McLaren-Upgrade funktioniert
Auf dem Weg zum Siegerteam

GP Singapur 2023

McLaren hakt den vierten Startplatz von Lando Norris als Erfolg ab. Das Upgrade funktioniert, und das Auto kann jetzt auch langsame Kurven. Da ließ sich Oscar Piastris Pech verschmerzen.

Lando Norris - McLaren - Formel 1 - GP Singapur - 16. September 2023
Foto: Wilhelm

McLaren kann auf lange Sicht Red Bulls größter Gegner werden. Weil die Ingenieure offensichtlich verstehen, was sie tun. Jedes Upgrade seit dem GP Österreich ist voll eingeschlagen. Auch das jüngste, das zu den umfangreichsten des ganzen Jahres zählt. McLaren hatte seinen MCL60B in zwölf Punkten modifiziert.

Das Ziel lag ganz klar auf der Hand: Die Modifikationen an der Aerodynamik sollten den letzten großen Schwachpunkt des Autos in Bezug auf die Rundenzeit ausradieren. McLaren fehlte Abtrieb in den langsamen Kurven. Lando Norris lobte nach zwei Tagen Erfahrung mit dem neuen Paket: "Das Upgrade tut exakt das, was es tun soll. So wie die Ausbaustufe von Österreich hat es von der ersten Runde an funktioniert. Das ist ein gutes Zeichen für das nächste Jahr."

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Für McLaren war das Änderungspaket ein Kraftakt. Seit zwei Wochen stand fest, dass man bis zum GP Singapur nur ein Kit fertigstellen würde können. "Weil auch Änderungen am Chassis nötig waren", verrät Teamchef Andrea Stella. Trotzdem kam es für ihn nie in Frage, den ersten Einsatz um ein Rennen bis Suzuka hinauszuzögern, um beide Fahrer gleich zu bedienen.

McLaren - Technik - GP Singapur 2023
Wilhelm

Lando Norris bekam in Singapur das große Upgrade-Paket.

Direkter Vergleichstest

Oscar Piastri wurde schon im Vorfeld eingeweiht. "Wir haben ihm erklärt, warum wir nicht rechtzeitig zwei Einheiten schaffen. Oscar hat es verstanden. Wenn ein Entwicklungsschritt einen Vorteil bringt, dann muss er so schnell wie möglich auf die Strecke. Da wartet man nicht freiwillig ab." Piastri bestätigt: "Als Fahrer akzeptierst du, was besser für das Team ist. Und ich war ja nicht immer dieses Jahr zweite Wahl. Den letzten neuen Heckflügel bekam ich zuerst."

Obwohl es so nie geplant war, bekam McLaren so den Luxus eines direkten Vergleichstests zwischen neu und alt. Der war am ersten Trainingstag dadurch ein bisschen verwässert, dass Neuling Piastri erst einmal die Strecke lernen musste. Doch im dritten Training kam der Australier immer besser in Schwung. Da trennten die beiden Spezifikationen nur noch vier Zehntel. In dem Bereich dürfte auch der Unterschied liegen, natürlich nur auf Strecken mit derart vielen langsamen Kurven.

Nach der Steigerung erwartete McLaren seinen Rookie im Q3. Es kam nicht dazu. Bevor das Wunderkind aus Melbourne seine Runde beenden konnte, donnerte Lance Stroll mit 240 km/h in die TecPro-Barriere der Zielkurve. Die rote Flagge klaute allen Fahrern, die ihre Runde noch nicht beendet hatten, die Gelegenheit sich zu verbessern. "Es war keine spezielle Runde, aber ich wäre ins Q2 gekommen", war sich Piastri sicher.

Lando Norris lag im Abstand von 100 Metern hinter Stroll: "Ich sah Lance noch um die Ecke biegen und dann nur noch eine Rauchwolke. Danach ging es nur darum, dem Auto, einem Reifen und vielen Trümmern auszuweichen, die auf die Strecke rutschten."

Lando Norris & Calos Sainz - Formel 1 - GP Singapur - 16. September 2023
xpb

Im Qualifying hatte Ferrari noch die Oberhand. Norris fehlten keine drei Zehntel zur Pole Position.

Norris auf Ferrari-Jagd

Norris kam ohne Probleme eine K.O.-Runde weiter und forderte dann im Q3 die Ferrari und die Mercedes heraus. Am Ende stellte er sein Auto auf den vierten Startplatz. Auf die Pole Position fehlten nur 0,286 Sekunden.

Für McLaren war es ein Erfolg. Das Auto vom Saisonbeginn wäre auf einer Strecke wie Singapur wahrscheinlich am Q1 gescheitert. Stella zog zufrieden Bilanz: "Alle Sensoren und Strömungsindikatoren lieferten die Zahlen, die uns der Windkanal versprochen hatten. Wir hatten auch die Änderungen an der Strecke in unsere Simulationen richtig einkalkuliert." Red Bull offenbar nicht.

Zum wiederholten Male hat McLaren nun bewiesen, dass der interne Entwicklungsprozess funktioniert und die Prognosen der Werkzeuge treffsicher sind. Deshalb sieht Stella auch keinen Grund, warum man die Fahrcharakteristik des Autos nicht so hinbekommen kann, wie es sich die Fahrer wünschen.

Norris und Piastri klagen, dass der McLaren in langsamen Kurven zwar schneller, aber immer noch schwer zu fahren ist. "Wir haben jetzt den Aerodynamik-Part angefasst. Die Mechanik wird noch unter die Lupe genommen. Wenn man es als Gesamtaufgabe sieht, haben wir noch nicht einmal 50 Prozent von dem aussortiert, was wir uns vorgenommen haben."

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