In den drei Trainings hatte Max Verstappen die Rangliste angeführt. Zwei Mal vor Williams-Fahrer Alexander Albon, im zweiten Training vor Lando Norris. Der Weltmeister hatte vor der Qualifikation zum GP Mexiko die besten Karten. Doch er spielte sie nicht aus. Statt die elfte Pole Position der Saison einzufahren, hat der 26-jährige Niederländer am Rennsonntag zwei Ferrari vor der Nase.
Die Scuderia überraschte sich selbst. Am Freitag noch hatte sich der Rennstall aus Maranello keine Chance auf Pole Position ausgerechnet. Dafür war das rote Auto nicht stabil genug auf der Hinterachse. Einen Tag später drehte Ferrari auf – und zwar im Q3, als es zählte. Charles Leclerc schnappte sich den besten Startplatz bereits mit dem ersten Q3-Versuch. Der Monegasse umrundete den Kurs in 1:17.166 Minuten und verbuchte die vierte Saison-Pole. "Das habe ich nicht erwartet. Nach dem dritten Training sah es gar nicht danach aus. In der Quali haben wir die Runden dann zum Glück im letzten Teil zusammengesteckt", freute sich Leclerc.
Zahlreiche Untersuchungen
Der Teamkollege färbte die erste Reihe komplett in Rot. Carlos Sainz verpasste die Pole um 67 Tausendstel. Erst dahinter reihte sich Verstappen ein. Es war ein Tausendstel-Krimi um den besten Startplatz, den der Champion verlor. Zwar verbesserte sich Verstappen in seinem letzten Run, doch der Pole-Zeit hinkte er um 97 Tausendstel hinterher. "Es herrscht wegen der Höhe wenig Haftung auf der Strecke. Im letzten Sektor waren wir leider nicht schnell genug. Da hatte ich zu viele Probleme", erklärte der Seriensieger der Formel 1.
Dennoch dürfte Verstappen gute Karten auf den nächsten Sieg haben. Vielleicht führt er bereits nach dem Start. Der Anlauf bis zur ersten Kurve ist über 800 Meter weit. Da kann er sich in den Windschatten der Ferrari klemmen. Das dürfte auch Daniel Ricciardo vorhaben, der im Alpha Tauri sensationell auf dem vierten Rang landete. Der Australier fühlte sich von Beginn an wohl in seinem Auto und überzeugte.
Hinter dem Ergebnis stand erstmal noch ein Fragezeichen. Die Rennleitung gab zahlreiche Vorfälle an die Stewards für eine Untersuchung weiter. Max Verstappen, Fernando Alonso und George Russell mussten sich dafür verantworten, einen Stau an der Boxenausfahrt produziert zu haben. Lewis Hamilton dafür, unter gelber Flagge nicht ausreichend verlangsamt zu haben. Logan Sargeant ebenfalls für ein Vergehen unter Gelb. Verstappen, Alonso, Russell und Hamilton wurden freigesprochen. Sargeant dagegen nicht. Für ein Überholmanöver bei gelber Flaggen gegen Yuki Tsunoda bekam er zehn Strafplätze für das nächste Rennen aufgebrummt.
Mercedes nicht gut genug
Der Lokalheld musste sich mit dem fünften Platz abfinden. Dabei büßte Sergio Perez nur 0,257 Sekunden auf die Pole-Marke von Leclerc ein. Es ist eine ordentliche Ausgangsposition für ihn. Mercedes hatte sich vor dem Rennwochenende viel ausgerechnet, bleibt aber unter den Erwartungen. Lewis Hamilton belegte mit einem Rückstand von 0,288 Sekunden den sechsten Rang. Teamkollege George Russell wurde Achter.
McLaren war bereits nach dem Q1 Geheimfavorit Lando Norris los. Oscar Piastri hielt den Schaden als Siebter in Grenzen. Nach einem starken Auftritt am Freitag stürzte McLaren am Samstag ab. Dagegen herrschte Freude bei Alfa Romeo. Sowohl Valtteri Bottas als auch Guanyu Zhou gehörten zu den Teilnehmern des großen Finales.
Aston Martin weiter schwach
Für Alpine endete das Qualifying mit einem Auto nach dem Q2 und mit dem anderen bereits nach dem ersten Segment. Pierre Gasly machte im teaminternen Vergleich die bessere Figur. Der Franzose steuerte seinen A523 auf den elften Rang. Offenbar strauchelt das blaue Auto aus dem englischen Enstone, weil auf den Geraden der Punch fehlt.
Um Haas musste man sich nach dem Trainingsfreitag Sorgen machen. Das Paket für maximalen Abtrieb liefert nicht ausreichend Anpressdruck. Nico Hülkenberg kompensierte es in der Qualifikation. Der Deutsche machte das Beste aus den Möglichkeiten und holte sich den zwölften Rang. Für das Q3 hätte Hülk rund eineinhalb Zehntel schneller sein müssen.
Aston Martin befindet sich im Abwärtsstrudel. Daraus konnte sich die Mannschaft auch in der Qualifikation nicht befreien. Fernando Alonso verfeuerte drei weiche Reifensätze, um wenigstens im Q2 vertreten zu sein. Dort strandete der Spanier als 13. Dahinter klagte Alexander Albon sein Leid. Der Thailänder hatte in den Trainings brilliert. Im Quali erkannte er sein Auto nicht wieder. "Es muss etwas faul sein", funkte er.
Albons letzte Runde wäre ausreichend gewesen für einen Platz im Finale. Die Rennleitung strich ihm die Runde jedoch wegen Track Limits. Yuki Tsunoda diente seinem Teamkollegen als Windschattenspender. Alpha Tauri spielte die Karte aus, weil der Japaner nach Motorwechsel ohnehin von ganz hinten in den Grand Prix gehen wird.
Norris sensationell im Q1 raus
Am Freitag hatte sich Lando Norris zum großen Rivalen von Verstappen aufgeschwungen. Der McLaren-Fahrer war schnell auf eine Runde und sogar besser als der Red Bull über die Distanz. Davon war am Qualifikations-Samstag nichts mehr übrig. Auf fast perfekte Runden vom Vortag folgten verkorkste im entscheidenden Moment.
McLaren traute sich im Q1 zunächst auf der Medium-Mischung raus. Norris brach darauf seinen ersten Versuch ab. Später auf der Softmischung geriet er im kurvenreichen Mittelsektor ins Schlingern. Zum Schluss kam ihm nach Dreher von Alonso die gelbe Flagge in die Quere. Das Ergebnis war der vorletzte Platz. Schlechter schnitt nur Logan Sargeant im Williams ab, dem die Runden jeweils aberkannt wurden.
Im Q1 scheiterten außerdem noch Esteban Ocon und Kevin Magnussen. Der Alpine-Fahrer schrammte um 64 Tausendstel am Aufstieg vorbei und ärgerte sich: "Wir stehen immer auf der falschen Seite." Magnussen verbuchte die 13. Niederlage im Quali-Duell mit Teamkollege Hülkenberg. Ihm fehlten etwa zwei Zehntel zur Q1-Zeit des langen Rheinländers.
Fahrer | Team | Q1 | Q2 | Q3 |
1. Charles Leclerc | Ferrari | 1:18.401 | 1:17.901 | 1:17.166 |
2. Carlos Sainz | Ferrari | 1:18.755 | 1:18.382 | 1:17.233 |
3. Max Verstappen | Red Bull | 1:18.099 | 1:17.625 | 1:17.263 |
4. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 1:18.341 | 1:17.706 | 1:17.382 |
5. Sergio Perez | Red Bull | 1:18.553 | 1:18.124 | 1:17.423 |
6. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:18.677 | 1:17.571 | 1:17.454 |
7. Oscar Piastri | McLaren | 1:18.241 | 1:17.874 | 1:17.623 |
8. George Russell | Mercedes | 1:18.893 | 1:17.673 | 1:17.674 |
9. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 1:18.429 | 1:18.016 | 1:18.032 |
10. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 1:19.016 | 1:18.440 | 1:18.050 |
11. Pierre Gasly | Alpine | 1:18.945 | 1:18.521 | |
12. Nico Hülkenberg | Haas | 1:18.969 | 1:18.524 | |
13. Fernando Alonso | Aston Martin | 1:18.848 | 1:18.738 | |
14. Alexander Albon | Williams | 1:18.828 | 1:19.147 | |
15. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 1:18.890 | keine Zeit | |
16. Esteban Ocon | Alpine | 1:19.080 | ||
17. Kevin Magnussen | Haas | 1:19.163 | ||
18. Lance Stroll | Aston Martin | 1:19.227 | ||
19. Lando Norris | McLaren | 1:21.554 | ||
20. Logan Sargeant | Williams | keine Zeit |