool.

Lernkurve nicht linear

Auch in stressigen Momenten blieb der Neuling ruhig und machte keine Fehler: "Ich hatte in meiner Karriere ja schon ein paar Safety-Car-Restarts angeführt. Das war heute sicher nicht einfach unter schwierigen Bedingungen mit niedrigen Reifentemperaturen. Ich hoffe aber, dass ich noch ein paar Mal die Gelegenheit dazu bekomme."

Trotz des Lobes von allen Seiten versucht Piastri den Ball flach zu halten: "Generell bin ich zufrieden mit der Saison und meiner Entwicklung. Ich habe einen starken Teamkollegen. Eine hohe Messlatte hilft einem immer weiter. Es gab aber in den ersten Rennen auch ein paar Momente, die ich im Nachhinein noch einmal anders machen würde. Das lässt sich im Nachhinein natürlich immer leicht sagen."

An den Alpine-Streit, der vor einem Jahr in Spa-Francorchamps auf seinem Höhepunkt wütete, denkt der Pilot nicht mehr zurück. Er fühle sich bei McLaren sehr wohl. Das Team gibt ihm das richtige Umfeld, weiter stetig zu lernen.

"Meine Entwicklungskurve verlief in den letzten Monaten nicht immer linear. Ich würde Silverstone als mein bestes Wochenende bezeichnen. In Budapest traten ein paar Dinge zu Tage, die ich noch lernen und an denen ich arbeiten muss. Heute war es stark, gestern habe ich vielleicht ein bisschen was liegen lassen."

"Ich weiß, dass ich nicht zu viel wollen darf. Das kann schnell in der Mauer enden. Da muss ich meine Erwartungen zügeln. Aber der Trend geht in die richtige Richtung. Natürlich hilft auch das bessere Auto. Wir wissen, dass wir immer in die Top 3 fahren können. Das war zu Beginn der Saison noch ein Traum, der außer Reichweite schien. Das gibt einem Extra-Motivation. Es ist immer cool, wenn man einen Pokal oder eine Sprint-Plakette mitnehmen kann."

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