Trainingsanalyse GP Mexiko 2023
Norris fordert Verstappen

GP Mexiko 2023

Der Hauptgegner für Max Verstappen ist diesmal Lando Norris. Auf eine Runde musste sich der McLaren-Fahrer geschlagen geben. Im Longrun ist Norris schneller. Normalerweise ist es umgekehrt.

Lando Norris - McLaren - GP Mexiko 2023
Foto: Wilhelm

Red Bull ging als Favorit in das Mexiko-Wochenende. Auch wegen des überlegenen Sieges im Vorjahr. Doch Max Verstappen winkt ab: "Auf die Vergangenheit darfst du nicht bauen." Und tatsächlich hat sich am ersten Trainingstag zum GP Mexiko mit Lando Norris ein Gegner präsentiert, der dem 15-fachen Saisonsieger gefährlich werden kann, wenn es McLaren gelingt, seine Leistung zu konservieren

Wenn jemand Red Bull herausfordert, dann ist er normalerweise auf eine Runde schneller, verliert aber im Dauerlauf. Doch diesmal war es umgekehrt. Verstappen nahm Norris mit seiner Tagesbestzeit 0,119 Sekunden ab und baute dabei noch einen Fehler in die dritte Kurve ein. Doch im Vergleich der Medium-Longruns hat Norris die Nase um 0,168 Sekunden pro Runde vorne. Und der Engländer drehte auf den Medium-Reifen sogar noch drei Runden mehr. Red-Bull-Sportchef Helmut Marko hofft: "Normalerweise kann der Norris am Sonntag das Tempo nicht halten, dass er am Freitag verspricht."

Unsere Highlights

Ferrari und Mercedes suchen noch ihre Form auf dem höchstgelegenen GP-Kurs im Kalender. Die Mercedes-Fahrer hadern mit der Balance. Und Ferrari ist wieder nur schnell auf eine Runde. Über die Distanz verlieren die Medium-Gummis zu schnell Grip.

Aston Martin verlor mit einer festklemmenden Radmutter und Heckflügel-Problemen viel Zeit und enttäuschte mit schwachen Rundenzeiten. Dabei hatte man sich so große Hoffnungen gemacht, nachdem das Aero-Upgrade am Renntag in Austin auf dem Niveau der Spitzenautos fuhr.

Am ersten Trainingstag in dünner Luft schlug die Stunde der Außenseiter. Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas und Alexander Albon mischten sich unter Ferrari und Mercedes und hängten Aston Martin klar ab.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Mexiko - Freitag - 27.10.2023
Wilhelm

Max Verstappen und Red Bull waren zumindest am ersten Trainingstag nicht haushoch überlegen.

1) Hat Verstappen einen Gegner?

Max Verstappen führte in beiden Trainingssitzungen die Reihenfolge an. Der Vorsprung auf Lando Norris betrug nur 0,119 Sekunden. Doch die Top 16 bis runter zu Pierre Gasly trennen nur 0,956 Sekunden. Das verspricht für Samstag eine spannende Qualifikation. Auch mit den Longruns war man bei Red Bull zufrieden. "Wir haben unsere Probleme mit dem Medium-Reifen gelöst. Am Morgen hat er über die Distanz noch stark abgebaut", verrät Sportchef Helmut Marko.

Allerdings macht Lando Norris den Seriensiegern starke Konkurrenz. Im Longrun noch mehr als über eine Runde. Der McLaren-Pilot kam auf dem Medium-Reifen über 13 Runden auf einen Schnitt von 1.23,118 Minuten, während Verstappen im Mittel von neun Runden 1.23,286 Minuten schaffte.

Marko war auch zufrieden mit der Vorstellung von Sergio Perez. "Er war nur drei Zehntel langsamer als Max. Das ist für einen Freitag nicht schlecht." Der Mexikaner wurde am Nachmittag mit den harten Reifen in den Dauerlauf geschickt und war da mit 1.23,354 Minuten über acht Runden der Schnellste. Oscar Piastri im zweiten McLaren fehlten im direkten Vergleich 0,426 Sekunden pro Runde.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Mexiko - Freitag - 27.10.2023
Motorsport Images

Ferrari ist auf eine Runde bei der Musik. Im Longrun bauen die Reifen zu sehr ab.

2) McLaren, Ferrari oder Mercedes?

Auf eine Runde lautet die Reihenfolge McLaren 0,147 Sekunden vor Ferrari und 0,219 Sekunden vor Mercedes. McLaren machte auch auf dem Medium-Longrun eine gute Figur. Lando Norris konnte sogar Verstappen hinter sich lassen. "Wir haben mit einem guten Setup begonnen. Wenn wir so gut in das Wochenende starten, kommt aber selten noch viel Rundenzeit dazu", warnte der Engländer.

Ferrari war ordentlich auf eine Runde, litt aber wieder über die Distanz. Mit einer schnellste Runde von 1.18,952 Minuten brachte sich Charles Leclerc auf Schlagdistanz zu Verstappen und ist ein Mitfavorit auf die Pole Position. Den Medium-Longrun ging der Monegasse zu schnell an und bezahlte am Schluss. Carlos Sainz machte es umgekehrt und war am Ende um sechs Hundertstel pro Runde schneller. Es halten sich weiter Gerüchte, dass sich Ferrari noch zu einem Motorwechsel entschließt und wenigstens bei einem Auto eine fünfte Antriebseinheit einbaut.

Mercedes hat noch viel Arbeit vor sich. "Wir haben das Setup noch nicht hingekriegt und viel mit unterschiedlichen Bodenfreiheiten probiert, auch um herauszufinden, was da in Austin schiefgelaufen ist", erzählte Teamchef Toto Wolff. Die Mercedes waren im Longrun besser als auf die Distanz. Lewis Hamilton fehlten drei Zehntel auf Norris und zwei Zehntel auf Verstappen. "Das Auto fühlt sich ganz anders an als in Austin", wunderte sich Hamilton. George Russell forderte: "Wenn wir am Samstag bei der Musik sein wollen, müssen wir unser Auto noch um einiges verbessern."

Der Engländer musste im ersten Training sein Auto an Junior Frederik Vesti abtreten. Man merkte ihm das verlorene Training an. Chefingenieur Andrew Shovlin fürchtet: "Fast jedes Team hat einen Fahrer in den Top Ten. Es wird eine schwere Aufgabe, beide Autos ins Q3 zu bringen."

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Mexiko - Freitag - 27.10.2023
xpb

Valtteri Bottas kletterte im zweiten Training auf den vierten Platz.

3) Was suchen Alfa-Sauber und Alpha Tauri da vorne?

Die Überraschung des ersten Trainingstages waren Valtteri Bottas auf Rang 4 und Daniel Ricciardo auf dem 6. Platz. Sauber hat ein Auto, dass auf Strecken die viel Anpressdruck verlangen, immer stark ist. Bei Streckentemperaturen zwischen 32 und 40 Grad haben die Sauber-Piloten auch keine Schwierigkeiten, die Reifen aufzuwärmen. Da hilft auch Pirellis C5-Mischung, die dieses Jahr neu am Start ist.

Im Longrun lief es nicht ganz so gut. Besonders in den letzten Runden bauten die Reifen am Auto von Bottas stark ab. Der Finne war dennoch zufrieden. "Nachdem wir am Morgen ein Problem mit dem Brake-by-wire-System schnell gelöst hatten, lief es den Rest des Trainings solide. Das generelle Gefühl ist gut."

Der Alpha Tauri AT04 wird mit jedem Upgrade ein bisschen schneller. "Ricciardo war von Anfang an voll dabei", lobte Marko. Der Australier war auf allen Reifentypen bei der Musik. Für Yuki Tsunoda wird es dagegen schwieriger, in die Punkteränge zu fahren. Nach dem Wechsel auf den fünften Motor, Turbolader, MGU-H und MGU-K, sowie die dritte Batterie muss der Japaner von hinten starten. "Wenigstens kann man überholen", atmet Marko auf. Aufpassen muss man auch auf den Williams von Alexander Albon. Der Thailänder fuhr in seiner Rennsimulation auf harten Reifen fast auf Perez-Niveau.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Mexiko 2023
xpb

Aston Martin stürzte am ersten Trainingstag zum GP Mexiko böse ab.

4) Was läuft bei Aston Martin schief?

Die Zeitentabelle verheißt nichts Gutes: Lance Stroll auf Platz 18, Fernando Alonso Letzter. Der Spanier drehte sich in seiner Runde mit den Soft-Reifen in Kurve 9. Er glaubt, dass die Runde für Platz 12 gut gewesen wäre, wenn er sie zu Ende gebracht hätte. Es ist nicht der erste Fehler des Veterans in letzter Zeit. Fährt da schon der Frust mit?

Der Datenabgleich des Rennens in Austin hatte ergeben, dass das neue Aero-Upgrade ein Fortschritt war. Stroll fuhr im letzten Stint beim GP USA fast identische Rundenzeiten wie Verstappen. Deshalb waren beide Autos auch mit dem neuen Unterboden und Seitenkästen bestückt.

Als Lance Stroll zwölf Minuten vor Schluss mit den weichen Reifen auf die Strecke ging, war die Strecke zu rutschig. Im Bereich des Stadions nieselte es. Stroll verbrachte eine halbe Stunde in den Boxen, weil sich das linke Vorderrad nicht lösen ließ. Wieder viel verlorene Zeit für den Kanadier, der in den Freitagstrainings der letzten Rennen fast regelmäßig von technischen Problemen heimgesucht wurde.

Alonso verlor im ersten Training viel Zeit. Nachdem der WM-Vierte zwei Runden lang ein Aero-Messgitter spazieren fuhr, dauerte es eine halbe Stunde, bis er wieder auf der Strecke auftauchte. Es musste auch noch der Heckflügel getauscht werden. Dann blieb nur noch Zeit, verschiedene Bodenfreiheiten auszuprobieren. Offensichtlich steht man damit noch im Wald.

Im Medium-Longrun rangierte Alonso mit einem Schnitt von 1.24,488 Minuten sogar noch hinter Hülkenberg auf dem letzten Platz. Aston Martin hofft jetzt auf das dritte Training am Samstag. Viele Teams sind am ersten Trainingstag unterschiedliche Programme gefahren, und die Strecke selbst wurde immer schneller, bis leichter Regen die Longrun-Jagd einbremste.

Nico Hülkenberg - Haas - Formel 1 - GP Mexiko - Freitag - 27.10.2023
Motorsport Images

Die Aussichten auf WM-Punkte sind für Nico Hülkenberg im 200. Karriere-Rennen schlecht.

5) Kann es für Haas Punkte geben?

Das wird eine schwierige Mission. Der US-Rennstall war nie gut in Mexiko. "Wenn alle maximalen Abtrieb fahren, haben wir ein Problem. Unser maximaler Anpressdruck ist geringer als bei den Konkurrenzteams", bedauert Einsatzleiter Ayao Komatsu. Das zeigt sich an den Topspeeds.

Kevin Magnussen war mit 351,9 km/h der Schnellste auf den Geraden, Nico Hülkenberg im ersten Sektor mit der 1,2 Kilometer langen Zielgerade die Nummer 1. Dafür verloren die Haas-Piloten in den schnellen Kurven des Mittelsektors. Mit Zwischenzeiten von 31,1 Sekunden büßten Hülkenberg und Magnussen dort sechs Zehntel auf die direkten Konkurrenten Alpha Tauri und Sauber.

Hülkenberg versuchte, sich trotzdem Optimismus zu bewahren. "Im ersten Sektor waren wir schnell. Er besteht aber auch fast nur aus Geraden. Im zweiten Sektor fehlt der Abtrieb. Aber die Runden hier in Mexiko fühlen sich nie gut an, weil du so wenig Grip hast und das Auto nur in einem kleinen Arbeitsfenster funktioniert."

Im letzten Sektor rangiert der Rheinländer dann wieder im Mittelfeld. "Langsame Kurven waren schon immer unsere Stärke, wenn man von Stärke reden kann." Noch ist nichts verloren, hofft Hülkenberg: "Wir werden alle Setup-Optionen ausprobieren, um uns zu steigern."

Isack Hadjar - Alpha Tauri - Formel 1 - GP Mexiko - Freitag - 27.10.2023
xpb

Der unmarkierte Reifen war ein C4-Prototyp.

6) Welchen Reifen hat Pirelli getestet?

Es war eine neue C4-Mischung, die bei gleichem Grip einen größeren Arbeitsbereich aufweist. Bei vielen Fahrern war der neue Reifentyp im direkten Vergleich zum aktuellen Medium bis zu einer halben Sekunde langsamer. Daniel Ricciardo erzielte mit 1.19,689 Minuten die schnellste Zeit mit dem Testreifen. Charles Leclerc war mit dem Medium-Bestwert im Ferrari mit 1.19,611 Minuten nur unwesentlich schneller.

Pirelli-Sportchef Mario Isola will erst nach dem Datenstudium eine Aussage treffen: "Bei vielen war der neue C4 langsamer. Bottas und Ricciardo waren schneller, weil sie zuerst den alten, dann den neuen Reifen probiert haben. Wir müssen erst herausfiltern, welchen Einfluss der Gripzuwachs von der Strecke hatte."

Pirelli hat in diesem Jahr seine drei weichsten Reifen im Angebot. Die C2-Mischung erschien im letzten Jahr vielen Teams zu hart. Damit wird der Medium-Gummi vom letzten Jahr zur härtesten Option. Und der war 2022 der bevorzugte Reifentyp der Piloten. Isola glaubt, dass es ein hartes Rennen zwischen einem und zwei Stopps wird. "Es ist kaum ein Unterschied zwischen medium-hart und medium-hart-medium. Die Reifenabnutzung am Sonntag wird entscheiden, welche Wahl die bessere ist."

Die C5-Mischung werden wir kaum im Rennen sehen. "Höchstens ganz zum Schluss, wenn man für einen kurzen Stint nochmal auf die Strecke muss", glaubt Aston-Martin-Chefingenieur Tom McCullough. Problem des Soft-Reifens: Er körnt an der Hinterachse.

Longrun-Analyse GP Mexiko 2023

Fahrer

Schnitt Rundenzeit

Runden

Reifentyp

Stint

Norris

1.23,118 min

12

medium

1

Verstappen

1.23,286 min

9

medium

1

Hamilton

1.23,477 min

7

medium

1

Russell

1.23,651 min

7

medium

1

Ocon

1.23,728 min

7

medium

1

Sainz

1.23,820 min

10

medium

1

Leclerc

1.23,885 min

11

medium

1

Bottas

1.24,041 min

9

medium

1

Hülkenberg

1.24,463 min

8

medium

1

Alonso

1.24,488 min

11

medium

1

Perez

1.23,354 min

8

hart

1

Albon

1.23,366 min

8

hart

1

Piastri

1.23,780 min

13

hart

1

Ricciardo

1.23,947 min

9

hart

1

Live
GP Imola